Bewertung: 3.5 / 5
Kein Film ohne Schurke und dieser Part fällt in Mission: Impossible - Phantom Protokoll Michael Nyqvist zu. Mit der Original-Millennium-Trilogie feierte der Schauspieler seinen bisher größten Erfolg, der ihm auch international eine Reihe an Türen öffnete. Nyqvist hat eine Ausstrahlung, die ihn für Schurkenrollen geradezu prädestiniert. Leider ist seine Rolle als Kurt Hendricks nicht komplett bis zum Ende durchdacht, was streckenweise für Unglaubwürdigkeit sorgt und Nyqvist in seinen Möglichkeiten viel zu sehr limitiert. Kurz in einer Actionszene glänzen durfte auch Josh Holloway, für den Mission: Impossible - Phantom Protokoll die bisher größte Filmproduktion darstellt. Einen Namen machte sich der Darsteller vor allem durch seine Leistung in der Erfolgsserie Lost und nach seinem leider kurzen, aber überzeugenden Auftritt in diesem Film sollte er auf jeden Fall öfters in großen Actionfilmen in Erscheinung treten. Demgegenüber steht Anil Kapoor (24 Staffel 8), der weniger mit Action, als mit exzentrischer Leichtigkeit gegen Ende des Films das Publikum auf seine Seite zieht. Ebenfalls nicht unerwähnt sollte Ving Rhames bleiben; wie Tom Cruise ist er die einzige Konstante, die alle Mission: Impossible-Filme gemeinsam hatten. Zwar übernahm dieses Mal Simon Pegg seinen Part als Computerfachmann, für Rhames sprang aber immerhin ein kurzer Gastauftritt heraus, der vor allem für die Fans gemacht wurde.
Selbstredend kommt der Action besondere Aufmerksamkeit zu. Ob Russland, Dubai oder Mumbai, Bird schickt seine Figuren einmal quer um den Globus, wobei der Höhepunkt des Films ganz eindeutig die Szenen am Burj Khalifa sind. Wie in den vorherigen Teilen bekommt Ethan Hunt auf diese Weise einmal mehr die Möglichkeit, seine Seilkünste unter Beweis zu stellen, nur dass es dieses Mal in deutlich luftigeren Höhen stattfindet. Nicht schwindelfreie Zuschauer sollten hier besser aufpassen. Leider kann der Film diesen Höhepunkt in Dubai nicht mehr toppen. Zwar wird gegen Ende noch eine ganze Menge geboten, aber das Katz- und Mausspiel zum Schluss ist streckenweise dann doch etwas zuviel des Guten.
Trailer zu Mission: Impossible - Phantom Protokoll
Diese Sättigung liegt in erster Linie an der Vorhersehbarkeit der Story. Wer gut ist und wer böse, ist schnell klar und gegen Ende ist mehr als offensichtlich, wie die Handlung ausgehen wird und das ist ein Punkt, an dem Paramount Mutlosigkeit vorgeworfen werden muss. So wird der Showdown wirklich so in die Länge gezogen, damit Ethan Hunt auch sprichwörtlich die Welt in letzter Sekunde retten darf. Dabei hätte Mission: Impossible - Phantom Protokoll alles Potential gehabt, um mit einem echten und schockierenden Knall zu enden, der die Tür für weitere Filme extrem weit aufgestoßen hätte. Der Schockmoment weicht aber dem unvermeintlichen Happy End, so wie es sich für das moderne Hollywood gehört. Diese Situation wird noch verschlimmert, da Paramount vieles im Vorfeld der Veröffentlichung tat, um Mission: Impossible - Phantom Protokoll als Neuanfang zu promoten. Zeitweise war sogar die Rede davon, dass Jeremy Renner das Zepter von Tom Cruise überreicht bekommt. Die Beweggründe von Paramount sind an keiner Stelle im Film nachvollziehbar. Mission: Impossible - Phantom Protokoll ist vieles, aber gewiss weder ein Neuanfang noch ein Reboot, auch wenn Paramount dies den Zuschauern gerne einreden möchte. Waren alle Filme der Reihe bisher relativ losgelöst, ist der neue Film vor allem eines: Der erste Film innerhalb der Reihe, der als direkte Fortsetzung gewertet werden kann, wird doch die Handlung von Mission: Impossible 3 direkt fortgeführt. Auch bleibt Tom Cruise der Star im Film. Jeremy Renner bekommt zwar einige Momente, um auch in Actionszenen zu glänzen, gleichziehen kann er mit Cruise jedoch nicht. Dies dürfte wohl einem Mission: Impossible 5 vorbehalten bleiben - wäre es Paramount ernst mit dem Neuanfang gewesen, wäre das Ende anders verlaufen.
Ein Mann wie Tom Cruise kann in Würde altern, ohne dabei zum alten Eisen zu gehören. Regisseur Brad Bird zeigt, dass er auch was anderes drauf hat als Animationsfilme und das recht gut. Dass ihn das Drehbuch mit dessen Vorhersehbarkeit limitiert, wollen wir ihm an der Stelle nicht vorwerfen. Bird schafft es, die Figuren weitestgehend glaubwürdig zu zeichnen und allen genügend Leinwandzeit zu geben. Zwar gelingt es ihm nicht, mit Brian De Palmas Vision gleichzuziehen, doch lässt er Teil 2 weit hinter sich und schafft es sogar, an Mission: Impossible 3 vorbeizuziehen. Damit wird Mission: Impossible - Phantom Protokoll für uns zum zweitbesten Film der Reihe, der gegen Ende des Jahres noch einmal Action satt bietet und mit etwas mehr Feinschliff noch besser geworden wäre. 3,5 von 5 Hüten, Kenner der Reihe werden nicht enttäuscht.