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Monster

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Monster Kritik

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Monster Kritik
0 Kommentare - 16.05.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Monster" ist.

Bewertung: 3 / 5

Alieen (Charlize Theron) lernt eines Tages de junge Selby (Christina Ricci) kennen, in die sie sich verliebt. Alieen, die als Prostituierte arbeitet, sieht in Selby die Möglichkeit, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Doch dazu braucht das Paar Geld und während sie überlegen, wie sie dieses Leben verlassen, werden sie von einem Freier verfolgt.

Es fällt schwer, sich mit den Dingen zu befassen, die wir nicht sehen wollen. Abgründe, Vergangenes, Taten die uns einfach aufrütteln. Daraus kann in gewisser Weise eine Mentalität des Abschaltens und des Vermeidens entstehen. Ist natürlich für die Resilienz von Vorteil, wenn das nicht mit dem zusammenpasst, was man erwartet. Und dann gibt es in der Kunst immer wieder diese Projekte, Arthaus, oder besser gesagt Oscar bait. Filme, die in Wunden wühlen und solche, die sich anschicken eine Zustandsbeschreibung zu sein. Das kann verwundern, kann im positiven Sinne erstaunen, weil man ja mit Dingen konfrontiert wird, die man ansonsten eher vermeiden würde. Dann wiederum aber kann es auch verärgern, weil es abseits dessen vielleicht entweder zu seicht, oder zu gewöhnlich daherkommt. Und dieser Zwiespalt beschriebt auch Monster ganz gut. Ein Werk, daß sich mit ziemlich abstoßenden Themen in einer abstoßenden Welt befasste. Das ist Psychopathologie in Reinform, bei der der Zuschauer angehalten ist, etwas zu betrachten, worauf er nun wirklich keine Lust hat. Eine abgewrackte Serienmörderin, die davon träumt, ein besseres Leben zu führen. Das ist einerseits unerträglich, auf der anderen Seite aber wiederum so holzhammerartig, daß man gar nicht weiß, was man damit nun letzten Endes anfangen soll.

Diejenigen, die sich einreden, Monster sei ein Werk, daß man unbedingt sehen muss, irren. Es ist natürlich, wie oft in Biographien dann eine Interpretation einer viel zu verschachtelten Realität und die Frage ist auch, wer sagt sich „Oh, Mensch, jetzt hab ich aber mal richtig Bock meine masochistischen Tendenzen auszuleben und mir ein unerträgliches Drama über eine Serienmörderin anzusehen?“ Ja, daß war fies. Mitunter erinnert Monster dabei an einen Lars von Trier-Film, nur hat das Werk abseits seiner Hauptdarstellerin wohl erschreckend wenig zu bieten. Denn ja, es ist schon richtig, daß dort gewisse strukturelle Probleme auf eine Person übertragen und metaphorisch aufbereitet werden. In dieser Hinsicht spricht man natürlich ungern über „das System“, dennoch ist es ein Muss, sonst geht einem hier bald der Inhalt aus. Die einzelnen Versatzstücke sind natürlich erstmal Rollenbildern unterlegen, dann spielt die Gesellschaft als Konstrukt eine Rolle und zudem wird die Frage in den Raum geworfen, ob eine Eingliederung in die Gesellschaft möglich ist. Das ist schwierig aufzudröseln und braucht seine Zeit. Grundsätzlich muss man aber sagen, daß es schon erstaunlich ist, daß die Macher hinter diesem Film die Perspektive einer Mörderin eingenommen haben. Vielleicht aus heutiger Sicht nicht mehr so, aber ja, der Skandal ist wohl berechtigt und findet auch irgendwo seinen Weg.

Strukturell wird Monster dann, wenn er von einer Prostituierten berichtet, die versucht ein anderes Leben zu leben. Da hat sie mal ein Bewerbungsgespräch, bringt aber nicht den nötigen Habitus und das nötige Äußere mit. Die Frage warum sich die Hauptfigur Aileen Wuornos sich nicht entsprechend pflegt, ist durchaus eine interessante Frage. Nun, im Films selber wirkt sie zunächst einfach gestrickt. Der Glaube an das Gute im Menschen, wie sie ihn auch selber ausdrückt und die Hoffnung darauf, eben die Möglichkeit zu bekommen, ein anderes Leben zu führen. Monster verstrickt sich zwar etwas darin, daß systemisch alles vorhergesehen ist, aber im weiteren Sinne stimmt es schon, daß es gewisse Klassen gibt, in die man nur mit dem nötigen intellektuellen, wie auch finanziellen Kapital hineingelangt. Das ist ja empirisch belegt und in den Staaten vermutlich entpervertiert. Monster pathologisiert das und sorgt dafür, daß es so wirkt, als habe Wuornos gar keine andere Möglichkeit, als zu morden. Nun, die Frage, die man hier aufstellen könnte, ist, warum sie nicht einfach „nur stiehlt“, um sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch der Geist dieser Figur ist ob falscher Träume und Vorstellungen und vielleicht auch gar keiner Begründung ziemlich zerstört. Intellektuell wirkt sie ein wenig verkommen und lebt einen gewissen Underclass-Stolz aus, den man auch in Werken wie Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) oder Hillbilly-Elegie (2020) schon betrachten konnte. Dieser ermöglicht es ihr eben auch nicht, diesen Erwartungen zu entfliehen.

Unterdessen begegnen ihr viele Personen auch dementsprechend. Sie wird mit Vorurteilen am laufenden konfrontiert und muss feststellen, daß ihr keine „Chance“ in dem Sinne geboten wird. Insofern ist alles Folgende fast schon kalkuliert. Weiterhin ist sie als Homosexuelle, doer zumindest als Frau in einer Beziehung mit einer anderen Frau ebenso von der Gesellschaft verachtet: Dazu muss man sagen, bewegt sich Monster eben auch in einem Milieu, wo man vielleicht – ganz wichtig an der Stelle „vielleicht“ – noch mehr Vorurteile dazu hat. Auch diese rhetorischen Flatulenzen und Anderweitigkeiten begegnen ihr. Dann wird sie vergewaltigt, geschlagen und Männer demonstrieren ihr gegenüber Macht am laufenden Band. Wobei Monster nicht eindimensional ist, wie etwa Birds of Prey: The Emancipatioon of Harley Quinn (2020). Denn immerhin lässt der Film schon Raum für ambivalente Figuren. Und das ist auch bitter nötig, weil sonst die Problemfrage nicht mehr systemisch, sondern geschlechtlich gestellt werden muss. Sexismus ist nicht einfach „Hugga, Hugga. Ich Mann. Du Frau. Gehorchen, Ficki, Schlagi, Vergewalti“, wie es im liberalen Kreis gerne mal rübergebracht wird und in dem Sinne gefällt der Film auch ganz gut. Interessant im Sinne der sexuellen Frage ist natürlich da auch die Perspektive von Selby Wall. Im Übrigen wird diese von Christina Ricci mindestens genauso gut verkörpert, wie es Theron mit ihrer Figur schafft.

Aber ja, Monster zeigt das „normale Leben“ und zeigt auch, daß es nicht unbedingt etwas mit ökonomischen Möglichkeiten zu tun haben muss, wie man sich entwickelt. Denn Wall lebt ja eigentlich ein moderates Leben unter ihren Eltern. Da wäre es sinnvoll gewesen noch deutlicher hinzuschauen, aber das passiert nicht. Nun wirft das aber dennoch die Frage auf, ob Gewalt überhaupt einen tieferen Sinn hat, oder ob diese willkürlich und unaufhaltbar ist. Klar, pubertäres Träumen von der großen Liebe zeichnet der Film in Selby Wall schon, wobei sie psychisch ob der ganzen Taten auch einfach nicht besonders gut aufgestellt ist. Und damit bleibt all das, was sich Leute ja dann immer fragen, reinen Spekulationen unterlegen. Oder es gibt an der Stelle vielleicht auch irgendwelche Aussagen, die ich einfach nicht gelesen habe. Möglich.

Kalte Welten, kein Ausweg und vielleicht etwas zu sehr in einer gewissen Perspektive verhaftet ist Monster. Ein Film, schauspielerisch höchst nobel, aber ansonsten relativ gewöhnlich. Man mag das einfach nicht sehen, wenngleich man das auch hinterfragen könnte. Dennoch ist es ein gut gemachter und glaublich deprimierendes Werk.

Monster Bewertung
Bewertung des Films
610

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