Bewertung: 4 / 5
A Nightmare on Elm Street 2 - Freddy´s Revenge hatte bei den Kritikern keinen guten Eindruck hinterlassen, war aber an den Kinokassen finanziell erfolgreich genug gewesen, um das zehnfache seines 3-Millionen-Dollar-Budgets wieder einzuspielen. Man schaffte es, Wes Craven für die Story des geplanten dritten Films wieder an den Start zu bringen, der dann auch das Drehbuch mitschrieb. Doch konnte der Altmeister die Reihe wieder in die Richtung führen, die Teil eins vorgegeben hatte, oder würde sie vollends aus den Gleisen springen?
Inhalt:
Kristen Parker träumt schlecht. In der Tat träumt sie sogar schrecklich - Visionen von Freddy Krueger verfolgen sie und sie sieht immer wieder ein verlassenes Haus in der Elm Street in ihren unruhigen Nächten. In einer Nervenheilanstalt ist sie in einer ganzen Gruppe Teenager mit ihren Schlafstörungen kein Einzelfall. Nancy Thompson, die es bereits mit dieser Art Alpträumen zu tun hatte und als psychologische Beraterin in der Anstalt arbeitet, glaubt der Gruppe, dass Freddy Kruger und seine Kräfte schreckliche Realität sind und versucht ihnen zu helfen. Doch kann sie den Klingen des wahnsinnigen Killers erneut entrinnen und ihre Schützlinge vor Krueger bewahren?
Kritik:
Ja, kann sie? Und kann Craven der Reihe wieder in die Spur verhelfen, die sie scheinbar nach Meinung vieler Kritiker verlassen hatte? Zunächst einmal sei gesagt, dass A Nightmare on Elm Street 3, trotz seines reißerischen Titels "Dream Warriors", weit näher am Original ist als an der direkten Fortsetzung. Während Nightmare 2 sich stärker auf die Idee fokussierte, was passieren würde, wenn Freddy ein geistig schwaches Opfer "benutzt", um durch es in der realen Welt zu töten, stürzt sich Teil drei wieder voll in die Traumwelten aus dem ersten Film.
Und hier macht der Film auch gleich wieder weit mehr Sinn, als der stellenweise zerfahrene zweite. Sicher, Traumwelten, ein Killer der Leute in deren Alpträumen meuchelt - Sinn oder Unsinn sind da zwei schwierige Begriffe - aber im ersten Film gab es Spielregeln, an die sich Nancy und ihre Freunde wie auch Freddy halten mussten. Alle Gefahr lag im Schlaf, wer wach war, war auch sicher. In Teil 2 war plötzlich fast wahllos jeder in Gefahr und spätestens als Freddy auf einer Poolparty auftaucht und Leute aufschlitzt, wird es zur Farce, die auf das "Regelwerk" des Erstlings einen großen dampfenden Haufen setzt und völlig neue, eigene Spielregeln aufstellt. Sicherlich ist es möglich auf diese Weise eine selbstständige Fortsetzung zu drehen und wie damals mit Halloween 3 - Season of the Witch völlig neue Wege zu beschreiten. Aber spätestens, wenn dann weitere Filme folgen kann diese Rechnung problematisch werden.
Nightmare 2 hatte nun den Vorteil als erste Fortsetzung noch ein Maß an Autonomie zu besitzen, welches spätestens mit einem dritten Film dann auch wieder hinfällig wurde. Hier musste man nun entscheiden, wohin der Weg letztlich gehen sollte. Und auch wenn Craven diesen dritten Teil als Finale geplant hatte (welches er dann durch den Erfolg des Films nicht wurde, doch dazu in späteren Reviews mehr), so richtet er sich doch wieder absolut am ersten Film aus. Nicht nur die Rückkehr von Nancy (Heather Langenkamp), der Heldin des ersten Films, ist hierfür klares Indiz (eine Idee, welche Craven für Scream 4 später nochmal aus der Mottenkiste zauberte). Auch die alte Regel "wer nicht schläft, stirbt nicht" wird wieder aufgegriffen. Dabei wird allerdings ein interessantes neues Element in Form von Kristen, gespielt von Patricia Arquette, in den Mix geworfen. Denn die junge Frau kann andere schlafende Personen in ihre Träume "hineinrufen", wodurch man sich hier erstmals nicht mehr völlig alleine dem messerbewehrten Killer stellen muss.
Und Freddy, nach wie vor unvergleichlich verkörpert von Robert Englund, ist weiterhin brandgefährlich (pun intended) und bereit jedes Elm-Street-Kind ins Jenseits zu befördern und ihre Seelen seiner Sammlung hinzuzufügen. Dabei bekommt er erneut ein paar neue Hintergrundinfos spendiert, man lernt ein wenig über seine Ursprünge und wieder werden ein paar Schnipsel hingeworfen, die, leider recht plakativ, erklären sollen, warum er so böse geworden ist. Überhaupt entwickelt er sich mehr und mehr vom brutalen Kindermörder hin zu einer fast mythischen Figur. Es wird noch einen weiteren Teil benötigen bis er die - im Hinblick darauf, dass Teil 3 das Finale sein sollte, höchst ironische - Zeile "I am eternal" von sich gibt. Doch auch hier hatte Freddy bereits eine große Popularität entwickelt und war, trotz einiger schwarzhumoriger One-Liner, immer noch recht ernsthaft unterwegs.
Der restliche Cast setzt sich leider aus vergleichsweise uninspirierten Stereotypen zusammen und einzig ein paar ihrer traum-exklusiven Kräfte sind recht interessant. Da entwickelt einer übermenschliche Kräfte während ein anderer zum "Meistermagier" mutiert und jeder darf auf die eine oder andere Weise gegen den Schlitzer des Bösen antreten, bis man sich auf das zu erwartende Finale hingearbeitet hat. Der Film selbst bietet dabei visuell vor allem in besagten Traum-Showdowns einige wirklich gelungene Ideen und erweitert das Portfolio an Ideen aus dem ersten Film noch ein wenig. Wenn auch ohne die ikonische Wirkung der ersten paar Tode aus dem Original zu erreichen, die an Kreativität fast nicht zu überbieten waren. Nun gut, sieht man mal von einer gewissen "Puppenspieler-Szene" ab, die eklig-brilliant, irgendwo in der Mitte von Nightmare 3, ein kleines Highlight bietet.
Kompetenz findet sich zum Glück auch wieder im Scorebereich, in dem Angelo Badalamenti nach dem langweilig-einfallslosen Brei aus Teil Zwei nun wieder das Theme aus dem Original zurückbringt und auch sonst eine viel stärkere Vorstellung abliefert als sein Vorgänger Young. Der gesamte Score wirkt wieder weit runder und stützt den Film wesentlich besser als es im zweiten Teil der Fall war. Zudem featured der Soundtrack des Films noch das Stück "Dream Warriors" der US-Metalband Dokken, welches recht prominent heraussticht und wirklich eingängig ist. Alles in allem Daumen hoch im Soundbereich.
Fazit:
Dream Warriors wäre ein wirklich runder Abschluss der originalen "Nightmare-Trilogie" gewesen. Und obgleich der Film mehr in Richtung Dark Fantasy tendiert als ein echter Horrorfilm zu sein, funktioniert er doch wesentlich besser im Kontext der Reihe als der zweite es tat. Er ist quasi der zweite Teil, den man sich nach dem Original "gewünscht" und den man wohl auch "erwartet" hätte. Das lässt den Mut des zweiten Films, etwas anders zu machen, zweifelsohne nicht weniger eindrucksvoll erscheinen. Jemandem, der allerdings nur gerne eine Fortsetzung auf Basis der Ideen des Originals sehen wollte, wird Nightmare 3 sicherlich trotzdem eher zusagen als sein Vorgänger. Das liegt allerdings auch daran, dass Langenkamp zurückkehrt, das Theme wieder da ist und überhaupt der gesamte Film runder und weniger unausgegoren geskriptet ist als sein Vorgänger. So bleibt es ein sehr starker dritter Film mit ein paar Abnutzungserscheinungen und einem Haufen gut umgesetzter Ideen auf Basis des Originals.
Von mir gibt es schwarzhumorig gut gelaunte
8/10 Klingenhandschuhe bzw. 4/5 Hüte
und die Frage an meine (eventuell vorhandene) Leserschaft, welcher der Filme aus der Nightmare-Reihe denn euer Liebling ist und warum. Grade für mich als jemanden, der die Reihe erstmals in Gänze anschaut, sind diese Sichtweisen alle angenehm frisch und spannend.
