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Nosferatu - Der Untote

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Nosferatu - Der Untote Kritik

Nosferatu - Der Untote Kritik
8 Kommentare - 08.01.2025 von Silencio
In dieser Userkritik verrät euch Silencio, wie gut "Nosferatu - Der Untote" ist.
Nosferatu - Der Untote

Bewertung: 3 / 5

Mit seinem neuesten Film ist Robert Eggers leider keine Symphonie des Grauens gelungen. Und mag sein Graf Orlock noch so geheimnisvoll sein, ein zweites Phantom der Nacht ist er ebendalls nicht. Noferatu – The Undead ist aber immerhin besser als Kinskis Abstecher nach Venedig, so viel sei bereits verraten.

Deutschland, 1838: der frischvermählte Makler Thomas Hutter wird von seinem Vorgesetzten Knock in die Burg des in den Karpaten lebenden Grafen Orlock geschickt, um ihm ein altes Anwesen zu verkaufen. Was Hutter nicht weiß, der Graf hat es eigentlich auf seine Frau Ellen abgesehen. Die hatte sich Jahre zuvor in einem Moment der Schwäche dem Grafen versprochen. In Orlocks Schloss angekommen, muss Hutter feststellen, dass der Graf ein vermodernder Vampir ist, der Hutter kurzerhand in dem Gemäuer einsperrt und sich in die Heimat Hutters begibt. Mit sich bringt der Graf die Pest in die beschauliche Stadt Wisborg, von der die Bevölkerung schnell dahingerafft wird. Orlock stellt der zwischenzeitlich dem Wahnsinn verfallenen Ellen ein Ultimatum: entweder gibt sie sich ihm innerhalb von drei Nächten aus freiem Willen hin, oder Orlock wird nach und nach alle, die ihr lieb sind, umbringen. Es ist an Hutter, seine Frau zusammen mit dem Psychologen Dr. Sievers und dessen Mentor Professor von Franz zu retten und den Untoten aufzuhalten. Doch seine Frau hat ihren eigenen Willen...

Trailer zu Nosferatu - Der Untote

Gleich vorweg: The Undead macht es einem sehr leicht, ihn zu mögen, aber schwer, ihn zu lieben. Das liegt vor allem an seiner Gewöhnlichkeit auf inhaltlicher und formaler Ebene. Klar, ein bisschen Vorhersehbarkeit muss sein – endet der Film nicht im Schlafzimmer der weiblichen Hauptfigur, ist es nicht Nosferatu, sondern Dracula. Aber das Ende ist gar nicht das Problem des Films, es sind die Zugeständnisse an das (Mainstream-)Publikum, die Eggers in seiner Inszenierung macht, die seinen Stärken jedoch zuwider laufen. Die einzigartige Kraft des Eggers`schen Schaffens liegt in seiner Konstruktion von Zeit und Raum und weniger in der Schilderung eines Zeitraums. Die (chronologische) Handlung nimmt in den bisherigen Filmen von Robert Eggers eine untergeordnete Rolle ein, vielmehr wird sie zugunsten atmosphärischen Filmemachens streckenweise suspendiert, um damit die Sogwirkung seiner Bilder zu erhöhen. Der Film wird so zum affektiven Erlebnis, das einen in die zeitlich und räumlich abgelegenen Welten der Figuren transportiert. Gleichzeitig schafft Eggers auf diese Art in seinen bisherigen Filmen Projektionsflächen, die zum Nachdenken und Reflektieren einladen. Seine Filme sind mythopoetisch, während sie die erschaffenen Mythen reflexiv behandeln.

The Undead ist dagegen sein plotgetriebenster Film, verweilt wird hier nur selten und wenn, dann zu kurz. Nicht falsch verstehen, das Deutschland der 1830er Jahre ist liebevoll erschaffen, man kann das Herzblut der Setbauer und Kostümnäher in jeder Szene sehen. Aber Atmosphäre bleibt einem Eggers aktueller Film über weite Strecken schuldig, zu wenig gelingt der Zugang zum mythischen Potential des Materials, zwischen den ganzen Untoten pulsiert zu wenig Leben. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel, zum Beispiel wenn der von Nicholas Hoult verkörperte Thomas in den Karpaten ankommt. Unter Verwendung eines abgewandelten Selbstzitats – Thomas durchschreitet hier ein Tor zu einem Dorf, während The VVitch mit dem Verlassen der Zivilisation durch ein ebensolches begann – inszeniert Eggers mit entfesselter Kamera und unter gekonntem Einsatz der Tonebene ein Überschreiten von Weltengrenzen, das in einer an Stokers Draculas Gast erinnernden Sequenz mündet, in der Thomas heimlich einer historisch korrekten Pfählung – nur echt mit Austritt von Verwesungsflüssigkeit – beiwohnt. Beleuchtet von Feuerstellen und Fackeln bekommen die Bilder dabei fast schon einen Sepiaton, der an Murnaus Originalfilm erinnert. Hier kommt tatsächlich (alp-)traumwandlerische Stimmung auf, die sodann stilecht mit wahrscheinlich dem Symbolbild für Somnambulismus, den von Matsch verschmutzten Füßen am Bettende, aufgelöst wird. Für einen kurzen Moment gelingt es da, was in Robert Eggers anderen Filmen auch gelingt, die Darstellung der Vergangenheit als weit entfernt und unwirklich.

Gerade wegen der Größe dieser Sequenz fällt die Konventionalität des Films im Gesamten so sehr ins Auge. Der Einsatz plumper Jump Scares, der erste schon am Ende der recht kurzen Prologsequenz, darf wohl als Versuch, aus Nosferatu einen „modernen“ Horrorfilm zu machen, gewertet werden. Mir egal, ob das aktuelle Einspielergebnis die Aktionäre von Universal glücklich macht, notwendig dürften diese Zugeständnisse nicht gewesen sein. Ähnlich modern gibt sich übrigens der Score von Robin Carolan, der vorher schon Eggers The Northman vertont hat. Größtenteils handelt es sich um austauschbare mood music, entweder dröhnt der Bass tief, oder die Geigen quietschen, ganz als wäre die Musik Resteverwertung aus der Blumhouse-Mottenkiste. Nur wenige Motive können mit ihrer Melodie überzeugen, genannt seien da vor allem die wehklagenden Geigen am Ende des Stücks Goodbye. Das ist vor allem ärgerlich, weil das Original sich nicht vor memorablen Vertonungen retten kann. Auch mit der unvergleichlich ätherisch-unheilschwangeren Vertonung von Popol Vuh, die Werner Herzog seiner Verarbeitung des Stoffes geschenkt hat, kann Carolan nicht mithalten.

Wo wir gerade beim Score sind, können wir gleich beim Sound weitermachen. Eggers gibt sich größte Mühe, seinem von Bill Skarsgard gespielten Orlock eine erdrückende Präsenz zu geben. Gerade am Anfang zeigt er Orlock dafür nur im Schatten, außerhalb des Fokus oder von weiter Entfernung, lässt ihn aber mit seinem an Todesröcheln erinnernden Atmen und seiner unregelmäßigen Aussprache, die wie sein Schnäuzer direkt von Stoker übernommen wurde, die Tonebene dominieren. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut, ungeduldigere Zuschauer könnten das gar für nervig halten.

Schwer ist auch der wenig subtile Subtext, denn Eggers psychoanalysiert mal wieder bis sich die Balken biegen – nur leider bei weitem nicht so abstrakt, wie er das in seinem Leuchtturm (mit Willem Dafoe saufen bis die Leber schmilzt, wahnsinnig werden, dann sterben - das wär doch mal was für die nächsten Sommerferien) noch hinbekommen hat. Da wird auf Jung verwiesen, wenn Orlock sich als Ellens Schatten bezeichnet, da wird in Richtung Todestrieb gezeigt, die Verbindung zwischen Eros und Thanatos verbildlicht und vage was von Trauma erzählt. Selbst der Titelzusatz deutet, wir denken einfach mal an Zizeks Lesart des Untoten, auf genau das hin. Untot ist hier nicht nur der Vampir, untot ist auch die zum anorganischen getriebene Ellen. Alles wahrlich keine neuen Ideen, zumindest aber ansprechbar genug verpackt, um nicht zu langweilen. Lobend muss da vor allem die Leistung von Lily Rose-Depp hervorgehoben werden, die sich wirklich die Seele aus dem Leib spielt. Sollte der Typ, der die Smile-Filme verbrochen hat, wirklich mit seinen schmutzigen Pranken Possession verschandeln, die Rose-Depp könnte zumindest die Adjani beerben.

Doch auch hier offenbart sich, warum der Film eine verpasste Chance ist: bei all der zur Schau gestellten Sexualität verführt der Film seine Zuschauer zu keinem Zeitpunkt. Ein besserer, transgressiverer Film hätte sich getraut, dem von Maden zerfressenen laufenden Leichnam eine erotische Strahlkraft zuzugestehen, mit der die Morbidität der ganzen „sexy“ Vampire, die uns seit Anne Rice heimsuchen, offengelegt werden würde. Das Wechselspiel zwischen Ekel und Lust, mit dem beispielsweise der Horrorliterat Clive Barker nur zu gekonnt kokettiert, genau das hätte Eggers Verfilmung von den anderen Versionen des Stoffes absetzen können. Der Film wird trotz seines Suhlens in Körperflüssigkeiten – es wird gekotzt, bis die Schwarte kracht – nie zu wahrem Körperkino, dafür bleibt die Distanz zwischen Zuschauenden und Zugeschauten dann doch zu groß. Den Wächtern des Guten Geschmacks stößt Eggers so jedenfalls nicht auf.

Gleichfalls lässt Eggers Behandlung des Stoffes jedwede gesellschaftliche Dimension missen. Sah Kracauer in Murnaus Original noch die Vorwegnahme der faschistischen Gewaltherrschaft in Deutschland und gelang Herzog mit seinem makabren Todesfest im seuchengebeutelten Wismar eher zufällig ein prophetischer Kommentar auf unsere jüngere Vergangenheit, wird bei Eggers die Pest nur mal kurz angerissen. Eher beiläufig sehen wir dann in den Straßen des fiktiven Wisborgs, wie Hunde die dort liegenden Leichen fressen, mehr fällt Eggers anscheinend nicht ein. Obwohl es, bei Eggers nicht zum ersten Mal, um Glauben geht, bekommen wir nicht mal einen kleinen Kommentar vom Klerus spendiert. Der von Willem Dafoe mit unbändiger Spielfreude verkörperte Professor von Franz, der auf Seiten der Helden am Ehesten eine der Wissenschaft abgewandte Weltsicht verkörpert, ist hierfür gänzlich ungeeignet, denn der ist nämlich des gleichen okkulten Geistes Kind wie die Bösewichte Orlock und Knock. Vielleicht mag man ja in der Abkehr von Wissenschaft – alle Abergläubigen haben hier Recht – einen Kommentar sehen. Wer die Lesart aber ernsthaft in Erwägung zieht, kann sich bei mir ein paar Globuli abholen.

Am Mangel eines gesellschaftlichen Kommentars leidet der Film vor allem, wenn am Ende ein Opfer gebracht werden muss, das kurz vorher noch visuell mit dem christlichen Glauben gelinkt wird – immerhin sehen wir den Heiland (nicht ganz) persönlich, wie er über die märtyrerischen Figuren wacht. Da die Beziehung der Hauptfiguren unbeleuchtet bleibt, wir sehen sie nie im Zustand vor der Krise, und uns auch die von der Beulenpest ganz knubbelig gewordene Stadtbevölkerung egal sein kann, hat das Finale schlicht keine Stakes (pun intended). Begrüßen kann man, dass Eggers das Ende seines Remakes eines über hundert Jahre alten Films zu keiner Sekunde zu verstecken versucht. Denn grundsätzlich ist das gar nicht schlimm, das Ende einer Tragödie ist ihrem Anfang schon eingeschrieben. Gerade Ellen beruft sich auch mehrfach auf „providence“ (also: Vorsehung), der Film kann nur auf eine Art enden. Die Tragödie funktioniert aber nur, wenn dem Publikum das Schicksal der Figuren gerade nicht am Allerwertesten vorbeigeht.

Was bleibt ist ein exzellent photographierter, hervorragend gespielter, letztendlich aber nur total okayer Film. Für Eggers mag das ein passion project gewesen sein, doch es fehlt dem Film an Leidenschaft. "I am an Appetite" intoniert der Graf, der Appetit des Zuschauers bleibt aber unbefriedigt.

Nosferatu - Der Untote Bewertung
Bewertung des Films
610

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8 Kommentare
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
08.04.2025 23:18 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 9.070 | Reviews: 186 | Hüte: 626

@Silencio:

Strich drunter. Hab dem Film grade eine Sichtung gegönnt, nachdem ich ihm im Kino leider ungewollt aus dem Weg gegangen bin.

Ich habe hier vor allem 2 große Probleme gehabt: zum einen gingen mir die Figuren größtenteils am Allerwertesten vorbei (wie du ja selbst anmerktest), zum anderen gelingt es Eggers bei all der superben Cinematografie (herrlich, wie der sich immer wieder in Schwarz-Weiß- und Sepia-Spielereien ergeht) irgendwie nicht so recht, eine auch nur annähernd so ätherische Atmosphäre zu erschaffen wie Murnau in seinem Werk vor über 100 Jahren.

Zugegeben, ich bin vielleicht auch einfach sehr pingelig, wenn es um ein Remake zu einem derartigen Über-Klassiker geht, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, aber da wäre, vor allem bei Eggers offenkundigem Talent atmosphärische Stoffe, einfach mehr drin gewesen.

Sei es drum, wenn mir der Sinn nach Theatralik und zu viel Gerede steht, werde ich dem nochmal ne Chance geben. Ansonsten bleibt mir ja immer noch das Original.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
13.01.2025 12:39 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 18.446 | Reviews: 185 | Hüte: 672

@Silencio

Was ich meinte, die erotische Strahlkraft ist mehr Bram Stokers Dracula, weniger F. W. Murnaus "Nosferatu", also wenn sich Eggers an Murnaus "Nosferatu" hält, bräuchte es diese Strahlkraft nicht. Aber ja, im Eggers-Film geht es schon sexueller und erotischer zu als im Original, ohne dass sein bzw. Skarsgards Nosferatu dieses entsprechend verkörpern.

Vlad Tepes, stimmt. Wie dem auch sei, Nosferatu als Monster bzw. vermodernder Leichman in Kombination mit diesem Schnauzbart, da geht für mich viel seiner eigentlichen Ausstrahlung verloren.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
11.01.2025 10:43 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 3.094 | Reviews: 44 | Hüte: 269

Luhp92:

Bei Herzog ist es von Helsing, der wissenschaftlich nicht erklärbares ablehnt. Mina (Mina?) verweist auf das übernatürliche. Ist allerdings nur eine Szene.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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Silencio : : Moviejones-Fan
11.01.2025 08:26 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.482 | Reviews: 55 | Hüte: 294

luhp:

Ich meine die Sequenz mit den Roma. Der "Gast" wird da nicht inhaltlich adaptiert, aber die traumwandlerische Stimmung inklusive dem "hab ich das jetzt wirklich gesehen?" auf Seiten Hutters bzw. im "Gast" des Nicht-Harkers ist ja da.

"Hmm. Um deinem Schlafzimmer-Argument zu folgen, wenn Nosferatu Nosferatu sein soll, dann muss er das reine Monster sein. Hätte er eine erotische Strahlkraft und wäre er menschlich attraktiv, dann wären wir wieder bei Dracula

Ne. Vielleicht drücke ich mich da nicht deutlich genug aus, aber: der Film drückt sich vor der Anziehungskraft abseitiger Sexualität, was gerade bei einem Film, der (zwar in Deutschland spielend, aber einen britischen Stoff umsetzend) viktorianische Sexualmoral durchaus zum Thema hat. Deswegen schrieb ich doch gerade, er hätte die Strahlkraft IM laufenden Leichnam finden müssen.

Der Schnörres ist übrigens eher dem historischen Vlad Tepes geschuldet, dessen Oberlippenbehaarung war auch recht prächtig. ;)

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.01.2025 23:56 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 18.446 | Reviews: 185 | Hüte: 672

@MB80
"Ein wenig in die Richtung hat der Herzog aber auch geschielt, habe ich so im Kopf"

Das habe ich so beim Herzog-Film nicht wahrgenommen. Und falls doch, dann definitiv nicht so deutlich, wie es Eggers tut.

Eggers bezieht sich hier schon auf gegenwärtige Katastrophen (Corona mit der Zoonosen-Epidemie, lässt sich aber auch auf die Klimakrise ausweiten) und lässt vor Allem anhand der Figuren Friedrich Harding und Prof. von Franz dann Aufklärung & Naturwissenschaft gegen Okkultismus und Glaube/Religiön antreten. Von Franz steht z.B. für den Typ Arzt und Medizinier, der bei HIV oder Corona irgendwann vollkommen in die esoterische Schiene abgedriftet ist. Schließlich am Ende noch die Heiland-Inszenierung vor strahlendem Licht, als hätte Robert Eggers Mel Gibson einfliegen lassen und der hätte kurz die Regie übernommen^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.01.2025 23:35 Uhr | Editiert am 11.01.2025 - 00:21 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 18.446 | Reviews: 185 | Hüte: 672

@Silencio
"das in einer an Stokers Draculas Gast erinnernden Sequenz mündet, in der Thomas heimlich einer historisch korrekten Pfählung – nur echt mit Austritt von Verwesungsflüssigkeit – beiwohnt."

Ähh, habe ich einen anderen Film gesehen als du? Als ich das gestern gelesen habe, habe ich mich sehr auf diese Szene gefreut und war gerade ziemlich enttäuscht, dass es eine solche Szene in "Nosferatu" gar nicht gibt.

Ansonsten kann ich dein Review voll unterschreiben, mir hat der Film sogar noch weniger gefallen als dir. Am stärksten war "Nosferatu", wenn Eggers den Stil des Originals imitiert, die Schattenspiele sind herausragend (allein die Hand über der Stadt gegen Ende <3), verkörpern und charakterisieren Nosferatu besser als es Bill Skarsgard, seinem Röcheln und schwerem Akzent sowie der Maske gelingen. Solche meisterhaften Horrorszenen wechseln sich aber leider allzu oft mit zeitgenössischem Mainstreamhorror (Jumpscares, Streichergequietsche) ab.

Ferner überzeugen vor Allem die Schauspieler, Lily Rose-Depp mit einer brachialen Performance, Nicholas Hoult auch sehr stark, Aaron-Taylor Johnson und Emma Corrin gute Ergänzungen im Hintergrund und speziell Willem Dafoe hat sichtlich Spaß an seiner Rolle gehabt.

"dem von Maden zerfressenen laufenden Leichnam eine erotische Strahlkraft zuzugestehen, mit der die Morbidität der ganzen „sexy“ Vampire, die uns seit Anne Rice heimsuchen, offengelegt werden würde."

Hmm. Um deinem Schlafzimmer-Argument zu folgen, wenn Nosferatu Nosferatu sein soll, dann muss er das reine Monster sein. Hätte er eine erotische Strahlkraft und wäre er menschlich attraktiv, dann wären wir wieder bei Dracula.

Der Monsteraspekt ist auch ein Grund, warum ich die Darstellung Nosferatus mit breitem Schnäuzer für eine merkwürdige bis unglückliche Entscheidung halte. Beim Sehen habe ich die Vorstellung eines untoten Friedrich Nietzsches - der dir wahlweise auf einer Metaebene wohl auch noch die Themen des Films philosophisch darlegen könnte - nie aus dem Kopf bekommen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
10.01.2025 17:44 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 3.094 | Reviews: 44 | Hüte: 269

"Vielleicht mag man ja in der Abkehr von Wissenschaft – alle Abergläubigen haben hier Recht – einen Kommentar sehen. Wer die Lesart aber ernsthaft in Erwägung zieht, kann sich bei mir ein paar Globuli abholen."

Hah! laughing

Ein wenig in die Richtung hat der Herzog aber auch geschielt, habe ich so im Kopf...

Versuche es nächste Woche mal, muss wohl die Pille schlucken, dass es hier kein OV gibt.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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Silencio : : Moviejones-Fan
08.01.2025 22:17 Uhr
1
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.482 | Reviews: 55 | Hüte: 294

Ungesammelte, ungeordnete, unordentliche und uninteressante Gedanken. Bandwurmsätze und Schreibfehler sind Stilmittel, kein Unvermögen.

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-Vern

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