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Nosferatu - Phantom der Nacht

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Nosfertau - Phantom der Nacht Kritik

Nosferatu - Phantom der Nacht Kritik

Nosferatu - Phantom der Nacht Kritik
0 Kommentare - 23.10.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Nosferatu - Phantom der Nacht" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Anwalt Jonathan Harker (Bruno Ganz) lebt zusammen mit seiner Frau Lucy (Isabelle Adjani) in Wismar. Eines Tages bekommt Jonathan den Auftrag, nach Transisilvanien zu reisen, um dort das Haus des Grafen Dracula (Klaus Kinski) zu verkaufen. Die Reise ist beschwerlich und zudem wird ihm von einigen Menschen auf dem Weg dorthin, davon abgeraten den Grafen aufzusuchen. Als er schließlich beim Graqfen eintrifft, wirkt dieser zunächst recht seltsam und lässt sich ohen große Widerworte auf das Angebot Harkers ein. Der Abend bedeckt das Land und so nächtigt Harker im Schloß von Dracula. In der gleichen Nacht beißt ihn der eigenwillige Graf und reist anschließend in seinem Sarg per Schiff nach Wismar um Lucy zu treffen.

Als Werner Herzog Ende der 1970er Jahre an einer Neuverfilmung des Dracula-Stoffes arbeitete, trat er ein schweres Erbe an. Schließlich ist Murnaus Version eines der bedeutensten Werke der Filmgeschichte. Das wusste auch Herzog und zitierte den Film an einigen Stellen, indem er bestimmte Szenen Shot für Shot nachdrehte und sogar einige Handlungsstränge übernahm, die es so nie in der Vorlage nach Bram Stoker gegeben hatte. So übernimmt der Film unter anderem auch einen Subplot um dasAusbreiten der Pest in der Stadt, der sich auch in Herzogs Version Antiklimatisch zum eigentlichen Plot des Buches anfühlt. In diesen Momenten hätte dieser Nosferatu mehr Mut gebraucht.

Die Handlung ist simpel und schnell erzählt,was eine weitere Schwäche des Werkes von Herzog darstellt, die abermals dem zu Grunde liegendem Material geschuldet ist. So mag die Geschichte um einen skurrilen Grafen auf Blutjagd vermutlich nicht viel für einen Film hergeben, dennoch beginnt der Film da großaritig zu werden, wo er die Vorbilder aus den Augen verliert. Die Handlung ist irrelevant, und so vertieft sich der Film primär in Wahrhaftigkeit, ausgedrückt, durch großartige Bilder, die so für sich stehend, schon Gemäldeartige Interpretationsversuche nach sich ziehen sollten. Da steht Graf Dracula in Wissmar, im Dunkeln und nur das Licht einzelner Laternen gibt der Szenerie ein Leben. Es ist eine Interpretation und Darstellung der Einsamkeit. Ein Graf, der vom Licht fasziniert ist, aber vom eigentlichen Leben der Welt, nichts sehen kann. Völlig vereinsamt und damit fast dem Tode nahe steht diese Figur in einem Ort voller Leben, doch ist kein Teil davon. Natürlich ist ein Klaus Kinski über jeden Zweifel erhaben, so war er doch vermutlich einer der ausdruckstärksten und talentiertesten Schauspieler, die je gelebt haben. Und auch in Nosferatu – Phantom der Nacht ist seine Präsenz spürbar. Ihm gehört der Film, obwohl er kaum Teil dieses Films ist.

Das hat leider aber auch zur Folge, daß seine Kollegen allesamt ein wenig hölzern rüberkommen. Der eigentlich ebenfalls über jeden Zweifel erhabene Bruno Ganz verkörpert hier einen Anwalt, der ebenso im Roman auch mit einer gewissen Naivität und Offenheit den Menschen gegenübertritt. So eine Figur, in so einer Welt wirkt nach wie vor unglaubwürdig. Dennoch haucht Ganz dieser Figur soviel Leben ein, wie es das Drehbuch eben zulässt. Etwas unglücklich formuliert ist es schon und so wirken auch die Dialoge an manchen Stellen wie Gespräche, die es so eher in einem Theaterstück geben würde. Das Theater ist nicht nur im Hinblick auf diesen Film ein gutes Stichwort, so steht es doch eigentlich allübergreifend für den gesamten sogenannten Neuen Deutschen Film. Werner Herzog steht hier in einer Tradtion von Filmemachern – zu denen auch der großartige Rainer Werner Fasbinder gehörte – die das Kino auf eine sehr Intellektuelle und von Deutungen überhäufte Ebene verfrachteten. Die Handlung wird in Nosfertau – Phantom der Nacht zur Fußnote erklärt, während der Film primär doch Gefühle lebt.

Und genau das ist es, was Filme eben auch können. Der Streifen ist vermutlich die filmgewordene "Regel": Show, dont tell. Die in Herzogs Filmen immer wieder zum Einsatz kommen. Dadurch wirkt dieser Film eben so atmosphärisch, weil er es schafft Ruhe in die Szeneriezie bringen und seine grotesken Szenerien und seine antagonistische Macht in das Zentrum rückt. Es ist ein Werk, das voller Atmosphäre ist und dadurch den nötigen Raum schafft das Werk während des Schauens zu deuten. "Was bedeutet das Leben?", "Was bedeuten Nähe und Wärme?" diesen und weiteren Fragen geht der Film nach, und macht sie insgeheim zu seinem Hauptthema.

Werner Herzogs Horror-Hommage Nosfertau – Phantom der Nacht zieht ihren Reiz aus atmosphärisch, schwergewcihtigen und langen Bildern, die sich konsequent üb er den gesamten Film ziehen. Die Sehgewohnheiten einiger jüngerer Generationen dürfte der Film indess sicherlich beanspruchen, doch wer das theatralische Werk des Neuen Deutschen Films schmäht, dem entgeht die Möglichkeit des Denkens, des Philosophierens und ganz nebenbei eine großartige Interprtation des schaurigen Grafen.

Nosferatu - Phantom der Nacht Bewertung
Bewertung des Films
810

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