Bewertung: 3 / 5
Die Menschen im französischen Dorf Gévaudan leben in Angst vor einem Ungeheuer, daß dort sein Unwesen treibt. Es jagt Frauen und Kinder und als König Ludwig XV davon erfährt, entsendet er den Philosophen und Naturkundler Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan) nach Gévaudan. Dieser untersucht die Ereignisse und wird dabei von seinem Blutsbruder Mani (Mark Dacascos) begleitet.
In seinen Zügen wirft das Werk von Regisseur Christophe Gans natürlich zunächst ein paar Fragen auf. Es ist schließlich eine Geschichte, die man schon kennt. Nicht wirklich originell, wenngleich doch auf anderen Ebenen. Ein schauriges Monster, ein paar Morde, ein Detektiv in altertümlichem Gewand. Pakt der Wölfe mutet zunächst wie eine modernere Variante von Sleepy Hollow (1999). Nun ist es schwer sich mit Tim Burtons Werk zu messen, denn die Geschichte um diese marode Ortschaft und die seltsamen Bewohner ist wohl auch sein Magnum Opus. Wenngleich man eben sagen kann, daß der Film hier wiederum aber auch auf einem ganz eigenen Mythos basiert, und damit die Plagiatsvorwürfe entkräftet werden, zumindest zum großen Teil, hindert das nicht daran, den Film schon so ein wenig zu kritisieren. Denn überdies leidet der Film eben deutlich darunter, daß er schlicht und ergreifend ein wirklich schwermütiges Pacing hat. Es ist wie so häufig bei langweiligeren, bis langweiligen Filmen, daß diese auf eine große Auflösung hinauswollen, der man bis dahin aber nur schwer folgen will oder kann, weil eben vieles dazwischen doch dazu führt, daß man den Kopf in den Nacken wirft und hin und wieder mal ein Hollywoodeskes Schnarchen mitsamt gekonnter Sabber von sich gibt.
Ja, es ist natürlich gemein. Pakt der Wölfe so zu diskreditierten. Das hat er ehrlich gesagt auch nicht verdient, weil er bei weitem auch kein schlechter Film ist. Wie sich das Werk zur damaligen Zeit zum Kult mausern konnte, ist eigentlich schleierhaft, wenngleich die große Zeit der Fantasy-Spektakel mit Werken wie Harry Potter und der Stein der Weisen (2001) und Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001) begann. Das Problem ist aber, daß es schwierig wird und da hat der Film auch ein ähnliches Problem wie das Werk von Peter Jackson, dem folgen zu wollen. Denn ja, die zentrale Hauptfigur ist wie auch im Auenland eher generisch anstrengend, als wirklich folgenswert. Sofern das ein Adjektiv ist. Und wenn nicht, hat der Film einen immerhin dazu gebracht, einen echt tollen Neologismus zu formen. Insofern hat es sich in jedem Fall gelohnt. Nein, Spaß bei Seite. Samuel Le Bihan spielt seine Figur durchaus gut, allerdings wirkt sie wie ein Klischee, daß sich auch so gut in Ridley Scotts Legende (1985) hätte finden lassen können. Auch insgesamt muss man sagen, daß der gesamte Cast absolut kein Problem darstellt. Also rein schauspielerisch zumindest. Es macht Spaß, den Figuren irgendwie zu folgen, zumindest für einen Teil der Geschichte. Doch irgendwann wird das doch recht anstrengend.
Und das ist erstaunlich, so stellt Pakt der Wölfe ja allgemein auch einen recht spannenden und wirklich guten Genremix aus Horror-, Martial-Arts, Fantasy-, Krimi-, Action-, Historien- und im Subgenre Ritterfilm dar. Da gelingt es Regisseur Gans tatsächlich auch sehr eindrucksvolle Bilder zu krerieren, die so ein wenig an Van Helsing (2004) erinnern und auch so einen düsteren Charme, mitsamt Romantikanlehung haben. Das Voice-Over tut da sein übriges, wenngleich es natürlich auch so ein wenig kaschiert, daß die Geschichte nicht ausm Arsch kommt. Pardon, wegen des Ausdrucks, aber Langweilen ist tatsächlich die größte Folter, die man jemandem hier nur antun kann. Klar, man muss seine Ansprüche vielleicht auch nicht zu hoch hängen. Denn auch Filme wie John Wick (2014) überzeugen ja nicht dadurch, daß sie inhaltlich in irgendeiner Form tiefsinnig wären. Und dennoch, dann könnte man doch zumindest dazu übergehen, einen solchen Film wie Pakt der Wölfe zu kürzen. Er verliert sich nämlich dann auch zu sehr in irgendwelchen Nebensächlichkeiten, für die man vielleicht in diesen Momenten aber schon keinen Sinn mehr hat. Auf der anderen Seite muss man es dem Film schon zugutehalten, daß er eben gar nicht mehr versucht irgendeine Form von Logik aufrechtzuerhalten, sobald die Geschichte vorangeschritten ist. Ein solcher Anspruch wird sowieso vermutlich keinem Film gerecht, weil eben auch die logischten Dinge immer eine Interpretation und Auslegung der vermeintlich einzigen Realität sind. Dabei möchte Pakt der Wölfe auch immer wieder als Kritik am Feudalsystem und herrschten Individuen verstanden werden, wenngleich er sich auch nicht gänzlich einer naiven Romantik um hübsche Prinzessinnen entledigen kann.
Rein handwerklich kann man ja wie gesagt auch die ein oder andere Parallele zu oben genannten Werken erkennen, aber auch die Einflüsse eines American Werewolf (1981) sind da nicht wegzudenken. Wenn man die im Film enthaltenen Wölfe denn mal so richtig in Szene setzt, dann hat das durchaus etwas Eindrucksvolles, was einen mitunter dann auch vergessen lassen kann, daß es sich hierbei um den hundertsten Aufguss altbekannter Dinge handelt und das Pacing eben katastrophal ist. Unterdessen arbeitet sich Gans auch stark an der Kirche als Institution ab, die jedes vermeintliche Wunder zu jener Zeit ausschlachten wollte, um eben Geld zu machen und das Volk kleinzuhalten. Eben das bekannte Opium, wenn man so will. Und das ist natürlich in dem Sinne vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß, weil eben solche Institutionen wie die Kirche im Westen nur noch eine marginale Macht haben, aber man sollte sich immer wieder daran erinnern können, warum dem eigentlich so ist. Und das gelingt Pakt der Wölfe durchaus. Denn wenn sich die politischen Ebenen, zu denen die Kirche hier eindeutig auch gehört, eröffnen, wird es hässlich.
Es ist sehr bedauerlich, daß ein Experiment wie Pakt der Wölfe nicht gänzlich geglückt ist. Es handelt sich hierbei in seinem Kern um einen mutigen Film, weil er vieles vermischt. Allerdings und das ist die einfache Antwort auf die Frage, was das Problem ist, kommt er nicht ausm Arsch. Er braucht schlicht und ergreifend viel zu lange für eine Geschichte, die man mindestens um ein Fünftel hätte kürzen können. Und dann wird es eben langweilig, wenngleich eben auch sehr vieles am Film beeindruckend ist.