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Parallele Mütter

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Parallele Mütter Kritik

Parallele Mütter Kritik

Parallele Mütter Kritik
0 Kommentare - 12.03.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Parallele Mütter" ist.
Parallele Mütter

Bewertung: 4 / 5

Die zwei Damen Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) lernen sich in einem Krankenhauszimmer kennen. Beide sind hochschwanger und dort, um zu entbinden. Janis ist zwar schon relativ, um ein Kind zu bekommen, freut sich aber riesig, während Ana nichts davon wissen will. Daher versucht Janis Ana davon zu überzeugen, daß ein Kind eine schöne Sache ist und so lernen sich die beiden näher kennen und werden zu Freunden.

In der Verwertung der Kunst wird eine Geburt in den seltensten Fällen einfach nur mal eben so stehen gelassen. Konservative Werke richten den eigentlichen Akt der Empfängnis wohl eher in den Hintergrund und stehen vollends auf der Seite des Lebens. Währenddessen sind es politisch linke Künstlerinnen und Künstler, die vor allem die bevorstehenden Aufgaben, die auf das Individuum im Form von Finanzen, Rechtfertigung und Erwartungen in einem systemischen Kontext betrachten. Dabei steht die Geburt natürlich symbolisch in allen Fällen für den Anfang. Der Anfang des Seins. Des Seins, welches man gerade in die Welt entlassen hat. Wohl aber auch des Seins, welches das Kind zur Welt brachte. Insofern wird natürlich auch die Rollenverteilung je nach politischer Asusrichtung in einem Werk durchaus verhandelt. Mit Parallele Mütter richtet Pedro Almodóvar diesen Blick in eine feministische Richtung. Großes Schlagwort, große Diskussionen und dennoch in der eigentlichen Umsetzung simpel und es bleibt die unbegreifliche Frage, warum es denn manchen so schwerfällt, dies auch zu tun. Der Wille wird wohl einfach selten da sein. Davon abgesehen ist dieser in manchen Belangen bei weitem nicht so gelungene Film nicht so clever, wie es die Lobeshymnen vermuten lassen. Und das hat einen ganz einfachen Grund, der auch bei der Empfängnis in unserer Welt eine Rolle spielt.

Trailer zu Parallele Mütter

Die Rede ist hier ganz klar vom sozialen Stand. Denn man mag das kaum glauben, aber auch die Empfängnis, muss man sich leisten können. Es ist sozusagen ein Privileg, ein Kind zu bekommen. Weil damit natürlich auch Verpflichtungen einhergehen. Sei es die Umsorge des eigenen Kindes, sei es aber auch die Möglichkeit, dieses Kind zu versorgen. Und da spricht in Parallele Mütter vor allem der naive neoliberale Gedanke eine Rolle, weil sowohl die von Penélope Cruz gespielte Janis, als auch die von Milena Smith verkörperte Ana sich um eines sicherlich keine Sorgen machen müssen. Nämlich, wo das Geld herkommt. Daß das im realen Leben allerdings ganz anders aussieht, muss man an der Stelle wohl kaum weiter erläutern. Wenngleich das Kapital hier auch gewissermaßen personifiziert wird und dann Ausdruck in der von Aitana Sánchez-Gijón gespielten Mutter Teresa Ferreras findet, so ist auch diese Zeichnung im Verhältnis nicht wirklich aufschlussreich und im Endeffekt klischiert und plumb. Auf der anderen Seite zeigt sich auch, daß eben Arbeit und Privatleben wesentlich einfacher zu handhaben sind, wenn man eben die nötigen Angestellten hat. Man muss das Werk dabei sicherlich nicht einfach so im Regen stehen lassen, weil auch die Schattenseiten dieses Daseins dann gezeigt werden, wenn es um die junge Ana Manso Ferraras geht. Diese muss sich mit Nebenjobs über Wasser halten, während ihre ebenso wohlhabende Mutter ihre eigenen Ambitionen als Schauspielerin verfolgt. Das Familienverhältnis ist dahingehend also gespalten und auch der Umgang mit dem leiblichen Vater von Ana ist ganz klar vom Desinteresse des Vaters geprägt.

Eines macht Regisseur Almodóvar mit diesem Film aber überdeutlich. Nämlich, daß sein Werk zum größten Teil aus Symbolen besteht. Das mag zunächst etwas seltsam anmuten, dennoch ist es glasklar in vielerlei Hinsicht. Dazu gesellen sich einige Finten, die dann für Verwirrung stiften sollen und im Endeffekt zu nichts führen. Auf der anderen Seite zeigt sich, daß gerade die Auseinandersetzung mit der Geschichte des eigenen Landes, in Form vom Spanischen Bürgerkrieg und der Franco-Herrschaft letztlich doch etwas komisch anmuten. Doch so komisch ist das gar nicht. Denn im Kern läuft es auf eine simple Gegenüberstellung zweier Kontraste hinaus. Davor muss man sich aber durch einen ellenlangen Subplot und Epilog quälen, der dann eben diesem dient. Klar ist das irgendwo gut konstruiert, weil auch somit die Konstellation der Figuren nur noch mehr Sinn ergeben. Auf der anderen Seite ist es schon eine Holzhammer-Methode hier die Geburt, oder Empfängnis, dem Leiden des Krieges und damit dem Tod gegenüberzustellen. Das dürfte wohl jeder verstehen und aktiviert damit auch keineswegs die grauen Zellen. Das seltsame dabei ist aber, daß der Film letztlich mehrere male in der Zeit springt. Und es ist nicht so, als würde man diese Szenen nicht kommen sehen. Viel eher ist es so, daß der Film eigentlich nur eine logische Schlußfolgerung aus dem Gezeigten zulässt. Daß erinnert in der Art der Inszenierung dann auch stark an The Father (2020) und darin ist der Regisseur auch einfach große Klasse.

Etwas weiter beleuchtet werden in den spannenderen Szenen dann durchaus die titelgebenden Mütter. Es ist so einfach, wie schnell ein Gefühl umschenken kann und auch Fragen der Herkunft zentral für die Deutung des Werkes sind. Man lügt sich da vielleicht, um den Schmerz zu verdecken, eine Weile lang an. Und dieser Film ist in Sachen Darstellung von Frauen durchaus gelungen. Im Hinblick auf etwaige Wendungen der Geschichte ist das dann lange nicht mehr leicht verdaulich. Daß will das Werk natürlich auch keineswegs sein. Schließlich sind Verbrechen bei der Geburt keine Seltenheit. Die Art, wie Almodóvar das inszeniert, spricht für ihn. Denn er macht darauß keine schnulzige Seifenoper, sondern konfrontiert den Zuschauer mit simplen Realitäten. Dabei gelingt es ihm natürlich zu provozieren, weil auch die Reinheit der oft so dargestellten Wesen hier häufig nur auf purer Egomanie fußt. Besonders an der Figur von Penélope Cruz lässt sich das deutlich erkennen. Man hat es dann sehr schwer, weil man das eigentlich auch kaum moralisieren kann. Die Figuren verbindet ein Trauma. Es ist nicht das gleiche Trauma. Doch es sind Traumata, die das Leben komplett umwerfen und diese Momente, die so schleichend und immer häufiger in der Geschichte platz finden, inszeniert der Regisseur gekonnt und auch im Gesamtkontext mit einer Sicherheit für einen schleichenden Stilwechsel, der ihn tatsächlich zu einem großartigen Regisseur macht.

Schön anzusehen ist auch, daß der Film eine gesamte innere Ruhe zu sich hat. Zwar gibt es starke und wirklich zerreißende Phasen, die der Film aber nicht simpel ausspielt, sondern in einer Beobachterperspektive verlässt. Das zeigt sich nicht nur an dem Handwerk des Regisseurs, sondern auch an der Musik durch Alberto Igleasias. Diese setzt vor allem dann ein, wenn das große Schauspiel von Cruz, aber auch der jungen Milena Smit ihre Kraft entfalten.

Diese umfänglichen Lobgesänge zu Parallele Mütter sind nicht unbegründet. Wenngleich sich die Geschichte zum Ende hin wirklich zieht und auch ein Subplot vielleicht nicht die Kraft entfaltet, die er soll, so ist es vor allem ein Werk, welches clever geschrieben wurde und vor allem starke Inszenierung aufweist. Denn das Spiel mit dem Zuschauer gelingt hier vollends, während es vor allem das Spiel der beiden Hauptdarsteller ist, daß nur noch umso mehr beeindruckt.

Parallele Mütter Bewertung
Bewertung des Films
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