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Resturlaub

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Die Flucht vor dem Spießertum

Resturlaub Kritik

Resturlaub Kritik
0 Kommentare - 25.08.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Nicht wenige behaupten, dass die Midlife Crisis nur eine gesellschaftliche Modeerscheinung sei. Ein Phänomen, das sich Ratgeberautoren ausdachten, als ihnen die Themen ausgingen. Sollte das tatsächlich der Fall sein, müssten diese findigen Sachbuchschreiber einen Präsentkorb nach dem anderen erhalten. Schließlich stellten sie der Unterhaltungsindustrie eine Art Freifahrtschein aus, männliche Figuren ohne besonderen Anlass in eine Sinnkrise stürzen zu können, die möglichst komische Verwicklungen nach sich zieht. Wie zum Beispiel Tommy Jauds Romanheld Pitschi Greulich, der seine Midlife-Crisis in Gregor Schnitzlers Adaption von Resturlaub nun auf der Leinwand auslebt.

Es ist eine Kombination verschiedener Faktoren, die Pitschi (Maximilian Brückner) im Waschraum des Flughafens den Schweiß auf die Stirn treibt: Beruflich gibt es keine Erfolge zu vermelden, sein bester Freund (Stephan Luca mit sehr bemühtem fränkischen Dialekt) hat eine unmögliche Frau mit Entenstimme (Switch-Komikerin Martina Hill) geheiratet, und seine anderen Freunde erscheinen ihm langsam so verbohrt wie seine Heimatstadt Bamberg an sich. Als dann auch noch Pitschis Freundin Biene (Mira Bartuschek) laut über Hausbau und Familienplanung nachzudenken beginnt, schrillen bei dem Mittdreißiger endgültig die Alarmglocken: Er muss hier raus. Raus aus Bamberg, raus aus diesem Zug, der schnurgerade Richtung Spießertum fährt.

Während Freundin und Freunde bereits am Check-In auf ihn warten, simuliert der panische Pitschi vor dem anstehenden Flug nach Mallorca spontan einen Raubüberfall. Geld und Pass seien ihm abgenommen worden, sie sollen doch ohne ihn fliegen. Kaum allein, formuliert der Zurückgelassene einen Abschiedsbrief an die nun baldige Exfreundin und setzt sich in den nächsten Flieger nach Buenos Aires. Dort findet der Neu-Argentinier nicht nur ins Gästezimmer eines exzentrischen Hundefrisörs und ins Bett einer rassigen Spanischlehrerin, sondern auch den Weg zur Selbsterkenntnis.

Regisseur Schnitzler, der mit Soloalbum und Die Wolke schon Erfahrungen auf dem Gebiet der Romanadaption sammelte, arbeitete das Drehbuch gemeinsam mit Vorlagengeber Tommy Jaud aus. Der scheute sich wie schon bei der Verfilmung seines Erstlings Vollidiot nicht, sich ein Stück weit vom eigenen Werk zu entfernen, um es - gerade in Hinblick auf Moral und Aussage - kinotauglicher zu machen.

In der Regel wird der Zeigefinger im Film jedoch nicht mahnend erhoben, sondern in scharfe Soße getaucht und in dafür nicht vorgesehene Körperöffnungen gesteckt. Schnitzler und Jaud vertrauen auf einfachen Humor, der zunächst nur den Figuren ein bisschen weh tut: Man stolpert gern, man rennt gern gegen Dinge - zu gern. Häufig scheint dem Duo nicht bewusst zu sein, wann ein Gag bereits zu oft bemüht oder eine Szene zu deutlich auf die naheliegendste Pointe zugeschnitten wurde. Und das schmerzt den Zuschauer dann doch etwas: Denn so eindimensional und überdreht die Figuren auch wirken, herzhaft gelacht hätte man mit ihnen gern öfter.

Resturlaub bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Resturlaub Bewertung
Bewertung des Films
510

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