Bewertung: 4.5 / 5
Hier ist nun mein zweiter Teil der Rocky-Kritiken. Weiter geht’s mit dem zweiten Teil aus dem Jahr 1979. Kurz nach dem ersten Film nachgeschoben und dem Gesetz der Reihe folgend reicht er nicht ganz an das große Original heran, stellt jedoch trotzdem eine der besten Fortsetzungen zu Rocky dar. [b][u]Inhalt:[/u][/b] Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat den Kampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewichtsboxen verloren! Der Film setzt da an, wo der erste aufhörte. Die letzen paar Minuten des ersten Rocky Filmes von 1976 bilden den Anknüpfungspunkt für Rocky II und setzen zudem auch den Zuschauer noch einmal kurz ins Bild, was eigentlich zuletzt passierte. Rocky Balboa hat einen Kampf gegen den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht Apollo Creed (Carl Weathers) verloren und wird trotzdem von den Fans gefeiert, als wäre er der Sieger. Als erster Mann hat er es geschafft die vollen 15 Runden gegen Creed im Ring zu bestehen und hat diesen sogar zwischenzeitlich auf die Bretter geschickt. Letztlich ist es der Sieg nach Punkten, der Creed seinen Titel behalten lässt. Die beiden einigen sich, keinen Rückkampf zu machen. Doch Creeds Selbstbewusstsein ist angekratzt. Und so kommt es, dass sich Rocky, nach einigen gescheiterten Versuchen sich einen lukrativen neuen Job zu suchen und sich aus dem Image des Boxers zu emanzipieren, auf einen Rückkampf um die Weltmeisterschaft einlässt. Eine Augenverletzung aus dem ersten Kampf verlangt jedoch von Ihm seinen Boxstil völlig umzustellen. Nun ist es an Trainer Mickey (Burgess Meredith) mit seinem Schützling erneut das Unmögliche möglich zu machen. [u][b]Kritik:[/b][/u] Der Film hat es natürlich wie alle Fortsetzungen schwer an die Klasse des Originals heranzureichen. Einen so übergroßen Vorgänger zu erreichen, ist in der Regel von vornherein schon das Todesurteil für eine gelungene Fortsetzung. Jedoch gelingt es Rocky II über weite Strecken, tatsächlich die Klasse des ersten Filmes zu erreichen, was nicht zuletzt an der konsequenten Weiterführung der Story und Weiterentwicklung der Charaktere liegt. [b]Figuren:[/b] [i]Sylvester Stallone[/i] ist und bleibt [i]Rocky Balboa[/i]. Diese Rolle ist ihm einfach nicht zu nehmen und könnte auch von niemand anderem verkörpert werden. Auch im zweiten Film gelingt es Stallone die Zuschauer mit seinem sympathischen Auftreten auf seine Seite zu ziehen. Der Figur wird das Problem ihrer geringen Intelligenz hier erstmals deutlich vor Augen gehalten. Rocky versucht sich als Werbemaskottchen und scheitert, ebenso wie er von keinem Unternehmen in einem Schreibtischjob eingesetzt werden will. So muss er sich auf das verlegen, was er aufgrund seiner Intelligenz und Statur beherrscht: körperliche Arbeit. Nachdem er auch hier den Job verliert, muss er einsehen, dass er Boxer ist und bleibt. Hier wird die Figur in ihrer Limitiertheit durchaus von Stallone sehr ambivalent dargestellt, da es ihm gelingt, das Beste aus diesem Problem herauszuholen und der Figur eine nachvollziehbare Dramatik zu verpassen. Und das gelingt erstaunlicherweise, obwohl Rocky nach seinem Kampf eigentlich die Welt offen steht. [i]Talia Shire[/i] überzeugt erneut in der Rolle von Rockys (ab diesem Teil) Ehefrau [i]Adrian[/i]. Sie spielt in diesem Film gestärkt. Sie setzt sich für ihren Mann ein, vor allem wenn er wegen seiner Intelligenz beleidigt wird. Dazu kommt, dass sie sich stark von ihrem Bruder Paulie emanzipiert und in diesem Film weit resoluter auftritt als noch in Teil 1. Hier gibt es keine Kritikpunkte, die Figur wird weiterhin überzeugend verkörpert und in ihrer Entwicklung durchaus fassbar gemacht. [i] [/i] [i]Burgess Meredith[/i] bleibt weiter der knurrige Trainer [i]Mickey Goldmill[/i] und als solcher Rockys Mentor und Freund. Die Rolle entwickelt sich in diesem Film noch stärker zu einer väterlichen Mentorenfigur für Rocky und bringt ihn mit seinen Ratschlägen und Tips weiter. Auch wenn in seiner Motivation Rockys in gewisser Weise die eigenen entgangenen Chancen Mickey durchscheinen, so ist es doch sein gutes Zusprechen, dass Rocky neben Adrians Liebe und Unterstützung am stärksten prägt. [i]Burt Young, Carl Weathers[/i] und [i]Tony Burton[/i] bleiben im Grunde in ihren Figuren. Die Anlage der Figuren ändert sich im zweiten Film praktisch nicht. Young als [i]Paulie [/i]versucht sich als Manager, bleibt im Kern jedoch was er bereits in Teil eins war: ein sympathisches Ekel. Weathers und Burton geben [i]Creed [/i]und [i]Duke[/i] weiterhin als Gewinnerteam. Allerdings bekommt Burton in diesem Film etwas mehr Bedeutung, da seine Figur immer wieder auf die Gefahr hinweist, die von Rocky Balboa für Creed ausgeht. Dieser Film stellt das Regiedebüt für Sylvester Stallone dar. Er ist wie der erste überwiegend in Philadelphia gefilmt und fängt den verrußten Charme dieser Stadt weiterhin sehr gut ein. Insgesamt werden nur einige wenige markante Sets hinzugefügt, allen voran natürlich das Haus, welches Adrian und Rocky hier zu ihrem Heim machen. Im Grunde sind es jedoch die Orte aus dem ersten Film, die einen in wohliger Erinnerung schwelgen lassen und die dafür sorgen, dass man sich in Rockys Philadelphia sofort wieder heimisch fühlt. Man wird dem Film vorwerfen können, sich im Grundmuster nicht weit von der Vorlage zu distanzieren, allerdings ist es beim Erfolg des ersten Filmes nicht weiter schwer den Grund dafür zu finden. „Never change a running System“ heißt hier die Losung und sie trifft durchaus zu. Der Film funktioniert in Aufbau und Dynamik wunderbar und schafft es die Figuren, die er aus dem ersten Film allesamt übernimmt, auch weiterzuentwickeln. Hier hat Stallone mit seinem Drehbuch in jedem Fall alles richtig gemacht. Die Figuren fühlen sich richtig an und auch die Motivation Rockys ist nachvollziehbar. In seinen Kämpfen bleibt der Film selbstverständlich action-orientiert, auch hier ändert sich nichts. Allerdings macht diese Konsequenz sinn, ist es doch diese Art der Effekthascherei, die den Charme der Fights ausmachen. So funktioniert gute Action nun mal im Film. [u][b]Fazit:[/b][/u] Auch Rocky II schafft das, was der erste bereits lieferte. Er reißt mit, berührt und funktioniert einfach wunderbar. Mit tollen Bildern, einer guten Regie durch Stallone und einer schönen Geschichte zieht der Film den Zuschauer in seinen Bann. Insgesamt hat man ohnehin das Gefühl, dass Rocky I+II zusammengehören. Die beiden Filme könnte man als die „Creed-Saga“ unter den Rocky Filmen beschreiben, da sie zeitgleich mit dem Aufstieg Rockys auch den (nicht wenig selbstverschuldeten) Niedergang des alten Champions Apollo Creed dokumentieren, bevor in Rocky III die Figur Rockys selbst in eine vergleichbare Situation kommt. Stallone hat es hier erneut gemeistert, einen zeitlosen Film zu schaffen, der Fans des ersten wie auch Neulinge der Reihe wohl gleichermaßen begeistern dürfte und auch hat. Er spielt mit Emotionen, die jeder nachvollziehen kann und zieht den Zuschauer zu jedem Zeitpunkt auf seine Seite. Als würdige Fortsetzung, die dem Geist des ersten Rocky-Filmes treu bleibt, jedoch bereits ganz leichte Abnutzungserscheinungen zeigt gebe ich dem Film [u][b]9/10 Boxhandschuhen[/b][/u], da er es wie der erste schafft zu berühren und begeistern. Die wenigen Schwächen sind zu vernachlässigen und schmälern den positiven Gesamteindruck nicht, den dieser zweite Rocky hinterlässt.
Rocky 2 Bewertung
