Bewertung: 4 / 5
Es kommt mir tatsächlich irgendwie so vor, als wäre es gestern gewesen, als Spidermans Identität aufgedeckt wurde und Far From Home mit einem "What the fu..." als harten Schnitt endete.
Vielleicht liegt es daran, dass dann die Pandemie kam und Kinotechnisch nicht sooo viel los war. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die bisherigen MCU-Filme der aktuellen Phase, sagen wir mal...eher im kleineren Rahmen agiert haben.
Als Vorbereitung auf den Film habe ich nur den ersten Trailer geschaut, weil ich das Gefühl hatte, mir bei einem Film wie diesen hier möglichst viele Überraschungen erhalten will. Und ich glaube, das war auch gar nicht mal so verkehrt.
In Trailer 1 wirkte No Way Home sehr Dr. Strange lastig. Von daher habe ich einen eher "absurden" Film erwartet, wo man nur so durch die Dimensionen springen wird. Das hielt sich am Ende aber durchaus in Grenzen, nachdem Strange dann über weite Strecken des Films eigentlich nicht auftauchte. Und ich glaube, das tat dem Film auch gut so, um den Film ein kleines bisschen mehr zu erden.
Nachdem die ersten beiden MCU Spiderman-Filme tatsächlich vergleichsweise unbeschwert waren, greift Teil 3 nun "endlich" die großen, persönlichen Schicksalsschläge auf, die so sehr zu Peter Parker gehören, wie die Ermordung von Batmans Eltern, als er noch ein Kind war.
Dabei geht es einerseits um die Frage, ob bestimmte Dinge nicht unausweichlich seien (eine Frage, mit der Eternals interessanterweise eigentlich auch schon gespielt hat). Andererseits wird auch hervorgehoben, dass es solche Schicksalsschläge sind, die einen wesentlichen Teil eines Charakters formen. Das führt in der Mitte des Films zu einer durchaus drückenden Stimmung im Kinosaal - fast schon wieder ungewohnt für einen Marvel-Film.
Am Ende wäre genau das aber mein großer Kritik-Punkt. Die Balance aus Leichtigkeit und Trauer scheint mir nicht ganz aufzugehen. Denn eben jene Trauer ist vergleichsweise schnell wieder verflogen und es folgt der typische Marvel-Humor.
Das ist etwas, was Infinity War deutlich besser gelungen ist - vielleicht aber auch durch den feinen Kniff, dass man den Snap auf das Ende des Films gelegt hat und man so quasi gar keine Zeit hatte, wieder noch leichtere Szenen hinten dranzuhängen, die eben jene Stimmung wieder versauen.
Ich musste irgendwie auch oft an Star Wars Episode 3 denken, da Peter Parker ein paar Szenen hat, bei denen er auf die dunkle Seite abzudriften scheint. Und auch hier gibt es diese große, schwere Stimmung am Ende des Films. Der Unterschied zu No Way Home ist allerdings vor allem, dass Peter auf Kenobi hört, als er sagt "Dont do it".
Bestimmte Cameos aus älteren Spiderman-Filmen haben den Kinosaal zum Schreien/Jubeln gebracht. Das waren Momente, welche die Besonderheit eines Kinobesuchs zeigen, weil man sie zu Hause in der Form nicht erleben kann.
Dabei bietet No Way Home den alten Charakteren in vielerlei Hinsicht eine "redemption" an. Bestimmte Situationen wurden erneut durchlebt - nur dieses Mal konnte man besser reagieren und es richtig machen.
Problem dabei: Es ist nun mal wieder einer dieser Filme, die es absolut belohnen, wenn man Fan ist und alle Referenzen kennt. Ist man hingegen kein Fan - oder ist vielleicht auch einfach zu jung (Die anderen Filme haben ja durchaus einige Jahre auf dem Buckel), dann wird es schwierig zu verstehen oder überhaupt zu erkennen, warum manche Dinge eine bestimmte Gewichtung haben.
Am Ende ist No Way Home ein sehr unterhaltsamer Film, der durchaus auch von einer gewissen Nostalgie lebt - der aber "endlich" auch ein paar dramatische Momente hat, die einem MCU-Film immer wieder guttun.
Abzüge gibt es nur wie gesagt dafür, dass aus meiner Sicht die Balance aus Drama und Leichtigkeit nicht so ganz 100%ig sitzt. Deswegen 4 von 5 Hüten.
Nun wird sich zeigen, welche Konsequenzen die Ereignisse aus diesem Film haben werden. Die genaue "Mechanik" ist mir ja noch nicht ganz klar :D
Ich meine... muss es nicht trotzdem irgendwelche Jahrgangs-Fotos usw. mit Peter Parker geben? Oder was ist mit diversen Computern von Stark, Wakanda und Shield? Wurden die Daten rund um Peter Parker darauf auch gelöscht? Betrifft es nur die ganze "Welt", oder das ganze Universum? Wissen Fury oder die Guardians of the Galaxy noch, wer Peter Parker ist?
Achso und kleiner Downer noch:
Von Venom hätte ich mir auch mehr erhofft, nachdem sein Übergang ins MCU ja eigentlich vergleichsweise "groß" gezeigt wurde, mit einer eigenen Post Credit Szene. Am Ende tauchte er überhaupt nicht auf - bis zur nächsten Post Credit Szene. Und mit der ging es dann direkt auch schon wieder zurück ins eigene Universum. ..
Und noch ein Punkt zum Ende bzw. zur "Pointe" des Films:
Dr. Strange sagt zu Peter recht früh im Film, dass das Problem sei, dass er zwei verschiedene Leben lebt. Und je länger er das tut, desto gefährlicher wird es. Die naheliegende Schlussfolgerung daraus wäre eigentlich gewesen, dass er eben doch einen Weg findet, zu seiner Identität als Superheld zu stehen. Indem er die Welt vergessen lässt, wer er ist, und nicht mal mehr seine Freunde "zurückgewinnen" will, geht Peter eigentlich zurück in diese Phase des Doppel-Lebens. Früher oder später, wenn er neue Leute kennenlernt, vielleicht sogar eine Gwen, wird er wieder vor genau demselben Problem stehen, beide Leben in Einklang zu bringen. Die Message des Films insgesamt geht dadurch eigentlich auch eher dahin, dass er die Flucht als Lösung vorschlägt, was irgendwie gar nicht so superheldenhaft ist...
Trailer zu Spider-Man 3 - No Way Home
