Bewertung: 4.5 / 5
Mit einem ungewöhnlichen Stil scheint Spider-Man - A New Universe die Zuschauer erst einmal zu verwirren, doch die gut erzählte Geschichte, die mal nicht auf Peter Parker baut, ist klasse. Nicht nur weiß der Film im richtigen Moment die nötigen Akzente zu setzen, er verbeugt sich auch vor den Comics, den anderen Filmen und nimmt sich dabei oft gar nicht mal ernst. Schnell hat man den etwas ungewohnten Artstyle vergessen und merkt, dass hier der Stil ein ganz starkes, genau, Stilmittel ist und nicht dazu verwendet wird, mangelnde Substanz zu verstecken.
Spider-Man - A New Universe Kritik
Miles Morales führt augenscheinlich das langweilige Leben eines typischen Teenagers. Gerade hat er die Schule gewechselt und sich noch nicht so richtig eingelebt, weswegen er vor allem mit seinem Onkel abhängt, der ihn viel besser als seine Eltern versteht. Als Miles aber eines Abends von einer genetisch manipulierten Spinne gebissen wird und dann auch noch auf den echten Spider-Man trifft, ändert sich sein Leben schlagartig. Denn auch in ihm erwachen plötzlich ungeahnte Kräfte und die gilt es, gegen Kingpin einzusetzen, denn der bedroht mit seinem Plan nicht nur das Leben der Menschen in New York, sondern könnte das ganze Multiversum auf den Kopf stellen...
Trailer zu Spider-Man - A New Universe
Wir sind sicher nicht die Einzigen, die bei der Ankündigung von Spider-Man - A New Universe ein wenig verwundert waren. Sony leitete gerade erst mit Marvel einen Reboot von Spider-Man in die Wege und plante zeitgleich einen weiteren Film, der sich aber nicht auf die typischen Geschichten von Peter Parker konzentrieren, sondern endlich mal Miles Morales in den Mittelpunkt der Geschichte stellen sollte. Das Ganze dann als Animationsfilm zu verpacken und da auch noch die Sony Animation Studios ranzulassen, die in der Vergangenheit nun nicht gerade mit Qualität glänzten, konnte als extrem mutiger Schritt gesehen werden. Doch manchmal sind es genau diese Experimente, denen der Zuschauer nichts zutraut, die später umso mehr überraschen.
Spider-Man - A New Universe ist genau so eine Überraschung geworden, wo augenscheinlich erst einmal nichts zusammenpassen sollte und doch irgendwie alles zueinander gefunden hat. Natürlich muss man sich erst einmal an den Stil gewöhnen, der selbst für einen Animationsfilm ungewöhnlich ist. Denn die teils abgehackten Bewegungen wirken so, als wenn Zwischenbilder ausgelassen wurden. Hinzu kommen Filter, die vom üblichen Animationslook ablenken, der sonst alle Filme gleich aussehen lässt. Diese optische Distanzierung ist etwas, woran man sich als Zuschauer rantasten muss, bevor einem irgendwann bewusst wird, dass es genau dieser mutige Stil ist, den Spider-Man - A New Universe braucht. Ein Film, dichter dran an den Comics und seinen dort erschaffenen Figuren als kein Realfilm zuvor.
So lebt man in Spider-Man - A New Universe aber nicht nur visuell das Medium Comic aus und das in vielerlei Hinsicht, sondern auch die Geschichte spiegelt wider, was in den Comics erschaffen wurde. Gerade die Thematik des Multiversums, was in realen Comicfilmen bisher kaum zur Sprache kam, die Welt der Comics aber maßgeblich ausmacht, wird hier zum Dreh- und Angelpunkt einer Geschichte, die für sich allein steht und doch zu allem gehört, was Sony mit Spider-Man bisher geschaffen hat. So steht man auf eigenen Beinen und verleugnet dennoch nicht, was Sam Raimi zum Beispiel mit seinen Filmen kreiert hatte, selbst Stan Lee wird in einer bewegenden und unglaublich passenden Szene Tribut gezollt.
Und die Geschichte selbst, sie lebt von ihren Figuren, die hier aus allen Winkeln des Multiversums kommen, und an der Stelle wollen wir nicht spoilern, denn gerade die Gags, die sich aus den Begegnungen verschiedener Spider-Mans ergeben, wie Miles in diese Welt passt und selbst zu Spider-Man wird, ist es, was Spider-Man - A New Universe auszeichnet und zu einem der besten Spider-Man-Filme seit vielen Jahren macht. Gleichzeitig bietet die Story aber auch das nötige Gewicht, um den Zuschauer nicht mit den immer gleichen Geschichten zu langweiligen, die heutige Superheldenfilme ausmachen. Und, was ebenfalls für den Film spricht, er setzt die richtigen emotionalen Töne. So wirken die Gags nicht aufgesetzt und die traurigen Momente nicht übertrieben. Gerade dieser Balanceakt gelingt hervorragend und dabei ist sich der Film seines Stils immer bewusst und nimmt sich an vielen Stellen nicht ernst, ohne dabei jemals lächerlich zu wirken.
Spider-Man - A New Universe ist eine extrem positive Überraschung zum Jahresausklang geworden und jeder, der Comicverfilmungen mag, muss diesem Film eine faire Chance geben. So oft Sony Animation normalerweise danebengreift und Schund produziert, so ist ihnen hier das absolute Gegenteil geglückt. Ein rundum hervorragender Film!