Anzeige
Anzeige
Anzeige

The Big Eden

Kritik Details Trailer News
Schön ist es auf dieser Welt

The Big Eden Kritik

The Big Eden Kritik
0 Kommentare - 17.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Was für ein Mensch ist der letzte Playboy dieses Landes? In erster Linie ist Rolf Eden, der vormalige Diskothekengott Westberlins, heute 81 Jahre alt. Und aus dieser Perspektive ein nicht mehr ganz ernst zu nehmender Frauenheld. Peter Dörflers Doku The Big Eden fasst ihn mit Samthandschuhen an. Der Regisseur versieht seine Collage aber auch mit Spitzen und beleuchtet eine Lebenseinstellung, die nachdenkenswert ist. The Big Eden ist der letzte Teil von Dörflers Trilogie über Egomanen, zu der auch Der Panzerknacker (2006) und Achterbahn (2009) gehören.

Rolf Eden sammelt bis zum heutigen Tag nicht nur jeden Zeitungsausschnitt über sich, er archivierte auch sein Leben lang Super-8-Filme über seine flotten Bienen und sich. Oder umgekehrt, denn er sieht sich gern selbst im Mittelpunkt. Das illustriert Dörfler mit dem einen oder anderen zufriedenen Blick Edens in den Spiegel und seinen direkt in die Kamera gesprochenen Kommentaren.

Nun blättert Dörfler trotz Verwendung der Privataufnahmen nicht im Buch Eden. Einen Mann, der seit einer von zwei Kriegen geprägten Jugend ein Lebenskonzept in Beton gegossen hat, entlarvt man nicht so leicht. Aber man begreift ihn ein ganzes Stück mehr als etwa die Person Tom Kummer, jenen Mann, der Promi-Interviews aus seinem Hut zauberte, und sich - wie Eden - eine schönere Welt bastelte.

Der Schweizer Journalist, das zeigte im Frühjahr die Doku Bad Boy Kummer, war mit seinen Arbeitsbedingungen nicht einverstanden gewesen. Und auch Rolf Eden lässt sich von der Realität nicht irritieren. Auf Beerdigungen geht er nicht. Als ihm ein alter Freund von seiner Krebserkrankung erzählte, wollte er nichts davon hören, schickte ihm nur Geld. Der Freund überlebte. Wenn eine seiner Gespielinnen schwanger wurde, sagte er vermutlich nicht nur einmal "Das ist deine Sache".

Sieben Kinder mit sieben Frauen passierten dem jüdischstämmigen Berliner. Eigentlich wollte der Regisseur einen Film über die sechs Söhne und eine Tochter zwischen 13 und 61 machen. Doch schließlich ist es ein Film über den Vater geworden, der 1933 mit seinen Eltern nach Palästina geflohen ist und als junger Mann dort zum Kriegsheld wurde. Sagen seine Freunde.

Wegen 6.000 Mark Rückkehrerlohn ging er nach dem Krieg zurück nach Westberlin. Er war kein schlechter Geschäftsmann: Der Lebemann eröffnete einen Club nach dem anderen - damals nannte man das noch Saloon oder Diskothek. Schließlich kam 1967 das "Big Eden", die bekannteste Disko der Republik, direkt am Ku'damm. Dann genoss er sein Leben, provozierte mit sexistischen Sprüchen die, die sich provozieren lassen wollten.

In seinem Leben gab es nichts Schlechtes, resümiert Rolf Shimon Eden - weil er nur Gutes an sich heran ließ. Die Menschen, die ihn umgeben, hebt er in den Himmel, ohne etwas von ihnen zu erwarten. Frauen mit Schönheitsmacken schenkt er eine OP, weil die dann glücklicher sind. Das mag manchem zu banal erscheinen, ein zweites Nachdenken ist es dennoch wert.

The Big Eden bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

The Big Eden Bewertung
Bewertung des Films
710

Weitere spannende Kritiken

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 10.10.2023 von FBW - 0 Kommentare
Im Jahr 1974 wanderte der deutsche Filmemacher Werner Herzog von München nach Paris, um so die todkranke von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner zu retten. In ihrem Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt die Autorin Rachel Joyce eine ganz &au...
Kritik lesen »

Wochenendrebellen Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 17.08.2023 von FBW - 1 Kommentar
Marc Rothemund verfilmt mit Wochenendrebellen den autobiografischen Erfahrungsbericht von Mirco von Juterczenka, der vor zehn Jahren in einem Blog begann, die Erfahrung des "Groundhopping" mit seinem damals sechsjährigen und mit Autismus diagnostizierten Sohn Jason zu schildern. Das E...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeN