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The Big Short

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The Big Short Kritik

The Big Short Kritik

The Big Short Kritik
0 Kommentare - 04.08.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Big Short" ist.
The Big Short

Bewertung: 3.5 / 5

Inmitten der 2000er Jahre boomt das Börsengeschäft an der Wall Street. Vor diesem Hintergrund erhalten sogar Arbeitslose großartige Renditen. Doch entgegen aller Meinungen sieht der Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) die Wirtschaft vor dem Kollaps. Also besucht er die wichtigsten Bankmanager und stößt bei ihnen auf taube Ohren. Also fasst er den Plan, die Banken mitsamt ihrer Gier vorzuführen. Auch andere Wirtschaftsexperten wie Steve Eisman (Steve Carell), Greg Lippman (Ryan Gosling) und Ben Rickert (Brad Pitt) wetten gegen das Finanzsystem, indem sie Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigen.

Große Geschichten brauchen sich nicht zu erklären. Daß ein Film ebenso wenig einer Legitimation bedarf, ist natürlich Ansichtssache. Doch spätestens, wenn es um vergeudete Zeit geht, sind die Gemüter doch leicht zu erhitzen. Um hinter die Finanzwelt zu steigen, braucht es Menschen mit Köpfchen und Verständnis von Zahlen. Da ist man eventuell persönlich weniger, oder mehr involviert. Daß jedenfalls ist die These, die ich dann mal frech in den Rum stellen würde und das macht The Big Short unabhängig von seiner Schwere und seinem durchaus wichtigen Thema, auch zu einem eher undurchdringlichen Film. Selbst Regisseur Adam McKay beweist das, indem er den Zuschauern anhand der einzelnen Börsenspielereien bewusst den Spiegel vor die Hand hält und daran erinnert, daß man ja sowieso nicht alles wirklich nachvollziehen könne. Ganz akribisch geht The Big Short dabei vor und erklärt, wie die Finanzwelt in den Staaten über Jahre hinweg ins Wanken geriet und letztlich in sich zusammenfallen musste. Es ist eine absurde Welt, die natürlich spätestens seit The Wolf of Wall Street (2013) ihren Platz im modernen Kino gefunden hat. Sicherlich ist einer der wichtigsten Vertreter des Finanzfilms auch nach wie vor Oliver Stones Wall Street (1987). Aber ja, es sind kapitalistische und fast entmenschlichte Zustände, in denen sich Schicksale vom einen auf den anderen Moment ändern und Leben und Tod so nahe beieinander liegen.

The Big Short versucht recht einfach aufzudröseln, was in der Vergangenheit passierte und selbst wenn das anhand der vielen Zahlen und Ereignisse irgendwie absurd wirkt, so kommt man doch nicht umhin, McKays Werk irgendwo auch ein wenig als Style-over-Substance zu begreifen. Denn anhand der Erklärung, daß man nicht alles verstehen müsse, wird man nicht gerade freudig in die Finanzwelt geworfen. Und tatsächlich fällt auch auf, daß gerade die schauspielerische Leistung von Christian Bale hier extrem sauer aufstößt. Denn etwas anderes, als klassisches Oscar bait ist diese nicht. Allen Stormberg-Fans jedoch wird diese Figur erschreckend vertraut vorkommen und nun ja, in einem solchen Film hat sie doch eigentlich nichts zu suchen. Doch das ist tatsächlich auch schon alles, was man an The Big Short zu kritisieren hätte. Denn in der Tat ist es ein unterhaltsamer, wie auch guter Film. Mehr über Gefühle transportiert McKay ironischerweise die staubtrockene Welt der Finanzhaie. Und dann zeichnet er ein Gesellschaftsporträt, bei dem vor allem Spekulationen mit dem Geld der „einfachen“ Leute die Welt und vor allem die unverantwortlichen ins Chaos gestürzt wurden. McKay arbeitet sich auf sehr gehobene Art und Weise am Kapitalismus ab, ohne die Trader und die allumfassende Systematik dahinter zu intellektualisieren. In The Big Short stehen daher auch klassisch, menschliche Motive im Fordergrund und die Frage, die in allen Schuhen letztlich drückt ist doch, ob man der Entmenschlichung folgt und daraus seinen Vorteil zieht oder ob man erbost ablehnt.

Nun ist The Big Short also ein desillusioniertes Werk. Figuren, die hier tatsächlich mal mehr, mal weniger wie Menschen wirken, denken selten daran, was all ihre Taten mit den einfachen Menschen tun werden. Und das ist der Knackpunkt. Denn McKay gibt sich dieser Welt mit keiner Form von Moral hin. Außer natürlich dieser, sein eigenes Leben in jedweder Form ökonomisch aufzuwerten. Wie schon in Scorseses verspätetem Meisterwerk folgt man die ganze Zeit, zumindest in den allermeisten Fällen Menschen, mit denen man kaum eine Minute erbringen wollen würde. Und dennoch stellt das nie ein Problem dar, da die gezeigte Welt, die eben der Realität entspricht, einen noch fassungsloser zurücklässt. Hier versuchen sich vor allem Menschen von einem sinkenden Schiff zu retten. Die Spannung generiert sich dabei eben aus dem Realismus, während sonstige Spannung eher ausbleibt. Das heißt als Film gewinnt The Big Short schon alleine dadurch, daß das Absurde Realität ist und das, obwohl die Thematik auf dem Papier unglaublich Dröge wirkt. Doch McKay lässt sich dazu eben einiges Einfallen. Stichwort „Alter Fisch“ und andere Analogien und Metaphern die eingestreut werden und tatsächlich das zusammenbringen, was man als gehobenen Humor bezeichnen kann. Satiriker haben es in diesem Sinne dieser Tage ja erschreckend einfach, oder erschreckend schwer, weil eben die Umstände schon weit über das Tragbare hinausgehen. So auch im Falle der Finanzkrise.

Ein Ensemble dieser Größe verhilft ebenfalls dazu, daß man hier große Freude hat. Selbst in Gastauftritten bringt McKay Stars unter, die das Trivialwissen jedweden Filmfans frohlocken lassen. Interessant ist zudem, daß The Big Short kaum mit einem klaren Antagonismus aufwartet. Die Figuren und das geschäftige Treiben wirken auf andere Menschen, und zwar im negativen Sinne. Viele von oben sind sich dessen kaum bewusst und wollen eigentlich auch niemandem etwas Böses. Doch bald werden sie eben mit jenen Fragen konfrontiert, was vielleicht aufzeigt, wie wenig Mensch ein System ist und wie wenig System ein Mensch.

Skrupellos und etwas langatmig. The Big Short erfordert Sitzfleisch und auch Nerven, wenn es um die ein oder andere schauspielerische Darbietung geht. Gleichwohl ist der Film auch unterhaltsam, wie auch Bitter in seiner kompletten Ausführung.

Trailer zu The Big Short

The Big Short Bewertung
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