Bewertung: 4 / 5
Sollte The Mule aus schicksalhafter Tücke Clint Eastwoods letzter Film sein, wäre er ein nobles Vermächtnis. Er reicht nicht gänzlich an seine Klassiker heran, aber es ist ein Film, wie gemacht für diesen Schauspieler und Regisseur, der sich durch Unbeirrtheit und auch eine eigensinnige Art auszeichnet, die er nicht erst im Alter pflegt. Ein Must-see für seine Fans und Freunde interessanter Lebensläufe.
The Mule Kritik
Earl Stone (Eastwood), 90 Jahre alt und Kriegsveteran, ist nicht wirklich jemand, den man als Vater oder Ehemann des Jahres auszeichnen würde. Familiär ein Totalausfall widmet er seine ganze Liebe seiner Gärtnerei. Als er das Geschäft eines Tages aufgeben muss, erhält er plötzlich von ganz anderer Stelle ein skurriles, aber simples Angebot: Er soll Auto fahren und dafür bezahlt werden. Und keine Fragen stellen. Also fährt Earl Auto. Und fragt nicht nach dem Ladegut, das er quer durch die USA karrt. Sein Job als "Maultier" wird immer einträglicher, doch irgendwann wird aus Spaß Ernst.
Trailer zu The Mule
Basierend auf der Lebensgeschichte des Drogenkuriers Leonard Sharp ("El Tata"), schuf Regisseur Clint Eastwood, der auch zugleich die Hauptrolle spielt, einen ruhigen, aber nicht minder spannenden Film über einen gar nicht so normalen alten Mann. So wie Lucky das grandiose Vermächtnis von Harry Dean Stanton ist, zeigt Eastwood mit The Mule erneut, dass auch im hohen Alter mit ihm zu rechnen ist, was uns besonders nach dem extrem schwachen 15:17 to Paris freut.
Es ist ein Film, gemacht für Eastwood, der hier einmal mehr den grantigen, unangepassten Mitmenschen mimt. Aber auf eine herzliche Art und Weise, der sich bei allem Gram und Schmerz, den er anderen antat, treu bleibt und dennoch nicht vom Publikum gehasst werden kann. So simpel und tiefgründig zugleich ist der Einblick in sein Leben, der im Film plötzlich beginnt und genauso plötzlich endet. Auf seine Art ein Feelgood-Movie, der zeigt, dass es immer irgendwie einen Weg gibt, aber ein Mensch eben auch Mensch bleibt und selbst mit 90 Fehler machen kann.
Die Besetzung von The Mule ist gut gewählt, darunter Laurence Fishburne, Bradley Cooper, Dianne Wiest, Michael Peña, Taissa Farmiga, Andy Garcia und seiner Tochter Alison Eastwood. Sie alle füllen die Story mit Lebendigkeit und Wärme, aber auch Brutalität, jeder auf seine Art. So lieblos Earl mit seiner Familie umgeht, so drastische Worte findet seine Ex, so gnadenlos gehen die Gangster zu Werk. The Mule ist keine Dokumentation über die mexikanische Mafia und bleibt sich als Unterhaltungsfilm treu, aber der gezeigte Gegensatz ist so skurril wie faszinierend. Hier die Normalos, dort die Reichen, die Nutten, vergoldete Waffen, Dekadenz. Earl touchiert diese Welt ein ums andere Mal, doch er bleibt sich treu und menschelt sogar, wird umgänglicher. Er realisiert, was wichtig ist im Leben und diese Message trägt der Film ohne erhobenen Zeigefinger mit sehr viel Ehrlichkeit vor sich her.
Die Regie ist schlicht und aufgeräumt, so wie das ganze Szenario, das keine großen Überraschungen bietet, aber doch nicht absehbar ist. Am Ende ist The Mule bei aller Spannung und Kontrollverlust ein Film, der eine einfache Message verbreitet, über Familie, Liebe, über das Leben an sich. Es ist nicht Eastwoods bester Film, aber einer, wo man einem reifen Mann gerne zusieht, gerne zuhört. Sowohl vor als auch hinter der Kamera.