
Bewertung: 4.5 / 5
„Thunderbolts*“ setzt den Fokus auf Charaktere, Teambuilding und einige wenige aber ordentliche Actionszenen. Die Handlung ist abwechslungsreich und bietet auch die ein oder andere Wendung. Ich mag die Handlung des Films und finde, dass der Fokus gut gesetzt wird. Nichts am Film wirkt nervig, langweilig, langatmig oder zu kurz. Der Film hat genau die richtige Laufzeit und wirkt extrem kurzweilig, aber immer spannend, interessant und abwechslungsreich.
Jeder Charakter darf im Verlauf des Films glänzen. Das gesamte Teambuilding funktioniert hier wunderbar. Man bekommt hier Anti-Helden, die sich erst bekämpfen, dann widerwillig zusammenarbeiten und dann nach und nach immer mehr Vertrauen zueinander aufbauen und einen immer größeren Zusammenhalt bilden. Das Team funktioniert auf allen Ebenen gut, einerseits durch die offenbar gute Chemie der Schauspieler untereinander als auch durch ein gut geschriebenes Script und tolle Dialoge.
Trailer zu Thunderbolts*
Im absoluten Fokus des Films steht Yelena (Florence Pugh). Sie macht hier die deutlichste Entwicklung durch und sie auch die meiste Screentime. Aber auch die anderen Charaktere bekommen alle ihre Momente und integrieren sich wunderbar in die Handlung.
Die Schauspieler agieren alle glaubwürdig und holen aus den Rollen heraus, was möglich ist. Natürlich darf man hier kein Charakterdrama erwarten, es ist ein Superheldenfilm, und da weiß man, was man in etwa zu erwarten hat. Hochrealistische Charakterstudien sollte man hier nicht erwarten. Dennoch bietet der Film mehr Charaktertiefe als es die meisten anderen MCU-filme tun. Die Charaktertiefe und -entwicklung kommt zwar nicht ganz an die der drei „Guardians oft the Galaxy“-Filme heran, ist aber dennoch vielfach besser als bei Filmen wie „Captain America: brave New World“, „Thor: Ragnarok“, „Thor: Love & Thunder“, „The MarvelS“ oder „Ant-Man 1-3“. Am ehesten kann man die Charaktertiefe und -entwicklung hier noch mit „Black Widow“ vergleichen, und gerade der Aspekt war eine der Stärken von „Black Widow“.
Auch der Humor des Films ist wohl dosiert und hat zumindest in der Kinovorstellung, in welcher ich mich befand, die meisten Zuschauer immer zum Lachen gebracht. Der größte Teil des Humors geht von Alexei Shostakov / Red Guardian (David Harbour) aus. Aber zum Glück wird es mit dem Humor nie übertrieben und vor allem driftet es nie in Albernheiten aus wie bei manch anderem MCU-Film wie „Thor: Love & Thunder“, „Thor: Ragnarok , “Deadpool & Wolverine“, „Ant-Man 1-3“ oder „The MarvelS“, die mir allesamt oftmals zu albern waren und somit auch die Ernsthaftigkeit der Handlung torpediert hat. „Thunderbolt*“ nimmt seine Handlung immer ernst, auch wenn zwischendurch guter Humor eingestreut wird wie bei jedem guten MCU-Film. Wie sagt man so schön? „Die Dosis macht das Gift.“.
Die Actionszenen sind durchweg abwechslungsreich, gut gemacht und inszeniert. Keine neue Referenz, aber auch weit entfernt vom Mittelmaß eines „Captain America: Brave New World“. Die Effekte und Animationen sehen gut aus, die Kameraführung in den Szenen bietet fast immer einen guten Überblick über das Kampfgeschehen. Auch die gute Tonabmischung und Räumlichkeit sticht positiv hervor, was bei Marvel-Filmen leider häufig nicht der Fall ist.
Dass dieses Mal an mehr realen Settings gedreht wurde und nicht nur vor im Studio vor Greenscreen, fällt sofort positiv auf. Der Film wirkt dadurch viel lebendiger und natürlicher, und so kann ich mich als Zuschauer auch viel mehr in die Handlung einfühlen. Ein absolut erfrischender Kontrast zum CGI-Overkill „Captain America: Brave New World“ oder „Deadpool & Wolverine“, die beide viel zu sehr auf computeranimierte Umgebungen und Action gesetzt haben. „Thunderbolts*“ wirkt durch die realen Drehorte viel griffiger und natürlicher.
Auch der Stunt von Florence Pugh, die vor der Kamera für den Film vom Wolkenkratzer „Merdeka 118“ in Malaysia gesprungen ist, ist einfach klasse. Ist sie selbst zufällig ein Fan von Tom Cruise?
Auch das Kostümdesign ist toll, denn die Kostüme scheinen alle echt und nicht am Computer entstanden zu sein. Das ist sehr positiv und hebt den Film auch wieder von anderen MCU-Charakteren wie Iron Man (ab „Iron Man 2“), Spider-Man und Black Panther, die sehr häufig unter Einsatz von CGI nachanimiert wurden, was oft negativ auffällt.
Der Soundtrack des Films gehört auch wieder zu den besseren im gesamten MCU, während die meisten Soundtracks der MCU-Filme seit der Phase 2 meistens eher keine Akzente setzen konnten. Aus meiner Sicht ist der Soundtrack im oberen Drittel des MCU anzusiedeln.
Alles in allem ist „Thunderbolts*“ ein wirklich starker Film geworden, der sich auf positive Weise deutlich von den meisten MCU-Filmen abhebt. Er besinnt sich auf die alten Marvel-Stärken und merzt nahezu alle Schwächen der letzten MCU-Filme aus. „Thunderbolts*“ ist nun aus dem Stehgreif für mich einer der besten MCU-Filme, auf jeden Fall Top-10.
Bewertung: 9/10 Punkte
Wiederschauwert: Hoch
Nachhaltiger Eindruck: Mittel
Emotionale Tiefe: Hoch
