
Bewertung: 3.5 / 5
Seit kurzem ist Tiefe Wasser bei Amazon Prime verfügbar. Es ist der neueste Film von Adrian Lyne. Ein britischer Regisseur der vor allem für Filme wie 9 1/2 Wochen oder Eine verhängnisvolle Affäre bekannt ist. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Adrian Lyne verbindet man mit Erotikthriller. Bei manchen wie 9 1/2 Wochen ist die Erotik stärker im Fokus und andere Filme wie Untreu gehen etwas sparsamer damit um. Tiefe Wasser gehört zu den Filmen, welche den Fokus klar auf den Thrill legen, so gibt es wenig leidenschaftliche Szenen und vor allem fast keine Expliziten. Der Film konzentriert sich auf die angespannte Grundstimmung und auf seinen Hauptdarsteller Ben Affleck. In seinem Spiel fühlt man sich hier und da an Gone Girl von David Fincher erinnert, auch wenn diese Qualität deutlich nicht erreicht wird.
Trailer zu Tiefe Wasser
Ben Affleck spielt Vic Van Allen, einen erfolgreichen Entwickler von Mikrochips, welche u.a. für Drohnen eingesetzt werden. Damit hat Vic ausgesorgt und führt ein scheinbar entspanntes Leben mit seiner Frau und seiner jungen Tochter in einem schönen Häuschen im Grünen. Seine Frau Melinda, dargestellt durch die bezaubernde Ana de Armas, ist deutlich jünger als er. Sie ist ein lebhafter Mensch, welcher bei jeder Party auf den Tischen tanzt und nichts anbrennen lässt. Ihre Beziehungen in der Vergangenheit gingen üblicherweise zu Bruch, aber Vic und Melinda haben sich auf eine Art offene Beziehung verständigt. Während Vic vor allem ein sorgevoller Familienvater ist, der sich um die aufgeweckte Tochter kümmert, lässt sich Melinda nicht einengen. Die Beziehung zwischen beiden ist stark vergiftet. Unsicherheit macht sich im Freundeskreis breit, als Gerüchte über den Verbleib von verschiedenen ehemaligen Bekanntschaften aufkommen.
Wie fängt ein Amazon Original an? Damit, dass die Tochter über Alexa ein nerviges Kinderlied startet. Der Film konzentriert sich in seinen 115 Minuten Laufzeit sehr auf diese vergiftete Stimmung im Haus zwischen Vic und Melinda. So gern man Ana de Armas in James Bond - Keine Zeit zu sterben gesehen hat und so sympathisch man sie fand, diese Frau hier wird man vermutlich nicht mögen. Tiefe Wasser erzeugt seine Spannung daraus, wie und ob diese Familie aus dieser Situation herauskommt. Das Ende ist an der Stelle zwar von einer Seite durchdacht von der anderen etwas enttäuschend. Man bleibt gefühlt 115 Minuten auf der gleichen emotionalen Welle und keine großen Wendungen. Trotzdem ist diese emotionale Welle unterhaltsam und spannend. Ein bisschen Varianz kommt durch die Nachbarschaft der Van Allen rein, aber leider passiert auch daraus am Ende zu wenig. Anders als wie man es von Adrian Lyne kennt ist Tiefe Wasser kein expliziter Erotikfilm. Man sieht hier und da etwas nackte Haut und vor allem Küsse, aber weitere Handlungen und Praktiken werden jugendfrei in Szene gesetzt. Stattdessen kann man Machtspiele auf zwei unterschiedlichen Ebenen erkennen.
Eine gewisse Brisanz kann der Film dadurch gewinnen, dass die beiden Hauptdarsteller selbst ein Paar waren und sich inzwischen getrennt haben. Hoffen wir, dass die Partnerschaft in echt nicht so lief wie im Film.
Als kurzweilige aber eintönige Unterhaltung kann man sich Tiefe Wasser durchaus angucken. Ben Affleck Fans dürften sich freuen. Eine niedliche Ana de Armas bekommt man nicht zu sehen und Anhänger von Adrian Lyne sollten die Erwartungen herunterschrauben.
