Das Superhelden-Jahrzehnt
Die 2010er waren aber auch ein Jahrzehnt der Superhelden, die ebenfalls einen großen Anteil an den neuen Rekorden hatten. Zwar wurde in der Dekade zuvor der Grundstein gelegt, doch die richtigen Erfolge feierte das Genre erst, als Disney mit dem MCU die Wunderformel für sich entdeckte. Mit dem Erscheinen von Marvels The Avengers 2012 brachen alle Dämme und nahezu jeder Film, den das Studio produzierte, kam dicht an die Milliarde heran oder durchstieß diese Grenze mit Leichtigkeit. Disney hatte sich das größte Stück vom Kuchen gesichert und arbeitete auf diese Dominanz hin, die wir inzwischen spüren.
Doch auch die anderen Studios wollten an den Erfolgen partizipieren, allen voran Warner Bros. mit dem DCEU. Beim Versuch, Disney und das MCU zu kopieren, scheiterten jedoch alle kläglich. Zwar hatte die Masse der Filme Erfolg, aber die von Disney generierten Einnahmen waren beispiellos. Jeder wollte Comicverfilmungen und jeder wollte flott Filmuniversen aus dem Boden stampfen. Immer schneller und immer häufiger sollten die Filme erscheinen. Das Ergebnis hatte aber auch seine Schattenseiten, denn die ständige Beschallung mag der YouTube-Generation gefallen, sorgte aber für eine regelrechte Aufweichung und einen spürbaren Qualitätsverlust.
Die 2010er sind das Jahrzehnt, in dem Filme im Kino monotoner wurden. Das MCU kam ohne markante Soundtracks aus, bot die immer gleichen optischen Effekte und wenig echte Substanz. Superhelden ohne Makel, was bei den meisten Zuschauern ankam, entsprechend färbte dies auf andere Genres ab. Die meisten Actionfilme, die heute erscheinen, sind verkappte Superheldenfilme. Die Speerspitze dieser Entwicklung bilden Dwayne Johnson und Vin Diesel, welche vor allem in China gut ankommen und dort ihren Marktwert befeuerten.
Quo vadis, Star Wars?
Man kommt nicht umhin, überall das Wort Disney fallen zu lassen, denn das Unternehmen war nicht nur erfolgreich, man hatte den Eindruck, dass weltweite Dominanz das Ziel ist. Wo man konnte, wurde hinzugekauft, und nicht nur Filmstudios wie 20th Century Fox waren darunter, auch Marken wie Star Wars. Satte 4 Mrd. $ ließ sich das Unternehmen die Rechte kosten, die Ende 2012 den Besitzer wechselten und den Deal des Jahrhunderts markierten. Lucasfilm wurde Teil des Disney-Imperiums und setzte etwas in Gang, was so niemand voraussehen konnte:
Denn sieben Jahre später hat Disney zwar Milliarden verdient, fünf Filme aus dem Boden gestampft und einige TV-Serien, doch wer hätte gedacht, dass George Lucas den Verkauf je bereuen würde? Star Wars-Filme floppen können? Eine Marke durch Überbeschallung und Merchandising in Drogerien und Spots ausgelutscht sein könnte? Und Lucas nicht zuletzt für seine viel gescholtene Prequel-Trilogie regelrecht geadelt werden würde?
Kaum eine Entwicklung spaltete ein Fanlager so sehr, wie das, was Disney aus Star Wars gemacht hat. Die Jubelschreie auf die Ankündigungen 2012 verstummten schnell und wer einst kritische Worte fand und ausgelacht wurde, findet sich heute in der Rolle des Propheten wieder. Noch ist nicht klar, wohin die Reise gehen wird und Star Wars ist fern davon, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Doch inzwischen sind andere Marken stärker, haben mehr Fans, und somit ist die Frage berechtigt: Quo vadis? Zum Glück geben Serien wie Star Wars - The Mandalorian Hoffnung, dass es bald wieder runder laufen könnte.