Willkommen in der Entertainment Area
Für alle, die noch nie auf der gamescom waren: Die Messe ist in verschiedenen Areas eingeteilt. Während die Hallen 2, 3 und 4 die Business Area bilden, kommt man gegenüber in die Hallen 5.1 und 5.2, die Merchandise Area, wo ihr so ziemlich alles zu kaufen bekommt, was das Gamer- und Nerd-Herz begehrt. Ein voller Geldbeutel natürlich vorausgesetzt.
In den Hallen 10.1 und 10.2 findet man die Indie Area, die Retro Area, das Cosplay Village, den Bereich Family & Friends sowie den gamescom Campus. Als kleiner Tipp: Hier finden sich oft für Besucher am ehesten Gelegenheiten, auch mal selbst Hand an einen Controller zu legen. Hin und wieder sind hier sogar leicht versteckt dieselben Spiele verfügbar, für die ihr in anderen Hallen stundenlang anstehen müsst. Und auch sonst ist dies stets ein Ort voller Überraschungen.
Die anderen Hallen sind 7, 8 und 9 und diese bilden schließlich die Entertainment Area, die Hauptattraktion der gamescom wenn man so will. Hier befinden sich die großen Stände und die wichtigsten Spiele. Doch trotz vieler spannenden Titel auch in diesem Jahr, täuscht dies nicht darüber hinweg, dass einige der größten Namen und Publisher der Branche einfach fehlten. Die Auswirkungen der letzten Jahre machen sich bemerkbar und nicht nur Sony und Nintendo, sondern auch Namen wie EA, Activision Blizzard oder Square Enix blieben der Messe in diesem Jahr fern.
Dadurch waren einfach nicht die ganz großen Highlights vor Ort und die Auswahl an Games auch insgesamt geringer. Nintendo hätte beispielsweise das neue Pokémon zum Anspielen mitbringen und vielleicht sogar etwas zu The Legend of Zelda – Breath of the Wild 2 zeigen können. Bei Sony hätte man das bald erscheinende God of War – Ragnarök oder das The Last of Us Teil 1-Remake zum Spielen anbieten können. Vielleicht ja sogar die neue Playstation VR 2 zum antesten. EA oder auch Activision Blizzard hatten in der Vergangenheit jedes Mal sehr große Stände, oft jeweils gleich ein ganzes Drittel einer Halle, wo man unter anderem jährlich Games wie das neue FIFA oder das aktuelle Call of Duty anspielen konnte. All das fehlte.
Aber selbst Microsoft, die als einer der wenigen ganz Großen auch in diesem Jahr vor Ort waren, hatten einen eher reduzierten Auftritt. Statt ebenfalls wie sonst ein Drittel einer ganzen Halle einzunehmen, war es diesmal ein vergleichsweise kleiner Stand, vielleicht ein Drittel der sonstigen Größe. Und auch hier fehlten die wirklich großen Spiele.
Generell fiel auf, dass im Vergleich zu den letzten Jahren auch viele bereits schon veröffentlichte Spiele zu finden waren. Es mangelt einfach an ausreichend neuem. Doch dies ist, das darf man nicht vergessen, auch den Umständen der letzten Jahre geschuldet. Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung vieler Spiele erschwert und enorm verlangsamt.
Diese Tatsache half dafür aber vielen anderen Spielen zu einer größeren Aufmerksamkeit. Vor allem der größte Stand der gamescom, die Indie Arena mit ihren über 100 vorgestellten Games, stand so noch mehr im Fokus als sonst. Auch, dass der Gewinner der Messe, Lies of P, sich über so viel Aufmerksamkeit freuen darf, liegt sicher nicht nur, aber auch am Fehlen der vielen, großen Triple-A-Blockbustern.
Aber auch andere Titel nutzen diesen freien Platz im Scheinwerfer, um sich zurück ins kollektive Gedächtnis zu bringen. Einer dieser Titel segelt schon seit einiger Zeit durch die Games-Branche und so manch einer dachte sicherlich, dass dieses Spiel längst gecancelt wurde: Skull & Bones.
Das fast in Vergessenheit geratene Spiel soll im November erscheinen und hatte einen der größten einzelnen Stände auf der gamescom. Gezeigt wurde dort jedoch nur eine Video-Präsentation, die eher enttäuschend war. Das Gameplay der gezeigten Seeschlachten erinnerte ein wenig an Assassins Creed IV - Black Flag, was erst einmal nichts schlechtes ist. Die Schiffe waren schön und detailreich designt. Jedoch merkte man auf technischer Ebene dem Spiel die lange Entwicklungszeit an. Schließlich arbeitet man seit fast zehn Jahren daran und vor vier Jahren sollte es ursprünglich sogar schon veröffentlicht werden. Wir müssen es leider sagen: Das gezeigte sah nicht wirklich gut aus.
Aufgrund einer sehr großen Monkey D. Ruffy-Figur, zog der Stand von Bandai Namco viele Blicke auf sich. Zu spielen war dort unter anderem das neue One Piece - Odyssey. Nach dem doch sehr enttäuschendem One Piece - World Seeker eine neue Hoffnung für Fans des beliebten Anime? Als japanisches Rollenspiel geht man hier zumindest mal neue Wege. Denn JRPG ist mal ein neues Genre für das Franchise, jedoch wirkt das Game selbst stellenweise sehr altmodisch. Rundenbasierte Kämpfe, die immerhin mit taktischen Stellungen auf dem Feld etwas Neues bieten und dank Charakter spezifischen Angriffen ganz leichte Pirate Wariors-Vibes aufkommen lassen. Ansonsten durchläuft man mithilfe einer nervig umständlichen Steuerung die Welt durch schlauchige Wege, von denen man nicht abkommen darf, da man sonst zurückgesetzt wird. Sollte dies jedoch schlicht eine Einschränkung der Demo sein und die Story überzeugen, könnten Fans hier Spaß haben. Ansonsten droht ein neues World Seekers.
Was zuletzt eine Renaissance feierte, sind Aufbau-Simulationen. Zuletzt erschien Two Point Campus, der Nachfolger von Two Point Hospital, dem geistigen Remake von Theme Hospital aus den 90ern. Da ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Theme Park neu aufgelegt wird. Diesmal ist es jedoch nicht Two Point, sondern Limbic Entertainment, die mit Park Beyond eine Freizeitpark-Simulation herausbringen. Auf der Messe durfte man sich immerhin schon am Bau einer Achterbahn probieren und hier zeigten sich zwei Sachen: Das Spiel wird viel Zeit verschlingen, aber eben auch viel Spaß bereiten. Die Möglichkeiten beim Bauen sind vielfältig und das wichtigste: Man kann die selbst gebauten Attraktionen aus der Ego-Perspektive heraus testen.
Nicht nur Sony fehlte uns, auch Nintendo. Wenn man seit mittlerweile einigen Jahrzehnten mit Videospielen zu tun hat, haben traditionsreiche Namen und Marken einfach einen hohen Stellenwert. Eine Games-Messe ohne Super Mario, da fehlt einfach etwas. Aber zumindest ein traditionsreicher Name ließ uns nicht im Stich: Sonic.
Sega mag nicht mehr denselben Stellenwert wie einst besitzen, ein Name mit langer Tradition ist er dennoch. Mit Sonic Frontiers erscheint schon bald ein neues Spiel für den berühmten schnellen Igel und mit dem 3D-Jump-´n´-Run-Open-World-Spiel betritt man neue Wege. Die ersten Einblicke ins Spiel konnten vor einigen Monaten nur wenig überzeugen, zu leer und karg wirkte die Welt. Zur gamescom brachte man neue Szenen und eine spielbare Demo mit. Und der neue Trailer zeigte tatsächlich ein wesentlich abwechslungsreicheres Spiel mit einigen interessanten Welten. Die spielbare Demo jedoch reiste diesen guten Eindruck wieder ein. Denn zur Verfügung stand nur eine leere und langweilige Welt in einfallsloser grüner Natur, mit einigen wenigen, simplen Gegnern, die alle mit demselben einen Knopf zu bekämpfen waren. Bei der Auswahl an Welten im Trailer fragt man sich schon, warum sie gerade dieses Level für die Demo gewählt haben.
Neues Jahr, selber Ort
Nein, das waren natürlich noch lange nicht alle Games, welche auf der gamescom zu sehen und spielen waren. Und genau das ist die gute Nachricht: Die Branche lebt! Vieles mag sich verändert haben, an vieles wird man sich gewöhnen müssen. Und wir werden wohl ab jetzt länger auf die sogenannten Triple-A-Titel warten müssen. Doch an Auswahl, Inovation und vor allem an Begeisterung mangelt es nicht. Das haben die letzten Tage deutlich gezeigt.
Es gab im Vorfeld tatsächlich bei so manchem die Befürchtung, das Interesse an der Messe könnte nachlasen und wir in diesem Jahr sogar die letzte gamescom überhaupt erleben. Volle Hallen und ein weltweites Interesse bewiesen das Gegenteil. Das Interesse der Leute ist so groß wie eh und je. Und die Masse an vorgestellen Spielen beweist, dass dieser Markt so schnell nicht kleinzukriegen ist. Die nächste gamescom findet vom 23. bis 27. August 2023 statt. Und auch dies wird sicher nicht die letzte sein.