Ridley Scott, Schöpfer des Sci-Fi-Horror-Klassikers Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979), hat deutliche Worte gefunden: In einem Interview erklärte der 87-jährige Regisseur: „Ich fühlte mich wie betäubt. Ich dachte: ’Verdammt, das ist das Ende des Franchises.’“
Gemeint ist Alien - Die Wiedergeburt aus dem Jahr 1997 - ein Film, der für Scott zum künstlerischen Tiefpunkt der Reihe wurde. Regie führte damals Jean-Pierre Jeunet, das Drehbuch stammte von Joss Whedon, doch das Ergebnis traf bei Scott offenbar auf völliges Unverständnis.
Dabei begann alles vielversprechend: Alien war ein Meilenstein des Genres – düster, beklemmend und stilbildend. Mit Sigourney Weaver als Ellen Ripley, dem albtraumhaften Design von H.R. Giger und der klaustrophobischen Atmosphäre an Bord der Nostromo schuf Scott einen modernen Klassiker. Der Film gewann einen Oscar für die besten visuellen Effekte und spielte weltweit kanpp 110 Millionen Dollar ein, bei einem Budget von gerade einmal ca. elf Millionen.
Doch Scott stieg nach dem ersten Teil aus. James Cameron übernahm mit Aliens - Die Rückkehr (1986) und schlug actionreichere Töne an. Trotz seiner damaligen Enttäuschung, nicht gefragt worden zu sein - „Ich war stinksauer“, wie er zugab - würdigte Scott Camerons Film später als „gut“.
Weniger Nachsicht zeigte er hingegen mit Alien 3 (1992) von David Fincher und insbesondere Alien - Die Wiedergeburt. Beide Werke seien aus seiner Sicht schwach - doch Alien - Die Wiedergeburt bezeichnete er sogar als kreativen Totalschaden.
Besonders die klonhafte Rückkehr von Ripley und der experimentelle Hybrid-Xenomorph waren Scott ein Dorn im Auge. Der vierte Teil entfernte sich mit seiner überdrehten Ästhetik zu weit vom ursprünglichen Konzept: „Die Reihe war nach dem vierten Film tot“, urteilte Scott nüchtern. Auch die Zahlen bestätigten den Bruch: Der Film spielte weltweit zwar 161 Millionen Dollar ein, blieb damit jedoch deutlich hinter den inflationsbereinigten Erfolgen seiner Vorgänger zurück.
Trotzdem ließ Scott die Xenomorphs nicht ganz los. Mit Prometheus - Dunkle Zeichen (2012) und Alien - Covenant (2017) kehrte er als Regisseur zurück - mit dem Anspruch, die Ursprünge der ikonischen Kreatur zu ergründen. Prometheus überzeugte mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 400 Millionen Dollar und beeindruckte visuell mit opulenten Bildern und atmosphärischem Worldbuilding. Inhaltlich jedoch spaltete der Film die Gemüter - vor allem wegen seiner ambitionierten, teils überfrachteten philosophischen Ansätze.
Alien: Covenant kehrte anschließend stärker zu den Horrorwurzeln der Reihe zurück, konnte jedoch weder Kritiker noch Publikum vollständig überzeugen und blieb mit 240 Millionen Dollar Einspiel hinter den Erwartungen zurück. Für Scott waren beide Filme ein Versuch, dem Franchise neues Leben einzuhauchen - doch durchaus auch selbstkritisch räumte er ein: „Mein Film [Alien, 1979] war verdammt gut, Jims [Aliens, 1986] war gut - der Rest war nicht sehr gut.“
Heute, mit 87 Jahren, überlässt Scott das Ruder der nächsten Generation. Alien - Romulus (2024), inszeniert von Fede Álvarez, erwies sich mit über 350 Millionen Dollar Einspielergebnis als voller Erfolg. Scott lobte den Regisseur ausdrücklich: „Fede hat die Essenz eingefangen.“ Als Produzent bleibt er der Reihe treu, auch bei der kommenden FX-Serie Alien - Earth von Fargo-Schöpfer Noah Hawley, die ab dem 13. August bei Disney+ hierzulande starten soll.
Für Scott selbst ist laut eigener Aussage aber Schluss mit den Xenomorphs: „Ich habe genug getan,“ sagt er und widmet sich neuen Projekten - allen voran Gladiator 3 sowie ein noch unbetiteltes Biopic über die Bee Gees. Doch sein Einfluss auf das Alien-Universum wird bleiben - als Schöpfer, Kritiker und ewiger Maßstab für alles, was nach dem Original kam.