2020 war ein Jahr der Starttermin-Verschiebungen und kaum ein Kinofilm seit Beginn der Pandemie nicht betroffen. Vieles aus diesem Jahr rutschte ins nächste, vieles aus dem nächsten Jahr ins übernächste, als die Kinos dichtmachten und ein Dominoeffekt eintrat.
So müssen wir auf manche Filme ein ganzes Jahr länger warten - aber hey, was ist schon ein Jahr? Dass es noch viel länger dauern kann, zeigen uns die folgenden Beispiele für besonders extreme Verzögerungen. "Coming soon"? Von wegen...
The New Mutants
Tja, wo soll man hier anfangen? Im September 2017 abgedreht, brauchte The New Mutants ganze drei Jahre, um das Licht der Welt zu erblicken. Ursprünglich sollte das horrorlastige X-Men-Spin-off schon im April 2018 ins Kino kommen, doch dann wurden Nachdrehs geplant und Disney machte sich über 20th Century Fox her. Eine Verschiebung jagte die nächste. Als die Übernahme abgeschlossen war, durfte Josh Boone weiterwerkeln und seinen Film fertigstellen - ganz ohne Nachdrehs.
Fall 39
Wie die Dinge sich ändern, wenn man nur lange genug wartet... Als der Horrorfilm Fall 39 2007 fertiggestellt wurde, schwamm Hauptdarstellerin Renée Zellweger auf der Bridget Jones-Erfolgswelle, während Nebendarsteller Bradley Cooper seinen Hangover-Ruhm und Aufstieg zum ernst zu nehmenden Schauspieler und Filmemacher noch vor sich hatte. Als der Streifen dann 2009 (bei uns sogar erst 2010) endlich veröffentlicht wurde, hatte sich das Blatt grundlegend gewendet.
Trick ’r Treat - Die Nacht der Schrecken
Trick ’r Treat - Die Nacht der Schrecken gehört zu unseren Halloween-Favoriten, und wir können froh sein, dass der Film erschienen ist. Obwohl er ursprünglich im Oktober 2007 in den Kinos starten sollte und Ende 2007 sein erstes öffentliches Screening hatte, kam er erst im Oktober 2009 raus - auf DVD. Michael Dougherty erklärte es sich damit, dass es ein Mix aus all den Elementen ist, vor denen sich die Studios scheuen: ein schrulliger Horrorfilm im Anthologieformat und ein Original.
Henry - Portrait of a Serial Killer
Henry - Portrait of a Serial Killer mit Michael Rooker als Serienkiller ist ein interessanter Fall. Bei seiner Vollendung hatte der kontroverse Film noch nicht mal einen Starttermin. Macher John McNaughton schickte ihn persönlich prominenten Filmkritikern, um Aufmerksamkeit zu erregen und einen Verleih zu finden. Das gelang auch, aber die MPAA wollte ihm partout kein R-Rating geben - dafür war er schlichtweg zu brutal. Alles in allem dauerte es vier Jahre, ihn ins Kino zu bringen.
Red Dawn
Bevor Chris Hemsworth Thor war und bevor Josh Hutcherson durch Die Tribute von Panem zum Star wurde, standen sie für Red Dawn vor der Kamera. 2009 ging es los, aber ein Jahr brachten die finanziellen Probleme bei MGM alles ins Stocken. Dann wurden die chinesischen Bösewichte im Film zu Nordkoreanern gemacht, um China zu besänftigen, und MGM musste die Rechte verkaufen. Ende 2012, mit zweijähriger Verspätung, brachte FilmNation den Streifen raus. In China lief er nie...
Fanboys
Eine Cameo-beladene Komödie über vier Freunde, die auf der Skywalker Ranch einbrechen wollen, um es einem von ihnen, der an Krebs leidet, zu ermöglichen, vor seinem Tod noch Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung zu sehen. Wo ist das Problem? Das Problem war für die Weinstein Company der Krebs. Also wurde Fanboys abgeändert, es wurde lautstark gegen die Änderungen protestiert und schließlich doch die Originalversion (mit Krebs) veröffentlicht - 2009 statt 2007.
Accidental Love
Es gibt einen Grund dafür, dass Accidental Love nicht mit David O. Russell in Verbindung gebracht wird. Die Dreharbeiten für die Rom-Com, die damals noch Nailed hieß, begannen 2008, finanzielle Probleme führten jedoch dazu, dass Russell 2010 seinen Hut nahm. Die Produktionsfirma ging pleite, der Film wurde ohne Russell fertiggestellt, der nichts mehr damit zu tun haben wollte. Statt seines Namens stand am Ende das Pseudonym "Stephen Greene" drauf - Anfang 2015.
The Cabin in the Woods
Noch so ein Opfer der finanziellen Schwierigkeiten im Hause MGM. Wenn auch nicht nur, denn die erste, einjährige Verschiebung ereilte The Cabin in the Woods, als beschlossen wurde, den Film in 3D zu konvertieren. Danach legte MGM den Release auf unbestimmte Zeit auf Eis, um seine Finanzen in den Griff zu kriegen. Doch es gab ein Happy End - zwar über zwei Jahre später als geplant, aber egal: 2012 schaffte es der Slasher in unsere Kinos. Und das Warten hatte sich gelohnt!
Margaret
X-Men-Star Anna Paquin, dazu ein Matt Damon mit Bourne-Rückenwind und ein aufstrebender Mark Ruffalo. Kenneth Lonergans episches Drama Margaret hatte gute Voraussetzungen und sollte 2005 rauskommen. Nur leider gab es Differenzen hinsichtlich der Laufzeit (Lonergan bestand auf einer 165-Minuten-Version, zu lang für Fox Searchlight), was in jahrelangen Rechtsstreiten resultierte. So zog es sich noch bis September 2011, als der Film mit einer Laufzeit von 150 Minuten erschien.
Edison - Ein Leben voller Licht
Was nützt der beste Cast, wenn es an anderen Stellen hakt? Edison - Ein Leben voller Licht hatte seine Premiere im September 2017 in Toronto, aber das Pech, von Harvey Weinstein produziert zu werden. Der Weinstein-Skandal führte zum Verkauf des Films, was den Kinostart Ende 2017 zunichtemachte. Zudem wurde die Toronto-Fassung regelrecht verrissen, sodass Regisseur Alfonso Gomez-Rejon noch mal nachbessern durfte/musste. Das Ergebnis: Wir mussten bis Juli 2020 warten.