Mit Alien - Romulus brachte Fede Álvarez im Sommer 2024 frischen Atem in eines der traditionsreichsten Sci-Fi-Franchises. Sein Film, atmosphärisch dicht zwischen den ersten beiden Klassikern angesiedelt, überzeugte Kritiker wie Publikum gleichermaßen und spielte weltweit über 350 Millionen Dollar ein. Dass eine Fortsetzung folgen würde, war damit keine Überraschung - wohl aber die Entscheidung des Regisseurs, nicht erneut auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen.
Doch Álvarez’ gab auf dem HorrorHound Weekend in Cincinnati preis, dass sein Rückzug keine plötzliche Entscheidung war, sondern von Anfang an Teil seines Plans. „Ich glaube, ich war nie dazu bestimmt, Romulus 2 selbst zu drehen“, erklärte er dort. „Wir wussten es schon, als wir den ersten Teil fertiggestellt hatten - das sollte ein einmaliges Projekt bleiben.“
Damit stellt sich Álvarez bewusst in die Tradition großer Vorgänger. James Cameron (Aliens - Die Rückkehr) und David Fincher (Alien 3) prägten die Reihe jeweils nur mit einem Film, genauso wie Alien - Die Wiedergeburt Regisseur Jean-Pierre Jeunet, während Franchise-Schöpfer Ridley Scott mit dem Original sowie den beiden Prequels Prometheus und Alien - Covenant die Ausnahme bildet. „Cameron, Fincher… all diese Regisseure, die ich bewundere, haben jeweils nur einen Beitrag geleistet. Ridley hat das Universum erschaffen - natürlich hat er das Recht, mehrere Filme zu machen. Aber für uns anderen gilt: Einmal rein, einmal raus.“
Álvarez’ Haltung verrät viel über sein künstlerisches Selbstverständnis. Statt sich langfristig an ein Franchise zu binden, sucht er gezielt Projekte, die er mit voller Energie umsetzen kann, um sich danach neuen Ideen zuzuwenden. Ähnlich war es bereits bei Don’t Breathe: Während er 2016 Regie führte, überließ er das Sequel 2021 seinem Partner Rodo Sayagues, blieb aber als Autor und Produzent an Bord.
Dass er dennoch das Drehbuch zum neuen Romulus-Film verfasste, hat einen Grund. Gemeinsam mit Sayagues wollte er sicherstellen, dass die von ihm erschaffenen Figuren Rain (Cailee Spaeny) und Andy (David Jonsson) nicht einfach über Bord geworfen werden. „Wir wollten die Geschichte schreiben, weil wir diese Charaktere lieben. Wir wollten vermeiden, dass sie gleich am Anfang getötet werden, wie es damals mit Hicks und Newt passiert ist“, sagte Álvarez - eine Anspielung auf die bis heute umstrittene Entscheidung in Alien 3.
Sein Rückzug von der Regie ist also weniger eine Absage, sondern vielmehr ein Ausdruck seines Respekts für die Reihe. Álvarez sieht sich als Teil einer Staffelübergabe: Er hat das Fundament gelegt, die Figuren geschützt und übergibt nun an einen neuen kreativen Kopf.
Die spannende Frage bleibt: Wird ein frisches Regietalent die von Álvarez geschaffene Atmosphäre fortführen oder setzt der nächste Film auf ganz andere Akzente? Für Fans beginnt damit die nächste Phase eines Experiments, das die Reihe schon immer geprägt hat: Jeder Regiewechsel hinterließ Spuren im Alien-Franchise. Ob die diesmal im Sinne von Álvarez sind, entscheidet sich bald.
