"Ein launiger Animationstrip und ein brilliantes 3D-Abenteuer" - so liest sich ICH - einfach unverbesserlich in der Pressemitteilung von Universal. Die Produktionsfirma hat es sich in den Kopf gesetzt, neben übermächtigen Konkurrenten wie Disney/Pixar (Toy Story 3), DreamWorks (Für Immer Shrek) und anderen ebenfalls den Markt von Animationsfilmen zu erobern. Ob der Angriff ein laues Lüftchen ist oder Wumms dahinter sitzt, verraten wir euch in den nächsten Abschnitten.
Stellt euch vor, euer Nachbar ist Gru, ein verschrobener und unleidlicher Genosse, dem es das Größte ist, seine Mitmenschen zu ärgern (Kinderhasser werden an ihm ihre Freude haben) und seinen schurkischen Fantasien nachzuhängen, deren i-Tüpfelchen die Entführung des Mondes werden soll. Doch so leicht wie sich Gru das vorgestellt hat, gelingt es nicht, denn auch Welteroberungsfantasien wollen finanziert werden, dumm, wenn die Bank den Kredit untersagt. Und vergessen wir nicht, dass auch junge Schurken auf den Markt drängen und Gru will diesem Jungspund Vector in seinem orangen Trainingsanzug partout keinen Stich überlassen. Doch dieser stellt sich ziemlich gerissen an und ist durch ein paar geschickte Coups auf dem besten Weg, der Welt bester Oberschurke zu werden. Klar, dass Gru auf die Barrikaden geht - und in drei kleinen Waisenmädchen die perfekte Möglichkeit sieht, Vector in die Schranken zu weisen...
Wir möchten an dieser Stelle partout nicht detaillierter werden, da ICH - einfach unverbesserlich eine drollige Geschichte bietet, die jeder Zuschauer für sich entdecken soll. Universal schafft zwar mit dem Drehbuch auch keine erstaunlichen Wendungen und die Geschichte ist schon absehbar, aber das Ganze ist so spaßig verpackt, dass das nicht weiter stört. Die heimlichen Stars des Films sind die gelben Zwergwesen "Minions", mal mit einem, mal mit zwei Augen, die ihrem Meister Gru in allen Lebenslagen beistehen. Den Minions sind auch einige der witzigsten Momente zu verdanken, wir sagen nur Knicklicht oder Mini-Minion. Daneben bezaubern vor allem auch die drei kleinen Waisenmädchen Margo (die Nerdige), Edith (die Behütete) und Agnes (steht auf Einhörner). Wenn Agnes die Geräuschkulisse mit ihrer Mundart erweitert ("Ist das auch ein nerviges Geräusch?") oder ihre Freude über ein - wirklich radikal - gewonnenes Flauscheinhorn auf dem Rummel zum Ausdruck bringt, dann muss man einfach grinsen. Klar, die Witze sind schon irgendwie aufgesetzt, aber der Film zielt darauf ab! Nach 10 Sekunden, wir haben gestoppt, hat das erste Kind in der Aufführung gelacht und wir können allen Eltern unter euch, die noch mit sich ringen, ob sie mit ihrem Anhang in den Film gehen sollen, beruhigt zurufen: Geht, die lieben Kleinen werden ICH - einfach unverbesserlich lieben. Aber auch die Erwachsenen werden den ein oder anderen intelligenten Lacher entdecken, zum Beispiel beim Seitenhieb auf die "Evil Bank" oder wenn man Grus Gefährt bestaunt, das sich doch jeder zugegebenermaßen in der morgendlichen Rush Hour wünscht, um die Doofköppe hinter den anderen Lenkrädern...aber das ist eine andere Geschichte.
Im Englischen leihen Stars wie Steve Carell (Gru), Jason Segel (Vector), Russell Brand (Dr. Nefario) und Julie Andrews (Grus überaus sympathische Mutter) den Figuren ihre Stimmen. Im Deutschen sind es zum Beispiel Oliver Rohrbeck (Gru) oder Jan Delay, der dem Obernerd Vector die ihm eigene nasale Aura verpasst. Gru wurde darüber hinaus ein osteuropäischer Akzent verpasst, der in manchen Momenten zu nerven beginnt, aber alles in allem trotzdem zur Figur passt. Vergisst man im Kino auch für knapp 100 Minuten, dass Gravitation keine Rolle spielt und Newton vielleicht doch nicht so Recht hatte, dann werden auch passionierte Physiker ihren Spaß haben. Es soll ja immer wieder Leute geben, die sich über solche Details aufregen können...aber wenn Tiere sprechen, über diesen "Lapsus" gern hinwegsehen. Schlussendlich stellt uns der Film vor die alles antreibende Frage: Ist Selbstverwirklichung wirklich immer nachvollziehbar oder sollte man sich nicht viel eher auf Dinge wie Geborgenheit und Liebe besinnen? Schließt sich natürlich nicht zwingend aus, aber ICH - einfach unverbesserlich zeigt wie schwer es sein kann, über seinen eigenen Schatten zu springen. Und ob Gru die Ballettvorführung der drei kleinen Mädels sehen wird, ist auch noch nicht in Stein gemeißelt.
ICH - einfach unverbesserlich macht definitiv (!) Spaß und zeigt, dass auch Universal das Zeug hat, neben Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen oder Shrek zu bestehen. Ob sie Pixars Vorsprung so bald aufholen werden - und wir reden hier nicht vom finanziellen -, glauben wir dabei nicht. Aber ein neuer Mitspieler hat das Zeug, uns mit guten Animationsfilmen ins Kino zu locken. Der 3D-Effekt war wie auch bei anderen Filmen nicht zwingend nötig, weil der Animationsfilm mit wenigen Knallerszenen aufwartet. Da hechelt ICH - einfach unverbesserlich nur einem Trend hinterher und ist im Grunde wie die meisten von uns: Einzigartig sein wollen, aber dann doch mit 'nem Tattoo um die Ecke kommen oder Chucks tragen wie Tausend andere auch. 3D ist bei dem Film kein Nachteil, aber auch kein Muss. Wir sind gespannt, wann uns mal wieder ein Streifen mit oder gerade wegen der neuen Technik wirklich überrollt. Punktetechnisch liegen wir zwischen 7 und 8, tendieren aber zu 8 von 10 Punkten, weil der Film Laune macht und wir auch Tage später immer noch über Agnes und ihren Flauschwahn grinsen können.
Der Kinostart von ICH - einfach unverbesserlich ist am 30. September.