Die Glanzzeiten der großen Superhelden-Crossovers scheinen gezählt - zumindest, wenn es nach James Gunn geht.
Der Regisseur des aktuell laufenden Superman-Films und Co-Leiter von DC Studios erklärte im Gespräch mit GQ, es reiche einfach nicht mehr aus, den Zuschauern nur die Art von Crossovers und Team-Ups auf der großen Leinwand zu bieten, die Franchises wie das MCU ursprünglich so selten und besonders machten. „Wenn wir nur einen Charakter anbieten können und zwei Charaktere zusammen sehen, die wir noch nie zuvor auf der Leinwand gesehen haben, das war damals wirklich aufregend, aber heute interessiert es niemanden mehr“, bemerkte der Filmemacher.
Gunn fügte hinzu, er glaube nicht, dass Comic-Verfilmungen deshalb so schlecht laufen, weil das Publikum Superhelden-müde sei. Anstatt also von einer „Superheldenmüdigkeit“ zu sprechen, liefert Gunn eine andere Diagnose: „Ich glaube an Mittelmäßigkeitsmüdigkeit.“ Eine Aussage, die sich als spitze Kritik am aktuellen Zustand vieler Hollywood-Produktionen verstehen lässt.
Damit trifft er wohl einen Nerv, denn viele Kinogänger empfinden die aktuellen Franchise-Produktionen als repetitiv und mutlos. Für Gunn liegt die Zukunft des Genres nicht in endlosen Cameos und Crossovers, sondern in mutigen, erzählerisch dichten Filmen abseits der typischen Blockbuster-Formel, die auch mal ein Risiko eingehen.
Ein Paradebeispiel dafür sei Barbie. Der Überraschungserfolg des Films sei kein Zufall gewesen, sondern „dieser hat etwas anderes gemacht als andere große Filme dieser Art, und die Leute sind dafür ins Kino gegangen“. Damit fordert Gunn die Branche indirekt auf, wieder mutiger zu werden.
Letztendlich wolle er, dass Kinos ein wichtiger Teil der modernen Kultur bleiben. „Ich möchte, dass das Kinoerlebnis weitergeht. Ich möchte, dass meine Neffen und Nichten und ihre Kinder das erleben können, was ich erlebt habe: Ins Kino zu gehen und die Magie des Kinos zu erleben. Ich denke, wir müssen Risiken eingehen. Bisher ist das nicht passiert, weil die Leute so große Angst davor haben, einen Fehler zu machen. Ich finde, wir sollten viel mehr Fehler machen.“
Vielleicht hat Gunn mit seinem Superman ja tatsächlich die Superheldenformel neu erfunden, die alles anders macht - oder zumindest so gut kaschiert, dass sie wieder spannend wirkt.