Länge ist nicht alles. Beim Toronto International Film Festival feierte Outlaw King seine Weltpremiere, doch hatte man die Sache etwas zu sehr überstürzt. Regisseur David Mackenzie (Hell or High Water) lieferte eine Fassung ab, mit der die Kritiker nicht allzu freundlich umsprangen. Vor allem an der 137-Minuten-Laufzeit und dem damit verbundenen Erzähltempo störten sich viele.
Diese Reviews brauchte Mackenzie gar nicht zu lesen, um zu wissen, wie Sache ist. Er habe spüren können, wie die Zuschauer im Kino auf den Film reagiert hätten, erklärt er. Und konnte es anscheinend auch nachvollziehen, denn direkt am Tag nach der Premiere setzte er die Netflix-Verantwortliche, Sarah Bowen, darüber in Kenntnis, dass es noch mal zurück in den Schneideraum geht. Drei Tage später sei er wieder am Schneiden gewesen, es sei einzig und allein seine Entscheidung gewesen, so Mackenzie. Um zwanzig Minuten gekürzt wird Outlaw King nun am 17. Oktober beim London Film Festival und dann ab dem 9. November auf Netflix sowie in ausgewählten US-Kinos laufen.
Was genau er geschnitten hat, behält Mackenzie für sich. Er sagt nur, dass es im ersten Akt und zu Beginn des dritten Akts einige komplette Sequenzen gegeben habe, die die Story nicht vorangebracht hätten. Ein paar Nebenfiguren blieben auf der Strecke, aber keine von ihnen soll eine wichtige Rolle gespielt haben. Das Ergebnis ist eine Schnittfassung um die 117 Minuten, von der Mackenzie denkt, dass sie besser funktioniert als die vorherige, von der Spielbarkeit und dem Zugang zu den Charakteren her. Einer kleiner Teil des Films, der voll intakt geblieben ist, ist Chris Pines Nacktszene (aus der Vorderansicht), mit der die Hochglanzmagazine schon ihren Spaß hatten.
Pine verkörpert in Outlaw King den schottischen Nationalhelden Robert the Bruce, den Nachfolger des hinlänglich aus Braveheart bekannten William Wallace, der eine bewegte Geschichte hat: vom reichsten Mann in den Highlands zum Mörder zum König von Schottland zum Gesetzlosen zur allmählichen Rückeroberung der Krone. Mackenzies Film umspannt die bedeutende Periode in seinem Leben von 1304 bis 1307, als er es mit dem englischen König Eduard I. (Stephen Dillane, Game of Thrones) aufnahm und ein gespaltenes Schottland einte.