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Der Goldene Handschuh

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Der goldene Handschuh Kritik

Der Goldene Handschuh Kritik

Der Goldene Handschuh Kritik
0 Kommentare - 04.10.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Goldene Handschuh" ist.
Der Goldene Handschuh

Bewertung: 3.5 / 5

Hamburg in den 1970er Jahren: Fritz Honka (Jonas Dassler) geht seinem tristen Leben als Hilfsarbeiter nach. Nach getaner Arbeit begibt er sich in die örtliche Kiezkneipe "Zum Goldenen Handschuh". Dort lernt er Frauen kennen, die nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen und von dieser Gesellschaft auch lange vergessen wurde. Er führt sie zu sich Nachhause und vergewaltigt sie, um sie anschließend zu ermorden und in seiner Wohnung zu zerstückeln. Die Reste entsorgt er in einem Hohlraum in seiner Wand. Um auch den Verwesungsgestank zu unterbinden, hängt er überall in der Wohung Duftbäume auf, die den Gestank unterbinden sollen.

Fatih Akin hat es sich zur Aufgabe gemacht einen als unverfilmbar geltenden Roman, über einen der graueneregensten Massenmorde der jüngeren Deutschen Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Unterstützung dafür hatte der gebürtige Hamburger genug. Immerhin gelang ihm mit seinem Drama Aus dem Nichts abermals der große Sprung auf die Internationale Bühne, welche ihm auch den Golden Globe für den besten internationalen Film einbrachte. Akins Regie hält sich in diesem Fall glücklicherweise auch weniger konventionell und ist experimenteller, gewagter und auch clever grotesk. Dies ist eine gelungene Abwechslung zu den letztlich doch wenig überraschenden Adaptionen von Tschick und seinem Hit Aus dem Nichts.

Trailer zu Der Goldene Handschuh

Doch gerade der Vergleich zu Tschick macht auch ein großes Problem des Films deutlich. Denn sowohl dieser Roman, als auch die Vorlage Der goldene Handschuh von Heinz Strunk haben eine gewissen Ruf. Damit ist nicht gemeint, daß die Werke unglaublich schlecht, oder andersherum als unglaublich gut gelten würden. Damit ist primär gemeint, daß die Romane ob ihrer linguistischen Qualitäten gelobt werden. Zumindest bei ersterem Werk kann ich mich adäquat äußern, und sagen, daß die Sprachspielereihen einen nicht wirklich jugendähnlichen Slang bedienen, während Der goldene Handschuh ja auch ob seines Humors gelobt wurde. Was die beiden Werke aber scheinbar gemeinsam haben, ist daß sie nicht zwingend besonders sind und nicht zwingend zu einer Adaption auf der großen Leinwand durch Akin taugen.

So ganz stimmt dies zwar auch nicht, wenngleich der Film aber deutliche Schwächen aufweist. So bedient hat Regisseur Akin deutlich angekündigt, er wolle unbedingt einen Horrorschocker inszenieren und mit Der goldene Handschuh seine Idee in die Tat umsetzen. Das Horrorgenre ist in den letzten zwanzig Jahren durch unglaublich harte Zeiten gegangen. Final Destinantion, Saw und Resident Evil hießen die großen Reihen der der 2000er Jahre. Ob man sich gerade mit diesen Vergleichen sollte, sei jedem Filmschaffenden selbst überlassen. Im Kern findet sich der Film aber deutlich eher in dem Grene wieder, als vielleicht in dem Meta-Meisterwerk Scream.

Dies liegt unter anderem daran, daß der Film eigentlich nur ein Abhaken von verschiedenen Mordopfern ist, während die ziemlich tragischen Schicksale hinter den Figuren dabei nicht beleuchtet werden. Tatsache ist, der Film wandert von vermeintlich heruntergekommener Frau, zu vermeintlich nächster heruntergekommener Frau. Dabei ist die Wahl der Opfer von Honka so perfide, weil sie gesellschaftlich kaum eine Rolle spielten. Die Tatsache um ihr Verschwieden und das längere Behörden-Hin-und-her im Fall belegt diesen Umstand wohl deutlich. Wäre kein Feuer ausgebrochen, wäre Honka vielleicht nie entdweckt worden. Solche Geschichten kann man kaum Schreiben und sie dienen daher doch dem Kino. Doch im Kern bleibt der Film dabei zu platt und ist ein Spießrutenlauf von Mordopfer zu Mordopfer.

Dabei verliert sich der Film in seinen vermeintlichen Schockern, während er im Kern eigentlich kaum Horroraspekte zu sich hat. Die Inszenierung schreit an allen Ecken und Kanten nach einem moderatem Splatter-Drama, nicht aber nach Horror. Dafür fehlt es dem Film an Rafinesse auch diese grausamen Taten tatsächlich Wirkungsvoll in Szene zu setzten. Ein Knackpunkt dabei ist auch, daß Honka als Person kaum Tiefe bekommt. Ich sage hier bewusst "Knackpunkt", denn es ist Segen und Fluch zugleich. Zum einen ist der Umstand um die mysteriöse Vergnagnheit des Fritz Honka durchaus ein gängiges Thema im Horrorfilm. Die Beweggründe werden wenig deutlich, und so reiht sich die Figur unter die grauenhaftesten Horrorgestalten der Filmgeschichte ein. Und immerhin sagte auch Großmeister Hitchcock schon: "A glimpse into the world proves that horror is nothing other than reality." Damit trifft die Person Honka den eiegntlichen Kern des Horror-Genres. Auf der anderen Seite ist dies auch ein Problem, weil der Film dem Zuschauer kaum eine andere Perspektive bietet, als die von Honka. Und wenn man sich auf den Wahnsinn einlassen kann, hat man Glück wenn man das Gesehene irgendwie in Zusammenhang bringen kann. Zu verstehen ist da allerdings nichts und daher hätte der Film vermutlich noch einen Schlüßelcharakter gebraucht.

Der eigentliche Star des Films ist ist nicht nur der eigentliche, sondern der Star des Films. Die Darstellung durch Jonas Dassler ist so fazinierend und fesselnd, wie schon lange nicht mehr im Kino. Ob es Gestik ist, ob es Mimik ist, ob die Gangart, die Gesichtszüge. All das gelingt dem Schauspieler und lässt Honka wahrlich auferstehen. Seine nähe ist fast spürbar und lässt einem das Blut gefrieren.

Auf der anderen Seite ist auch die Ausstattung durch Akin von großer Bewunderrungswürdigkeit gesegnet. Wie organisch die Sets sich in diesem Spiel fügen und wie Detailverliebt sie sind hat eine ganz eigene Zugkraft. Wenn man Honkas Wohung sieht, riecht man den Gestank förmlich durch die eigene Nase. Wenn man den Goldenen Handschuh sieht, dann weiß man, daß man hier am Ende aller Dinge ist, Dies wird auch eindrucksvoll von den Schauspielern getragen, die hier wirklich ein tristes und erschreckend leeres Leben führen.

Zu guter Letzt werden geneigte Schlager-Hasser mit ihrer Aversion auf Gegenliebe stoßen. Wie Akin die deutsche Volksmusik karikiert und im Zusammenhang mit dem Untergang des Lebens bringt, ist eine bemerkenswert mutige Entscheidung. Die Lieder sind inhaltsleeres Traumgelaber, welches dem Zuhörer das Gefühl von irgendeiner Form von Fernsweh vermittelt, welches jeder nach Ansehen dieser Lebenslage nur allzusehr verstehen kann.

Schlager, Blut und Ekel. Der goldene Handschuh schafft es trotz einiger Drehbuch- und Inszenierungschwächen durch seine cleveren Einfälle zu bestechen. Weniger Horror, als tpyischer Splatterfilm, samt großartigem Hauptdarsteller machen die Gewaltorgie zumindest aus künstlerischer Sicht hochgradig interessant. Wer Nähe sucht, wird hier nichts finden und wer Deutschen Bräuchen shcon immer etwas skeptisch entgegenstand, wird hier Bestätigung erfahren. Gewagt ist das alle mal und dadurch auch so spannend.

Der Goldene Handschuh Bewertung
Bewertung des Films
710

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