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The Last of Us

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Neil Druckmann & Craig Mazin haben abgeliefert!

Nachbetrachtung zu "The Last of Us" Staffel 1: Was bleibt zurück? (Part I)

Nachbetrachtung zu "The Last of Us" Staffel 1: Was bleibt zurück? (Part I)
3 Kommentare - Fr, 17.03.2023 von Moviejones, A. Seifferth
Die letzte Episode von "The Last of Us" Staffel 1 liegt nun hinter uns. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um auf die Stärken und Schwächen der HBO-Adaption einzugehen.
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!

In den 9 Folgen von The Last of Us haben wir gemeinsam mit Ellie und Joel gelacht, geweint und geschrien. Wir haben ihnen dabei zugesehen, wie sie sich mit größtmöglicher Skepsis begegnen, um am Schluss als ungleiches Team dazustehen. Genau wie in der 2013 erstmals veröffentlichten Videospielvorlage hat sich herauskristallisiert, dass Joel Miller (Pedro Pascal) sein Trauma um den grausamen Verlust seiner Tochter Sarah (Nico Parker) noch immer nicht angemessen verarbeitet hat.

Seine Vatergefühle projiziert der gebrochene Überlebende nun auf überdeutliche Weise auf die zu Beginn der Story als "Frachtgut" bezeichnete Ellie Williams (Bella Ramsey). Für das junge Mädchen ist Joel erneut zur Bestie mutiert, was in Anbetracht des verwesenden Umfelds des Endzeitszenarios eine bittersüße Metapher für die Stoßrichtung der Reihe ist.

Mit seinem brutalen Amoklauf in den letzten Minuten von The Last of Us hat er alle Hoffnung auf eine Heilung der Welt auf egoistische Weise zunichtegemacht und damit auch das an seine verstorbene Gefährtin Tess (Anna Torv) abgegebene Versprechen gebrochen - ihr Ableben ist im Übrigen einer von vielen Magic Moments, den die Serie zu bieten hat:

Schnell wurde man in der Serie davon Zeuge, dass sich der Cordyceps-Pilz alles Lebendige einverleibt und nach Episode 9 weiß man, dass es die unbändige Liebe von Joel zu Ellie diesem todbringenden Organismus gleichzutun scheint. Nachdem wir in Folge 1 dem schlimmsten Verlust beigewohnt haben, den ein Vater durchleben kann, wurde im Prolog der zweiten Episode die Fallhöhe für die Menschheit noch einmal nachhaltig zementiert.

Die Szenen, in denen Doktorin Ratna Pertiwi (Christine Hakim) von einem hochdekorierten indonesischen Militäroffizier aufgesucht wird und sie ihm im Verlauf offenbart, dass der Pilz alles Lebendige verschlingen wird und man ganze Städte dem Erdboden gleichmachen müsse, zählt ohne Wenn und Aber zu den besten und buchstäblich erschütterndsten Neuschöpfungen für die Serie.

Der unvergleichliche Bio-Horror, den Videospielentwickler Neil Druckmann mit seinen Leuten von Naugthy Dog mit The Last of Us einst erschaffen hat, er kommt in der Serienadaption bestens zum Tragen und wird durch weitere Detailanpassungen wie der Vernetzung der lebenden Toten sogar noch ausgebaut. Man kann wunderbar darüber streiten, ob die in den Videospielen vorkommenden Sporen, durch die man infiziert wird, nicht auch für einige wunderbare Gruselmomente gesorgt hätten, doch für die Serie haben sich Druckmann und sein Kollege Craig Mazin (Chernobyl) für einen veränderten Fokus auf tödliche Ranken entschieden.

Schmerzlicher als das Durchschreiten von sporenverseuchten Korridoren vermissten wir allerdings solche Momente, wie sie etwa im Museumsabschnitt von Folge 2 ("Infiziert") oder bei der Flucht in Folge 5 ("Ertragen und Überleben") zu sehen waren. Uns geht es hierbei gar nicht um die verpassten Chancen für mehr Action. Viel eher hätte man dadurch das Grauen und den grassierenden Verfall deutlicher vor Augen führen können. In den The Last of Us-Spielen ist das Schleichen und Verstecken ein integraler Bestandteil des Erlebnisses, durch diese Aspekte wird immens große Spannung aufgebaut.

Zwar können wir die Entscheidung nachvollziehen, dass man die Infizierten nicht zu prominent ins Bild rücken wollte, damit ihr Aufkommen auch in Zukunft besonders und bedrohlich erscheint, dennoch hätte man durchaus mehr von den Kreaturen zeigen können, damit man die Aussichtslosigkeit dieser Welt noch mehr begreift. Wenn sie denn mal auftauchten, ging der Look weitestgehend in Ordnung, denn durch das Spiel von Licht und Schatten konnte man etwaige Budget-Grenzen clever kaschieren.

In jedem Fall ist es toll, dass man weithin auf praktische Effekte gesetzt hat, wir hätten uns für die Adaption allerdings noch gelungenere und widerlichere Maskeraden gewünscht. An manchen Stellen hätte man auch etwas behutsamer mit CGI-Effekten zu Werke schreiten können.

Ebenfalls hätten wir gern noch mehr von den fürchterlichen Methoden der "Federal Disaster Response Agency (FEDRA)" und anderer Fraktionen wie den Fireflies gesehen. Die Tötung eines unschuldigen Kindes war ein einschneidender Gänsehautmoment und er hat veranschaulicht, welche Gräueltaten man in dieser Welt begehen muss, um den kläglichen Rest der Menschheit vor Schlimmeren zu bewahren.

Lest auf Seite 2, wie wir über die Beziehung von Ellie und Joel denken und was wir zu den Abweichungen von The Last of Us zu sagen haben.

Viel haben wir bereits über die besondere Chemie zwischen Pedro Pascal und Bella Ramsey geschrieben, deshalb wollen wir an dieser Stelle auf unsere Episodenbesprechungen verweisen. Wer diese aufmerksam gelesen hat, wird bereits wissen, dass wir die Performances für überaus anrührend und gelungen halten. Als emotionales Zentrum der Handlung changieren die beiden beständig zwischen Nähe und Distanz, was unglaublich stimmig ins Bild gesetzt wurde und uns mehr als nur einmal an die wundervolle Spielerfahrung von The Last of Us erinnerte.

Während man Pascal den rüstigen und emotional gebrochenen Haudegen abkauft, sind nicht alle Menschen über die Wahl von Ramsey als Ellie glücklich, was insbesondere an ihrem Äußeren liegt. Auch muss man sagen, dass ihr Spiel deutlich aggressiver als in den Spielen anmutet, doch für uns geht das allein deshalb in Ordnung, weil die Hintergründe vieler Figuren verändert wurden und man das Szenario wohl noch bitterer gestalten wollte. Vergessen werden darf etwa nicht, dass Ellie von klein auf dem proto-militärischen Drill an der FEDRA-Schule von Boston ausgesetzt ist.

Das Drehteam hat sich hier durchaus Freiheiten bei der Interpretation von The Last of Us Part I genommen, doch im Großen und Ganzen ist das lebenslustige, neugierige, witzige und manchmal auch ganz schön freche Mädchen deutlich zu erkennen. Selbst Bella Ramseys Rollenvorgängerin und gleichzeitige Serienmutter Ashley Johnson betonte jüngst, dass sie deren Herangehensweise unheimlich schätze. Mehr Lob ist kaum möglich!

Die Geschichte von Bill (Nick Offerman) und Frank (Murray Bartlett) hat uns die Tränen in die Augen getrieben. Entgegen der Meinung vieler anderer Menschen, ging es hier nicht um die Zurschaustellung von vermeintlich progressiven Beziehungsmodellen, sondern um die bedingungslose Liebe zweier Menschen, die zufällig dem gleichen Geschlecht angehören. Folge 3 ist damit eine Ode an die Menschlichkeit und das unverhohlene Genießen des Lebens.

Zwar kann man der Episode vorwerfen, dass man sich damit zu weit von der Vorlage entfernt hat und die eigentliche Handlung um Ellie und Joel ausgebremst wurde, doch wenn man dafür eine solche Glanzfolge präsentiert bekommt, die die melancholische Stimmung von The Last of Us Part I auf andere Weise zum Ausdruck bringt, sollte man den Mut durchaus würdigen.

Wir möchten damit keinesfalls sagen, dass Änderungen in jedem Fall zu begrüßen sind, doch das Videospiel existiert bereits und das Tolle an der Serie ist, dass sich beide Werke trotz offensichtlicher Überschneidungen weiterhin lohnen werden. Letztlich kommt es da aber auf die persönliche Toleranzschwelle an, über die wir keinesfalls richten wollen.

Gern möchten wir The Last of Us-Serienfans aber mit auf dem Weg geben, einen Blick auf die beiden Games zu riskieren. Im "Easy Mode" lässt sich die Handlung trotzdem genießen. Wer es noch passiver mag, kann sich einen der via Youtube und Co. zur Verfügung gestellten Filmzusammenschnitte von The Last of Us Part I zu Gemüte führen.

Wenn ihr nun die Videospielstory erleben möchtet, gibt es Teil 1 neben den Playstation-Systemen auch bald auf dem PC zu bestaunen: In einer gehörig aufgemöbelten Fassung, die bereits auf der PS5 zugänglich ist, bekommt ihr ab dem 28. März die Gelegenheit dazu. Hoffen wir, dass diese Version etwas taugt!

Auf Seite 3 könnt ihr lesen, wie uns die übrigen Darbietungen von The Last of Us gefallen haben.

Weiter im Text: Neben dieser The Last of Us-Episode wusste uns der Story-Arc um die Brüder Henry (Lamar Johnson) und Sam (Keivonn Woodard) ähnlich in den Bann zu ziehen. Das tragische Ende war mit Sicherheit für einige von euch absehbar, doch trotzdem hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was insbesondere an den sehr guten Darbietungen der Beteiligten lag.

Ähnlich erging es uns mit der Flashback-Episode "Zurückgelassen", die auf Ellies wachsende Zuneigung zu ihrer Freundin Riley Abel (Storm Reid) mitsamt bitteren Verlust eingeht und die Herkunft ihrer Bisswunde beleuchtet. Ähnlich wie in der dritten Folge ist die Stimmung hier deutlich lebensbejahender und unschuldiger, was einen tollen Kontrast zur kalten Umgebung und Joels lebensbedrohlicher Bauchverletzung abgibt.

Die Szene auf der Rolltreppe, die den Aha-Song "Take On Me" anklingen ließ, war ein toller Link zu The Last of Us Part II und der erbarmungslose "Mortal Kombat"-Fight zwischen den beiden Heranwachsenden war eine tolle Referenz an die Gaming-Herkunft der Serie und die Bedeutung von Videospielen für die Popkultur.

Der übrige Cast um Joels Bruder Tommy (Gabriel Luna) oder dem kannibalistischen Prediger David (Scott Shepherd) hat die jeweiligen Parts ebenfalls mit viel Herzblut vorgetragen, sodass wir mehr als nur gnädig gestimmt sind, was die Umsetzung anbelangt. Es ist beispielsweise toll, dass die Nebenfiguren auch einmal über ihre Ängste und Sorgen sprechen, anstatt auf dramatische Weise Missverständnisse aufzubauen. In anderen Formaten wird das geradezu inflationär eingesetzt, wobei damit oftmals das faule oder einfältige Writing kaschiert werden soll.

Weniger überzeugte uns hingegen die Darbietung von Melanie Lynskey als Rebellenanführerin Kathleen Coglan. Zwar konnte man durch ihre Figur zwei getrennte Aspekte der Vorlage organisch in die Handlung einweben, doch Lynskeys Schauspiel wirkte stellenweise zu hölzern, um echte Anteilnahme in uns zu wecken.

Das ist allerdings auch den beiden Drehbüchern der betreffenden Folgen 4 und 5 geschuldet, die die Hintergründe der Figur unzureichend veranschaulichen. Hier wären Flashback-Szenen durchaus sinnvoll gewesen, um die Hintergründe der Figur und ihre nachrangige Radikalisierung nachvollziehbarer zu gestalten. Obendrein hätte man dadurch noch mehr vom Verfall von Kansas City präsentieren können.

Zum Schluss möchten wir noch einmal mitteilen, dass es wirklich umwerfend gelungen ist, die wesentlichen Dialoge in die Handlung einzuflechten und dadurch die bedrohliche und feinfühlige Atmosphäre von The Last of Us Part I hervortreten zu lassen. In unserer nächsten Besprechung werden wir auf die kommenden Ereignisse von The Last of Us eingehen.

Bestätigt ist schon einmal, dass man mit mindestens zwei weiteren Staffeln rechnen können soll, weil das Team The Last of Us Part II nicht überhastet abhandeln möchte. In Anbetracht der immensen Spieldauer von knapp 30 Stunden ist das eine gute und richtige Entscheidung. Wir hätten uns eine solche Herangehensweise durchaus schon für die erste Staffel gewünscht, denn wie bereits geschrieben, wären dadurch manche Momente noch intensiver zum Tragen gekommen.

Für unseren Geschmack wären 10 statt 9 Episoden optimal gewesen, wobei etwa das Ausloten der Hintergründe über die vernetzten Infizierten besonders interessant für das Mehr an Sendezeit gewesen wäre. Diese schaurige Abweichung von der Vorlage hat man nämlich eher behauptet, als sie nachhaltig zu veranschaulichen.

Lasst uns gern wissen, wie euch Staffel 1 von The Last of Us gefallen hat und nehmt an unserer zugehörigen Umfrage teil!

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Gesamt: 1.050 Stimmen
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3 Kommentare
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TamerozChelios : : Moviejones-Fan
17.03.2023 15:57 Uhr
0
Dabei seit: 20.05.14 | Posts: 2.386 | Reviews: 5 | Hüte: 73

Hier ist meine Kritik zur Staffel 1, bei der ich wohl als einziger mit der Meinung woanders steh. PS: bin absoluter TLOU-Fan

https://www.moviejones.de/kritiken/the-last-of-us-kritik-7184.html

@Moviejones: wieso taucht meine Bewertung / meine Rezension nicht unter "Tagebuch" auf? Ist schon das 2. Mal, dass es mir auffiel

Gute Vorbereitung ist 90% Sieg!

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SpiderFan : : Moviejones-Fan
17.03.2023 15:49 Uhr
0
Dabei seit: 06.05.22 | Posts: 1.030 | Reviews: 0 | Hüte: 15

Ja, mehr infizierte wären dringend nötig gewesen. Gerade eben mit Hinblick auf die openings, die ja von Städte zerbomben sprechen und Co. Zeigt man dann aber im Verlauf der Staffel nur insgesamt 2x größere Sequenzen, mit infizierten und danach gar nichts, nimmt der Effekt der Angst stark ab. Allerdings möchte man diesen Fehler ja mit Staffel 2 schon ändern, hoffen wir aufs Beste.

Toller Text gewesen, stimme komplett zu.

“You have fought long enough, Galadriel. Put up your sword.”

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MisfitsFilms : : Marki Mork
17.03.2023 14:38 Uhr
0
Dabei seit: 09.07.13 | Posts: 4.458 | Reviews: 0 | Hüte: 126

In letzter Zeit muss ich an das jüngste Interview der Justified Macher denken, welche auch zu HBO gingen um die Serie dort zu verkaufen.

Dort wurde Leonard und Co gesagt "da müssen mehr Titten und Blut rein." Letztendlich wollte man nicht künstlich irgendwelche Aufreger kreieren, und die Figuren in den Vordergrund stellen. Kurz darauf bekamen die Macher eine sehr gute Heimat bei FX.

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