Seit Beginn des Marvel Cinematic Universe (MCU), also praktisch seit Iron Man, verfolgen die Marvel Studios einen klaren Plan. Alle Filme hängen mehr oder weniger zusammen und bauen aufeinander auf, um ein großes Ganzes zu ergeben. Das ist der Grundstein des phänomenalen Erfolgs. Kontinuierlich wurden Millionen und Milliarden gescheffelt, die Methoden verfeinert und Stars geformt. Heute boomt Marvel stärker denn je, alles läuft wie eine gut geschmierte Superhelden-Maschine. Und das soll auch noch viele, viele Jahre so bleiben.
Aber selbst in der harmonischsten und glücklichsten Familie - als eine solche rühmt sich Marvel ja gerne - kracht es bisweilen, egal, welches Bild man nach außen hin zu vermitteln versucht. Nur immer Friede, Freude, Eierkuchen geht auch nicht. Es gab schon Reibereien, Rausschmisse, kreative Differenzen und anderen Zoff zwischen Studio und Angestellten. Wahrscheinlich herrscht hinter den Kulissen sogar noch dickere Luft, als wir ahnen und mitbekommen. Und meist dürfte Marvel das letzte Wort haben. Wer nicht mitzieht, muss eben weg.
Einige Schauspieler und Regisseure, denen die Zusammenarbeit mit Marvel über kurz oder lang gehörig die Laune verhagelt hat, waren so frei, offen zu erzählen, was ihnen durch den Kopf geht und wie es um ihre Gefühlslage bestellt ist. Bei manchen grenzt es schon an echten Hass, während andere eher entnervt oder enttäuscht klingen. Es kommt nun mal nicht jeder damit klar, ins Marvel-Korsett gezwängt zu werden. Wenn euch noch mehr als die folgenden acht Leute einfallen, macht euch unten bemerkbar! Auch sonst könnt ihr wieder nach Lust und Laune kommentieren, wir freuen uns drüber.
Terrence Howard - "Iron Man"
Der Mann, der nie War Machine war
Heute kaum zu glauben, aber Terrence Howard war bei Iron Man, einem Film mit Robert Downey Jr., der bestbezahlte Darsteller. Und Marvel wollte ihn wirklich. Alles lief rund, bis Gerüchte aufkamen, wonach er sich am Set danebenbenommen haben sollte. Die Folge: Seine Rolle in Iron Man 2 und seine Gage wurden deutlich gekürzt. Ob selbst gegangen oder gegangen worden, Howard war draußen und Don Cheadle drin. Als neuer James "Rhodey" Rhodes durfte der sich dann auch in War Machine verwandeln. Und was tat Howard? Beschuldigte Marvel, seine Karriere zerstört, und Downey Jr., ihn rausgedrängt und das für ihn reservierte Geld einkassiert zu haben.
Edward Norton - "Der unglaubliche Hulk"
Einmal grün und weg
Dass Edward Norton seinen eigenen Willen hat und leicht unbequem wird, wenn ihm etwas nicht passt, müsste Marvel gewusst haben, bevor man ihn auf Bruce Banner in Der unglaubliche Hulk losließ. Vielleicht dachte man ja, es hätte sich gebessert, aber nein, Norton war noch genauso schwierig wie immer. Zum Streitpunkt wurde die Laufzeit des Films. Während Marvel unter zwei Stunden bleiben wollte, machten sich Norton und Regisseur Louis Leterrier für eine längere Fassung stark - vergeblich. Marvel setzte sich durch, Norton schmollte und weigerte sich, Der unglaubliche Hulk zu promoten. Ganz ohne grün zu werden!
Mickey Rourke - "Iron Man 2"
Peitsche ohne Zuckerbrot
Mickey Rourke war schon immer ein Mann der klaren Worte. Besonders hart ging er mit Marvel und den Produzenten, denen er die Schurkenrolle in Iron Man 2 verdankte, ins Gericht. Wir erinnern uns: Rourke spielte Ivan Vanko aka Whiplash und gab sich auch alle Mühe. Später fühlte er sich aber verschaukelt. Marvel habe nur einen eindimensionalen Bösewicht gewollt, daher sei das Meiste seiner Performance weggefallen, beschwerte sich Rourke und urteilte, fürs falsche Studio gearbeitet zu haben. Regisseur Jon Favreau, fand er, hat keine Eier und Marvel-Filme sind einfach hohl. Tischtuch nicht mehr zu kitten, würden wir mal sagen.
Alan Taylor - "Thor 2 - The Dark Kingdom"
Asgard ging gar nicht
Die viel zitierten kreativen Differenzen sorgten dafür, dass Regisseurin Patty Jenkins bei Thor 2 - The Dark Kingdom wieder absprang. Glück für Alan Taylor, der dadurch überhaupt erst an den Job kam - einen Job, von dem er vielleicht lieber die Finger gelassen hätte. Ganz so happy klang er im Nachhinein nämlich nicht mehr. "Schmerzlich" nannte er sein Marvel-Erfahrung. Beim Dreh habe er noch völlig freie Hand gehabt, als es dann ans Schneiden ging, sei ihm aber die kreative Kontrolle entrissen worden. So was will Taylor nicht noch mal erleben, er wünsche es auch keinem anderen. Das saß!
Natalie Portman - "Thor 2 - The Dark Kingdom"
Jane interessiert’s?
Offensichtlich war Alan Taylor nicht der einzige, der an Thor 2 - The Dark Kingdom wenig Spaß hatte. Natalie Portman, seiner Jane Foster, erging es ähnlich, indirekt sogar seinetwegen. Mitte 2012 hieß es, sie verliere mehr und mehr die Lust am Schauspielern. Nur die Aussicht, mit Patty Jenkins zusammenzuarbeiten, konnte sie noch für den Film begeistern. Und als die dann plötzlich weg war, hatte sie den Salat. Da kann man schon verstehen, wenn jemand eingeschnappt reagiert. Vertraglich zum Bleiben gezwungen, musste Portman es trotzdem durchziehen. Ob das vielleicht auch ihre Abwesenheit in Avengers 2 - Age of Ultron erklärt? Na, wohl eher nicht.
Idris Elba - "Avengers 2 - Age of Ultron"
Bifröstige Stimmung
Apropos Avengers 2 - Age of Ultron: Idris Elba, einer von Natalie Portmans Kollegen in den ersten beiden Thor-Filmen, war grantig, dass man ihn zum Cameo verdonnert hatte. Als Überraschungsgast ließ Joss Whedon ihn in Thors Traumsequenz auftreten, aber Elba fühlte sich offenbar weit unter Wert verkauft. Die Arbeit vor Greenscreen schmeckte ihm nicht, Heimdalls Kopfbedeckung nervte ihn ("this f---ing helmet"), und in einen Harnisch gesteckt werden, nachdem man ihn bei Mandela - Der lange Weg zur Freiheit noch "Madiba" genannt hatte, ging ihm auch gegen Strich. Die reinste Tortur, als hätte man ihm das Herz rausgerissen, meinte er. Aber es nützte alles nichts, Elba musste sich beugen.
Joss Whedon - "Avengers 2 - Age of Ultron"
Höhle, sonst keine Farm!
Auch Joss Whedon selbst, der unter dem Druck stand, Marvels The Avengers noch toppen zu müssen, verging die Lust an Avengers 2 - Age of Ultron. Als bekannt wurde, dass er seine Schlüsselposition bei Marvel aufgibt, argwöhnten viele schon, dass etwas im Busch sein könnte. Und sie lagen richtig. Als höchst unangenehm empfand Whedon das Arbeitsklima, weil ihm die Studiobosse ständig reingeredet haben. So habe man ihm gedroht, den Farmhaus-Abschnitt - eine seiner Lieblingsstellen - zu streichen, wenn er nicht die geforderte Höhlen-Sequenz einbaut. Nicht mal das Ende war so, wie er es sich vorgestellt hatte. Dass Whedon sich später öffentlich auf Edgar Wrights Seite schlug, als der bei Ant-Man gehen musste, sprach für sich.
Edgar Wright - "Ant-Man"
Zur Ameise gemacht
Das unschönste Marvel-Kapitel und breitgetreten wie kein zweites. Fassen wir kurz zusammen: Edgar Wright werkelte seit über acht Jahren an Ant-Man, hatte gemeinsam mit Joe Cornish mehrere Drehbuchfassungen geschrieben, Testmaterial gedreht und den Film schon fertig gecastet. Es war sein Baby. Und dann, kurz vorm Produktionsstart, nahm man es ihm weg und gab es einem anderen Regisseur, Peyton Reed, der nun die Lorbeeren einheimst. Nicht alle, aber doch die meisten. Wright hüllt sich seitdem in Schweigen und hat noch nicht dazu Stellung bezogen, was zwischen ihm und Marvel wirklich vorgefallen ist. Nachtreten ist eben nicht sein Art, vermutlich will er das ganze Ant-Man-Drama einfach nur vergessen. Wer könnte es ihm verdenken? Manchmal sagt Schweigen ja auch mehr als tausend Worte...