Eines gleich vorneweg - man kann Fear The Walking Dead schauen, ohne die Mutterserie The Walking Dead zu kennen. Ein anderer Ort - Los Angeles - schließt vorerst Crossover aus, dazu neue Charaktere und eine andere Zeit, nämlich zu Beginn des Virenausbruchs, als Rick in Atlanta noch im Koma lag. Auch die Farbgebung ist anders. Und doch haben Kenner der Mutterserie noch mehr Spaß an diesem frischen Blick auf diese Welt, die in The Walking Dead bereits vergangen ist. Es ist zwar ein anderer Ort, doch zu wissen, was den Charakteren bevorsteht, bald überall auf der Welt passiert sein wird, führt dazu, dass man von Beginn an mit einem ganz besonderen Gefühl den vorerst noch normal wirkenden Alltag der Protagonisten beobachtet.
Weil man sehr genau weiß, wie anders diese Welt bald aussehen wird, nämlich mehr Untote als Lebende, keine Elektrizität, rare Lebensmittel, alles zerfallen und verrottet - dazu der kommende Kampf ums Überleben, Mensch gegen Walker und Mensch gegen Mensch. Doch Fear The Walking Dead schickt auch den Nichtkenner gleich zu Beginn mit einem Schocker in diese Welt, Kenner wiederum fühlen sich schön gruselig willkommen geheißen: Der junge Junkie Nick (Frank Dillane) erwacht in einer Kirche nach einem Drogentrip, in dem er sich immer noch wähnt, als er seine Freundin Gloria dabei "erwischt", wie sie gerade jemandem das Gesicht abfrisst. Klingt so eklig wie es aussieht.
Für den armen Nick ist es natürlich der pure Horror, vor dem er im Affenzahn Reißaus nimmt - nur um dann von einem Auto erwischt zu werden. Er landet im Krankenhaus, glaubt aber, als er erwacht, dass das, was er gesehen hat, entweder an gepanschten Drogen lag oder ein Zeichen dafür ist, dass er verrückt ist. Seine Mutter Madison (Kim Dickens) befürchtet letzteres, offenbar liegt diese Möglichkeit aufgrund der Familiengene tatsächlich nahe. Madisons neuer Lover, Lehrer Travis (Cliff Curtis), der gerade erst mit eingezogen ist, will trotzdem prüfen, was vorgefallen ist und fährt zur Kirche. Er findet zwar jede Menge Blut vor, aber keine Leichen.
Moment - Blut auf Kirchenboden, das sollte The Walking Dead-Kenner an etwas erinnern. Und genau diese kleinen Details sind es, die dafür sorgen, dass man sich trotz dieser sehr anders wirkenden Serie dennoch heimisch fühlt, neben den Beißern, die noch um einiges frischer aussehen als die der Mutterserie. Und noch sind es nur wenige Untote...