Die Retromanie kennt kaum noch Grenzen und selbstverständlich macht dieser Trend auch vor Hollywood nicht Halt. The Big Lebowski erstrahlte vor 25 Jahren auf der Kinoleinwand und sorgte dank seines augenzwinkernden Humors für ordentlich Lacher im Kino. Anlässlich dieses Jubiläums wurde "Dude" Jeff Bridges von People auf einen möglichen zweiten Teil angesprochen:
"Oh Gott! Wenn die Brüder dabei wären, würde ich es auf jeden Fall tun", sagte Bridges aus. Natürlich meint er damit Ethan Coen und Joel Coen, die den Film geschrieben, produziert und inszeniert haben. In Anbetracht dessen, dass sie über eine ganz eigene Erzählweise verfügen und auch ihr audiovisuelles Storytelling nicht ohne Umschweife kopiert werden kann, ist das die einzig logische Haltung zu diesem Thema.
Das gesagt, glaubt Bridges selbst nicht daran, dass wir mit Teil 2 von The Big Lebowski rechnen sollten, denn die Coens hätten ihren ganz eigenen Kopf, wenn es um Filmprojekte gehe: "Man weiß nicht, was sie tun werden, und da sie so überraschend sind, glaube ich nicht, dass sie eine Fortsetzung machen werden." Dabei gibt der 73 Jahre alte Schauspieler zu, dass er sich in diesem Punkt aber auch genauso gut irren könnte.
Bridges erklärte weiterhin, dass er auf seine Mitwirkung bei The Big Lebowski unheimlich stolz sei, denn es sei ein wirklich toller Film. Er könne allerdings nicht glauben, dass die Veröffentlichung schon derart lange zurückliege, denn für ihn fühle sich das eher nach einer Zeitspanne von fünf, und nicht nach fünfundzwanzig, Jahren an.
Für unseren Geschmack gelten für den Dude andere Regeln und man sollte diese Kultfigur lieber für sich stehen lassen, schließlich hat manche Rückkehr zu liebgewonnenen Komödien dazu geführt, dass das Vertrauen in die Geschicke solcher Projekte nachhaltig erschüttert ist. Wir erinnern dabei nicht ohne eine gehörige Portion Fremdscham an Bill & Ted retten das Universum oder auch Der Prinz aus Zamunda 2. Im Übrigen ist auch ein John Turturro mit seinem The Big Lebowski-Spin-off The Jesus Rolls über seine Figur Jesus Quintana krachend gescheitert.
Es bräuchte also ein extrem ausgefeiltes, cleveres Drehbuch, das uns mit ähnlichem Witz über gesellschaftliche Vorbehalte und Missstände beflügelt, wie es bereits in The Big Lebowski geschah. Auch fällt es schwer, sich eine The Big Lebowski-Fortsetzung ohne Stars wie John Goodman, Julianne Moore, John Turturro, Tara Reid oder Sam Elliott vorzustellen. All diese Leute müsste man demnach erst einmal von einem Sequel über den Dude überzeugen und entsprechende Drehvereinbarungen treffen. Teil 2 würde außerdem ohne die Beteiligung von Steve Buscemi und dem 2014 verstorbenen Philip Seymour Hoffman auskommen müssen.
Bei allerlei platten Wortspielen verhandelte der Film auch schwierige Themen wie Feminismus, Kriegstraumata, den Niedergang der Hippie-Bewegung sowie die Ungleichheit von armen und reichen Menschen. Besonders interessant sind dabei die zahlreichen Widersprüche, in die die Figuren von The Big Lebowski im Verlauf der Handlung verstrickt werden. Man könnte annehmen, dass eine Fortsetzung eine ganze Menge über heutige gesellschaftlichen Entwicklungen und Befindlichkeiten zu sagen hätte, doch die große Frage bleibt, wie man das überzeugend auf der Leinwand vermitteln möchte.
Wahrscheinlich ist diese Frage aber sowieso nur hypothetischer Natur, schließlich haben die Coen-Brothes bereits 2016 mitgeteilt, dass sie nicht an einer Fortsetzung zu The Big Lebowski interessiert seien. Irgendwie ist der Gedanke doch auch tröstlich, dass der Dude irgendwo da draußen ist und sein ganz eigenes Ding macht, oder etwa nicht?
