Wir haben das Finale von Star Wars - The Acolyte dazu genutzt, eine XXL-Review zu verfassen, da es hier doch einige Themen zu besprechen gibt. Leider auch Themen abseits der Serie selbst.
Die Kontroverse um The Acolyte
Bei vielen Zuschauern kommt Star Wars - The Acolyte so gar nicht gut an. Gründe werden hier viele genannt, glaubt man aber den Machern der Serie, hängt dies einzig mit Rassismus und Sexismus zusammen. Völlig Unrecht haben sie auch nicht, bereits vor der Veröffentlichung der ersten Folge gab es viele negative Stimmen. Dies ist leider nichts Neues, wir kennen dies mittlerweile zur Genüge. Es gibt leider Menschen dort draußen, die vor allem in den sozialen Medien ihre Abneigung gegenüber Frauen oder Menschen anderer Herkunft zum Ausdruck bringen. Captain Marvel erlebte ein sogenanntes Review-Bombing im Internet Wochen bevor der Film überhaupt veröffentlicht wurde. Warum? Weil hier eine Frau die Superheldin spielt und einige damit nicht klarkommen. Es hatte nichts mit der eigentlichen Qualität des Films zu tun.
Auch bei Star Wars - The Acolyte gibt es leider viele Menschen, welche die Serie schlicht deswegen ablehnen, weil hier eine Frau, dazu noch eine Schwarze, die Hauptrolle übernimmt und auch weil der Rest des Casts hauptsächlich divers ist. Die Tatsache, dass hier kein weißer Schauspieler eine Rolle spielt, ist für viele Grund genug, die Serie zu hassen und gar Rassismus gegenüber Weißen anzuprangern. Ein ähnlicher Aufschrei meist derselben Menschen kommt, wenn LGBTQ-Themen angesprochen werden. Auch dies war hier der Fall. Schnell fällt dann auch der Begriff Woke.
Es gehört zur Wahrheit, dass Star Wars - The Acolyte von vielen Menschen hauptsächlich wegen dieser Punkte abgelehnt und kritisiert wird und die Macher haben absolut recht, wenn sie dies anprangern und sich dagegen verteidigen. Zumal diese Menschen aufs Widerlichste gegen die Serie, vor allem aber gegen die Beteiligten, hetzten und Hass schüren.
Ein trauriges Beispiel betrifft Hauptdarstellerin Amandla Stenberg. Von ihr wurde ein Interview im Netz verbreitet, in dem sie gesagt hat: "Weiße Leute zum Weinen zu bringen war unser Ziel." Und ja, das hat sie gesagt. Es hat aber nichts mit Star Wars - The Acolyte zu tun und wurde von diesen Leuten komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Das Zitat ist 5 Jahre alt und fiel während eines Interviews in der Trevor Noah Show (die es auch gar nicht mehr gibt) zu ihrem Film The Hate U Give, wo es um Polizeigewalt gegenüber Schwarzen geht. Sie erzählt, wie sie im Kino mitangesehen hat, wie vor allem weiße Zuschauer sehr ergriffen von der Geschichte waren, die der Film erzählt. Es ging nicht darum, Weiße zu verärgern oder zu provozieren, sondern ihr Mitgefühl für das zu wecken, was so vielen Schwarzen in den USA passiert. Was das mit Star Wars - The Acolyte zu tun hat? Gar nichts. Leider ist dies einigen Menschen egal.
Leider haben sich die Macher der Serie, allen voran Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy und die Showrunnerin der Serie, Leslye Headland, nicht gerade clever verhalten. Bereits vor Veröffentlichung der Serie haben sie dieses hitzige Thema selbst angesprochen und ihre Serie gegenüber jeglicher Kritik verteidigt, da Kritik ohnehin nur aus eben dieser Ecke an hasserfüllten Menschen kommen würde. Und auch in den letzten Wochen wurden alle Kritiker der Serie in diese Ecke gesteckt. Jeder, der Star Wars - The Acolyte kritisiert, ist entweder rassistisch oder sexistisch, so die Verantwortlichen.
Dies führt dazu, dass man ernstgemeinte, sachliche Kritik gar nicht mehr wahrnimmt oder nicht wahrnehmen möchte. Und das möchten wir hier ausdrücklich ansprechen: Wir sehen uns nicht als Teil dieser hasserfüllten Ecke, die es definitiv gibt. Diversität wird von uns begrüßt, sowohl was Hautfarbe als auch was das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung betrifft. Und dies gilt für die Menschen vor, aber auch für die Menschen hinter der Kamera. Was am Ende das Entscheidende ist, ist das Endprodukt. Ist dies gut oder gibt es Grund zur Kritik? Und genau hier gibt es bei Star Wars - The Acolyte leider reichlich Grund zur Kritik, auch wenn die Verantwortlichen dies nicht hören wollen.
Was ist da schiefgelaufen?
Wir haben uns sehr auf Star Wars - The Acolyte gefreut. Damals hieß es noch, die Serie würde die dunkle Seite erforschen und die Sith in den Mittelpunkt stellen. So richtig hat das am Ende aber nicht gestimmt. Doch damit kämen wir schon klar, wäre die Serie wenigstens gut, doch auch das ist sie leider nicht. Tatsächlich sind die Defizite der Serie so auffallend, dass es uns schwerfällt nachzuvollziehen, wie doch so viele Menschen die Serie verteidigen und gar als Meisterwerk verkaufen wollen.
Auf alle Punkte können wir hier natürlich nicht eingehen, dafür sind es einfach zu viele. Eines der Hauptprobleme haben wir in den Reviews immer wieder angesprochen und dies ist das Wiriting der Serie. Die Drehbücher sind einfach nicht gut und die konzeptuelle Planung der Serie geradezu eine Katastrophe für ein Projekt dieser Größenordnung. Man hat keine richtige Geschichte, die hier erzählt werden soll. Acht Episoden mit nur einer geringen Laufzeit von meist gerade einmal 30 Minuten gibt auch nicht viel her. In dieser kurzen Zeit lernen wir die Charaktere nie so richtig kennen, geschweige denn bauen wir als Zuschauer eine Bindung zu ihnen auf. Dass in Episode 5 die meisten dann auch noch sterben, hilft nicht gerade. Hinzu kommt, dass die Charaktere schlecht geschrieben sind. Ihre Motive werden nie richtig klar, weil sie diese auch ständig ändern.
Mae will erst alle Jedi, die auf Brendok waren, töten. Dann, als sie von Osha erfährt, ändert sie ihre Meinung schlagartig. Sie gibt ihren jahrelangen Rachefeldzug einfach so auf und will sich den Jedi ergeben, da für sie nur ihre Loyalität zu Osha zählt. Dann greift sie die Jedi doch wieder an und lässt Osha bewusstlos im Wald zurück, um Sol zu töten. Dann will sie Sol doch nicht mehr töten, sondern dem Senat übergeben, da Mae jetzt eine gute ist, einfach so, und sie will Osha davon abhalten, Böses zu tun. Nur um dann doch damit einverstanden zu sein, dass Osha sich Quimir anschließt. WTF?
Das große Problem ist: Hier gibt es keinen Charakter. Mae ist kein Charakter. Sie ist eine Figur, die von den Autoren hin und herbewegt wird, um gewisse Punkte der Geschichte zu erreichen. Und dies gilt leider für so ziemlich alle Figuren in dieser Serie. Und dazu kommt noch, dass man nicht einmal wirklich eine Geschichte hat.
Die ganze Serie macht von vorne bis hinten kaum bis gar keinen Sinn. Es gäbe hier so viele Beispiele. Da wäre der Jedi Torbin. Er löst den Konflikt auf Brendock aus, weil er Heimweh hat. Das soll man ernst nehmen als Zuschauer? Und wir wissen, dass er später ein Jedi-Meister ist, der seit zehn Jahren schweigend meditiert. Zum Meister wurde er also wohl davor. Heißt, er wurde sechs Jahre nach seinem Anfall von Heimweh zum Meister ernannt? Ernsthaft? Das alles ist einfach überhaupt nicht durchdacht!
Gehen wir mal aufs Finale ein. Venestra schiebt also alles Sol in die Schuhe. Gut, wir als Zuschauer wissen, dass sie absichtlich lügt. Aber mal im Ernst, wie selten dämlich sind bitte die Jedi in dieser Serie? Venestras Geschichte ergibt überhaupt keinen Sinn. In Episode 2 wurde bestätigt, dass Torbin von Mae angegriffen wurde, als Sol ganz woanders war. In Episode 4 wird klar Mae als Täterin von den Jedi während der Besprechung auf Coruscant identifiziert. Und es ist klar, dass Sol keinen Kontakt zu Mae hatte. Wie kann also Sol am Ende alle getötet haben? Das ergibt nicht den geringsten Sinn, wenn man auch nur ganz kurz darüber nachdenkt. Und was ist eigentlich Venestras Motiv, jetzt eine neue Lügengeschichte zu erfinden? Warum nicht einfach die Wahrheit erzählen?
Auch zu Osha wollen wir uns noch äußern. Ihr Wandel von kompletter Unschuld und guter Person hin zur bösartigen Sith-Schülerin voller Zorn kommt verdammt schnell. Und erst kann sie die Macht so gut wie gar nicht mehr benutzen, dann schafft sie es aber, einen mächtigen Jedi-Meister mit der Macht zu töten? Rey, Reva und jetzt Osha. Immer wieder heißt es, diese Charaktere werden kritisiert, weil es Frauen sind. Nein, sie werden von den meisten vor allem dafür kritisiert, weil sie schlecht geschrieben Charaktere sind. Ein weiblicher Sith? Wie cool wäre das denn?! Schon während der Prequels, als man noch nicht wusste, wer der neue Sith-Schüler nach Darth Maul werden würde, wünschten sich das die Fans. Aber Osha als Charakter macht einfach keinen Sinn.
Charaktere, deren Handlungen und Motive keinen Sinn ergeben. Eine Geschichte, die von Anfang bis Ende nicht durchdacht ist. Star Wars - The Acolyte ist eine kreative Katastrophe. Die Hauptschuldigen stehen hinter der Kamera und weisen jegliche Kritik ab und glauben vielleicht auch noch wirklich, ein Meisterwerk geschaffen zu haben. Es ist erschreckend, was hier gerade passiert.
Und wir müssen hier auch noch einmal Leslye Headland ansprechen. Sie ist die Showrunnerin, von ihr stammt die Serie, sie ist hauptverantwortlich. Und sie hat zuletzt in Interviews kein gutes Bild abgegeben. Nicht nur hat sie sich in den Interviews teils selbst widersprochen, sondern sogar mit Aussagen Unkenntnis über ihre eigene Serie offengelegt.
Es ist zudem nie gut, wenn eine Autorin in Interviews Dinge erklären muss, wodurch etwas in der Serie Sinn ergibt. Wir hatten als Beispiel in der Review zu Episode 7 Kritik darüber geäußert, dass die Jedi keine Kenntnis von den Hexen auf Brendok hatten. Wieso haben sie die nicht gespürt? Warum haben die Sensoren sie nicht erfasst? Headland liefert in einem Interview dazu die Antwort: Die auf dem Planeten vorherrschende Vergenz verhüllt die Hexen vor anderen. Dies war auch der Grund, warum die Hexen überhaupt erst nach Brendok gekommen sind. Die Vergenz bietet ihnen Schutz und verstärkt zudem ihre Kräfte, wodurch sie sich verteidigen können. WARUM WURDE DAS NIE MIT EINEM WORT IN DER SERIE ERKLÄRT?
Es gibt noch weitere Aussagen ähnlicher Natur von Headland, wodurch manches in der Serie mehr Sinn ergibt. Das Problem jedoch ist, dass dies alles in der Serie eben nicht vorkommt! Zumal ihre Antworten auch zu weiteren Fragen führen: Wenn die Vergenz Kräfte verstärkt und die Hexen dadurch mächtiger werden, warum werden dann nicht auch die Jedi mächtiger?
Wir wissen nicht, ob Headland als Showrunnerin hier tatsächlich die alleinige Hauptverantwortliche für alles ist, aber es ist nun einmal ihre Serie. Klar ist nur, dass da einiges vor allem im kreativen Prozess schief gelaufen ist.
Probleme mit dem Kanon
Und natürlich gibt es große Diskussionen um den Kanon und in wie fern er mit Star Wars - The Acolyte gebrochen wurde. Ja, Ki-Adi Mundi hat jetzt ein neues Geburtsdatum, für manche sicherlich ärgerlich, doch darüber kann man hinwegsehen, denn wirklich Kanon war seine Geburt bislang ohnehin nicht. Aber was ist mit den Sith? Zu Beginn der Prequels gelten sie seit tausend Jahren als ausgestorben. Tausend Jahre, in denen sie sich so gut versteckt haben, dass niemand mehr an sie dachte. Headland wird eventuell argumentieren, dass am Ende der Staffel kein Jedi weiß, dass Quimir ein Sith ist, was vielleicht auch stimmt. Sinn ergibt es dennoch nicht.
Denn was hat Quimir sich dabei gedacht? Tausend Jahre lang strengste Geheimhaltung, aber er springt einfach so ins Licht und legt sich mit ganzen Truppen von Jedi an? Nachdem er vorher seine Schülerin als Attentäterin gegen Jedi einsetzte, was natürlich für Aufmerksamkeit sorgt? Er erzählt Sol sogar, dass er ein Sith ist. Wären die Jedi in dieser Serie nicht so selten dämlich, müsste die ganze Galaxis eigentlich von der Existenz der Sith wissen.
Und das er wirklich ein Sith ist, wird im Finale durch den Cameo von Darth Plagueis bestätigt. Wobei es auch hier Diskussionen unter den Fans geben wird. Ist Quimir jetzt sein Schüler oder sein Meister? Und wieso holt sich Quimir direkt vor den Augen von Plagueis eine Schülerin, wo Sith doch immer nur zu zweit sind? Gut möglich, dass dies alles in einer möglichen zweiten Staffel aufgeklärt werden soll. Aber so lässt uns Star Wars - The Acolyte eben unbefriedigt zurück.
Und was war die Szene mit dem Kyber-Kristall? Ja, es war cool das ausbluten des Kristalls mal in Live-Action zu sehen. Aber dies geschah verdammt schnell! Anakin gab sich seinem Zorn hin, tötete alle Jedi im Tempel. sogar die Kinder (!) und versuchte auf Mustafar noch seinen besten Freund zu töten, nachdem er seine große Liebe gewürgt hat. Trotzdem ein blaues Lichtschwert, kein ausbluten. Osha wird kurz zornig: Rote Klinge. Ehrlich, da fällt uns langsam nichts mehr zu ein.
Generell hat man den Eindruck, dass Headland mit ihrer eigenen Serie möglichst viel Einfluss auf die Prequel-Trilogie nehmen und die offizielle Geschichte gar umschreiben möchte. Warum man ihr dabei so freie Hand gelassen hat, ist uns ein Rätsel. Dabei geht sie zudem überaus plump vor, in dem ständig Verweise auf das gebracht wird, was während der Preguels geschehen wird. Das ist erneut einfach kein gutes writing.
Wenn es um den Kanon betrifft, so müssen wir hier einen weiteren Namen erwähnen, nämlich den offiziellen Star Wars Lore Advisor von Star Wars - The Acolyte, Pablo Hidalgo. Kein Name, der auf aller größte Beliebtheit bei den Fans stößt. Und ein Name, bei dem viele plötzlich nicht mehr überrascht sein dürften, warum hier teilweise derart respektlos mit der Lore von Star Wars umgegangen wird. Zumal er auch bei der Ausarbeitung der Sequel-Trilogie sowie allem drum herum (Bücher, Comics) einer der Hauptverantwortlichen war.
Zum Ende kommen
Wir könnten tatsächlich noch viel mehr schreiben und haben das Gefühl, mit unseren Ausführungen immer noch nur an der Oberfläche zu kratzen. Star Wars - The Acolyte ist eine Katastrophe, Punkt. Das kann man nicht schön reden. Eine langweilige, sehr dünne Geschichte gefüllt von Figuren ohne klar erkennbaren Charakter und ganz vielem, was keinen Sinn ergibt beim genauen Nachdenken.
Warum die Serie dann auch noch 180 Mio. $ gekostet haben soll, verstehen wir zusätzlich nicht, denn so gut sah sie nicht aus. Als Vergleich soll eine Staffel Star Wars - The Mandalorian "nur" 100 Mio $ gekostet haben. Star Wars - Andor soll angeblich ein Budget von 250 Mio. $ zur Verfügung gehabt haben, hier sprechen wir aber auch von 12 Episoden, die zudem alle etwas länger waren als hier bei Star Wars - The Acolyte.
Wir haben uns von Star Wars - The Acolyte sehr viel versprochen und wurden am Ende sehr enttäuscht. Wütend macht dann noch das Vorgehen vor allem von Showrunnerin Leslye Headland, die sich der Realität der Kritik scheinbar verweigern will und lieber eine Agenda führt um alle Kritiker in dieselbe hasserfüllte Ecke zu stecken. Sollte tatsächlich eine zweite Staffel mit Headland als bleibende Showrunnerin kommen, so sehen wir dieser mit großer Besorgnis entgegen.
