Wenn sie das große Geld wittern, sind die Hollywood-Studios schnell bei der Hand, um Fortsetzungen zu verteilen und von Franchises zu träumen. Manchmal auch vorschnell, denn frühzeitig ein Sequel anzusetzen heißt noch lange nicht, es auch zu realisieren. Manchmal wird über all den lockenden Dollarscheinchen vergessen, dass erst mal ein Film zünden muss, wenn weitere folgen sollen.
In Zeiten, in denen alles immer Schlag auf Schlag geht, ist es längst üblich, schon munter vorauszuplanen, ehe sich der Film, von dem aus geplant wird, überhaupt im Kino bewährt hat. Dumm, wenn er dann floppt und man sich der bitteren Erkenntnis stellen muss, dass man vielleicht doch ein bisschen zu optimistisch war. In dem Fall kann es passieren, dass eine Fortsetzung genauso schnell begraben wird, wie sie vorher großspurig angekündigt wurde, nur stiller und heimlicher, damit sich die Blamage noch in Grenzen hält. Oder man lässt sie einfach unkommentiert vor sich hin siechen, bis irgendwann Gras drüber gewachsen ist. Teilweise waren solche Flops sogar der Sargnagel ganzer Franchises.
Hier bekommt ihr ein paar "schöne" Beispiele für aufgegebene Sequels geliefert, denen ihr Vorgänger einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Und wir verraten euch auch, was jeweils schiefgelaufen ist.
Batman Triumphant
Die fluglahme Fledermaus
Ein Titel, der im Nachhinein ironisch anmutet und langjährigen Batfans bestimmt noch in Erinnerung ist. Während der Batman & Robin-Dreharbeiten war Warner Bros. vom ersten Rohmaterial dermaßen beeindruckt (wirklich!), dass man Regisseur Joel Schumacher sofort auch an die Fortsetzung band und Mark Protosevich mit dem Skript beauftragte. Batman Triumphant sollte Scarecrow - später in Batman Begins genutzt - und Harley Quinn auf den Dunklen Ritter hetzen, der wieder von George Clooney gespielt werden würde.
Doch zum angepeilten Kinostart Mitte 1999 kam es nicht, weil man die Rechnung ohne Batman & Robin gemacht hatte. Der Streifen war mit den 238 Mio. $, die er weltweit einfuhr, zwar kein finanzielles Desaster, aber locker der schwächste Batman-Film bis dahin und auch bis heute. Als noch größeres Problem erwies sich die filmische Qualität. Die Kritiker nahmen Batman & Robin auseinander, die Fans waren entsetzt angesichts der überkandidelten Action, platten Dialoge, flachen Charaktere und inhaltlichen Ungereimtheiten. Dass Clooney nachträglich schwor, Kutte und Umhang nie wieder zu tragen, sagt schon alles. Batman Triumphant war gestorben und Batman Begins der Weg geebnet.
Planet der Affen 2
Da laust mich der Affe
Nicht immer sind es die Finanzen, die ein Sequel vorzeitig um die Ecke bringen. Beim ersten Planet der Affen-Reboot von 2001 war eher das Gegenteil der Fall: Tim Burtons Neuauflage des Sci-Fi-Klassikers konnte am Ende sehr solide 362 Mio. $ für sich verbuchen, ein gutes Polster und eigentlich genug, um weitere Filme zu rechtfertigen. Erst recht, da 20th Century Fox schon angekündigt hatte, bei finanziellem Erfolg einen zweiten Teil zu ordern. Mark Wahlberg und Helena Bonham Carter wären wieder dabei gewesen, sofern das auch für Burton gegolten hätte. Mit der Aussage, er würde lieber aus dem Fenster springen, als ein Planet der Affen 2 zu drehen, machte er seinen Standpunkt aber relativ klar.
Ein möglicher Grund für Burtons Unlust könnte sein, dass hinter den Kulissen nicht alles eitel Sonnenschein gewesen soll. Noch dazu wurde sein Planet der Affen trotz der ordentlichen Zahlen wenig euphorisch aufgenommen, was dem Studio wohl zu denken gab. 20th Century Fox brauchte nicht nur Zuschauer, sondern Zuschauer, die bereit wären, wiederzukommen und auch den nächsten Film zu sehen. Die Skepsis überwog, und so verzichtete man darauf, nachzulegen. Keine so falsche Entscheidung, wie sich zehn Jahre später herausstellen sollte, als Planet der Affen - Prevolution die Kinos stürmte und eine neue Affen-Reihe startete.
Battlefield Earth 2
Scientology Reloaded
Battlefield Earth - Kampf um die Erde, die Verfilmung des gleichnamigen Sci-Fi-Romans von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard, war für John Travolta eine Art Herzensangelegenheit. Seine Karriere brummte seit Pulp Fiction wieder, und eine Reihe von Hits hatten ihn in die günstige Lage versetzt, so ziemlich alles machen zu können, was er wollte. Trotzdem brauchte es erst eine Indie-Produktionsfirma, Franchise Pictures, um die grundlegende Finanzierung zu sichern, da die größeren Studios ein Projekt mit Scientology-Verbindungen scheuten. Auch Travolta, selbst überzeugter Scientologe, steckte Geld hinein.
Etwa die erste Hälfte von Hubbards 1050-seitigem Buch deckte Battlefield Earth - Kampf um die Erde letztlich ab. Battlefield Earth 2 sollte den Rest behandeln. Das Sequel war von Anfang an klare Sache, Corey Mandell wieder fürs Drehbuch zuständig und der Cast schon festgezurrt. Um es wie gewünscht 2003 ins Kino bringen zu können, musste nur noch der erste Teil einschlagen. Und genau daran scheiterte es. Das Einspielergebnis war mies, die Kritik noch viel mieser. Böse verrissen, ging Battlefield Earth als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten in die Geschichte ein - und Franchise Pictures wegen millionschweren Budgetbetrugs zugrunde.
Das Magische Messer
Messer sind für Kinder nichts
Als Peter Jackson das scheinbar Unmögliche möglich gemacht und Der Herr der Ringe nicht nur verfilmt, sondern auch zu einem unfassbaren Erfolg geführt hatte, wollten alle ein Stück vom Kuchen abhaben. Unverzüglich begannen die Studios, ihre Bibliotheken nach anderen verwertbaren Fantasy-Trilogien abzugrasen. Eine, die New Line Cinema sehr geeignet erschien, war Philip Pullmans "His Dark Materials"-Saga, also erwarb man die Rechte und schickte Der Goldene Kompass in Produktion. Natürlich sollten auch die anderen beiden Bücher, "Das Magische Messer" und "Das Bernstein-Teleskop", noch den Weg auf die Kinoleinwand finden. Mit Teil zwei wurde für 2010 oder 2011 gerechnet, Hossein Amini als Drehbuchautor engagiert.
Aber recht schnell erkannte New Line, dass man da kein zweites Der Herr der Ringe in Händen hielt. Obwohl die Kritiken akzeptabel waren, blieb Der Goldene Kompass hinter den Erwartungen zurück, vor allem in den USA. Dort reichte es am Box Office nur zu mageren 70 Mio. $, und das bei geschätzten Kosten von 180 Mio. $. Nicht einmal die Tatsachen, dass international noch über 300 Mio. $ hinzukamen und der Film den Oscar für die besten visuellen Effekte gewann, konnten die Sequels noch retten. New Line schrieb sie nicht sofort ab, doch die Bedenken wegen der weltweiten Wirtschaftskrise und unsicheren Finanzmärkte waren zu groß. Ab Herbst 2008 lag Das Magische Messer offiziell auf Eis, und 2011 verkündete Pullman, dass die Reihe nicht fortgesetzt wird, zumindest nicht mit demselben Cast.
Terminator - Die Erlösung 2
Genisys statt Erlösung
Mit Terminator Genisys und Arnold Schwarzenegger wieder als T-800 soll eine neue Terminator-Zeitrechnung anbrechen. Und eine neue Trilogie, wobei allen Beteiligten bewusst sein wird, dass dieser Schuss schon mal nach hinten losgegangen ist. Auch Terminator - Die Erlösung sollte nämlich eine neue Trilogie anleiern, unter dem Regie-Kommando von McG, der es sich damals endgültig mit uns verscherzte. Christian Bale hatte für drei Filme unterschrieben, satte 200 Mio. $ flossen in den ersten. Eingespielt wurden 371 Mio. $ - nicht wenig, aber weniger als bei Terminator 3 - Rebellion der Maschinen. Trotzdem sprach Schwarzenegger 2012 noch von einem fünften Terminator mit ihm, der an Terminator - Die Erlösung anknüpfen würde.
Der eigentliche Knackpunkt waren rechtliche Probleme, und diese Probleme wurden nicht vor Ende 2012 gelöst. Die Halycon Company, die die Rechte am Franchise besaß und Terminator - Die Erlösung produziert hatte, kämpfte gegen den Bankrott an. An eine Fortsetzung war so nicht zu denken, Anfang 2010 ließ man die Rechte darum versteigern. Nach langem Hin und Her landeten sie bei Megan Ellison und ihrer Produktionsfirma Annapurna Pictures, wo man den Neustart beschloss. Spätestens damit hatte sich Terminator - Die Erlösung 2 erledigt. Das Gute daran: McG konnte nicht noch mehr Schaden anrichten. Übrigens reiht sich Terminator - Genisys 2 nun wunderbar hier mit ein.
Die Legende von Aang 2
Von den Elementen verputzt
Mein lieber Shyamalan, dachten sich wohl die meisten, die Die Legende von Aang im Kino über sich ergehen lassen mussten. Was der Auftakt zu einer spektakulären Fantasy-Trilogie hätte werden sollen, endete in einer Vollkatastrophe. Und M. Night Shyamalans ohnehin angeknackste Regiekarriere hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Dabei hatte Paramount Pictures so große Hoffnungen in die Realfilm-Adaption der erfolgreichen Zeichentrickserie Avatar - Der Herr der Elemente gesetzt, dass man 150 $ hineinbutterte und Die Legende von Aang am Startwochenende mutig gegen Eclipse - Biss zum Abendrot antreten ließ.
Mit 320 Mio. $ (inklusive 3D-Zuschlag) kam der Film an den Kinokassen noch glimpflich davon, aber Fans und Kritiker kannten keine Gnade. Grottige 6% bei Rotten Tomatoes sagen alles. Auch Paramount schien eingesehen zu haben, dass es sinnlos wäre, unter diesen Umständen weiter auf ein Franchise zu pochen. Stattdessen war nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Und doch gab es bis jetzt keine offizielle Aussage dazu, ob Die Legende von Aang 2 definitiv gestorben ist. Einen Entwurf hatte Shyamalan schon geschrieben. Andererseits will vielleicht auch keiner mehr daran erinnert werden...
Green Lantern 2
Die grüne Leuchte brennt durch
Es hätte so schön werden können. Die DC-Filmwelt war dank Christopher Nolans The Dark Knight in Ordnung und auf dem aufsteigenden Ast, als Green Lantern grünes Licht bekam. Mit Martin Campbell, immerhin Regisseur von James Bond - GoldenEye und Casino Royale, hatte man einen fähigen Mann hinter der Kamera, mit Ryan Reynolds einen zugkräftigen Star davor. Und noch während der erste Film gedreht wurde, gab Warner Bros. bei Michael Goldenberg ein Skript für den zweiten in Auftrag. Sogar die Szene nach dem Green Lantern-Abspann schrie "Sequel!". Aber einmal mehr erwies sich der Trilogie-Gedanke als verfrüht und unrealistisch.
Zum einen lag es an den unterdurchschnittlichen, teils miserablen Kritiken, zum anderen am lieben Geld. Die Ausgaben für Green Lantern - nur den Film allein - beliefen sich schlussendlich auf rund 200 Mio. $, auf den letzten Drücker hatte man noch zusätzlich fast 10 Mio. $ in die Effekte gesteckt, und Warner Bros. rührte kostenintensiv die Werbetrommel. Was dabei heraussprang? 220 Mio. $ weltweit - autsch. Nichtsdestotrotz blieb Green Lantern 2 weiter ein Thema, bis Warner Bros. beschloss, die Strategie zu ändern und sein DC-Universum nach Marvel-Vorbild komplett neu aufzuziehen. Auch ein neuer Green Lantern kommt, aber nicht vor 2020.
John Carter 2 - The Gods of Mars
Die Prinzessin muss warten
Finanzielle Bruchlandung - davon kann John Carter - Zwischen zwei Welten ein Lied singen, ach was, ein ganzes Musical. Die "John Carter vom Mars"-Bücher von Edgar Rice Burroughs boten mehr als genug spannenden Stoff, und Disney spekulierte auf eine lukrative Filmtrilogie. Teil zwei sollte The Gods of Mars im Titel tragen, Teil drei Warlord of Mars. Doch als der Funke so gar nicht auf die Kinogängerschaft überspringen wollte, rückte beides in weite Ferne. Die gemischten Reaktionen waren das kleinere Übel, viel schlimmer war die desaströse Ausbeute: Bei einem Budget von 250 Mio. $ schaffte der Film gerade mal 284 Mio. $, wodurch Disney etwa 200 Mio. $ flöten gingen, die Marketingkosten mit eingerechnet.
Dieser immense Verlust hatte logischerweise zur Folge, dass die Arbeiten an The Gods of Mars eingestellt wurden. Aus unserer Sicht schade, denn hier hätten wir uns nicht über eine Fortsetzung beschwert. Viele der Beteiligten stärkten John Carter - Zwischen zwei Welten demonstrativ den Rücken, auch Regisseur Andrew Stanton und Hauptdarsteller Taylor Kitsch bedauerten, nicht weitermachen zu können. Stanton sprach später von großen Plänen, Kitsch von einem fantastischen Drehbuch, mit dem das Sequel richtig hätte durchstarten können. Falls das irgendwann doch noch passiert, dann nicht bei Disney: Die Rechte sind letztes Jahr an die Edgar Rice Burroughs, Inc. zurückgewandert.