Bewertung: 1.5 / 5
Jupiter Jones (Mila Kunis) ist wie viele von uns durch und durch gewöhnlich. Dennoch ist ihr Leben von größter Bedeutung. Denn die Welt, in der sie lebt, ist nur Teil eines gewaltigen industriellen Apparates, der die gesamte Galaxie umspannt. Während die Menschheit und auch Jupiter nichts von alldem wissen, braut sich ein Konflikt um die Erde in der Abrasax-Familie zusammen, der größten und mächtigsten der interstellaren Familien. Jeder giert nach dem Planeten Erde, der von zentraler Bedeutung ist, und in jenem Moment wird Jupiters Schicksal offenbar, denn durch einen genetischen Zufall ist sie die wahre Herrscherin über unseren Planeten - und wird damit zum Spielball der Familie Abrasax. Zusammen mit dem genetisch manipulierten Krieger Caine (Channing Tatum) versucht sie nun, nicht nur ihr Leben zu bewahren, sondern auch die ganze Menschheit zu retten...
VIDEOKRITIK
Trailer zu Jupiter Ascending
Was haben wir uns auf Jupiter Ascending gefreut... Die Trailer sahen vielversprechend auch und selbst die Kombination aus Channing Tatum und Mila Kunis in den Hauptrollen hat uns zugesagt. Fantastische Bilder zeigten die Trailer, das Ganze abgerundet mit Oscar-Kandidat Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit) sowie Sean Bean (Der Herr der Ringe - Die Gefährten). Zudem klang die Zusammenarbeit der Wachowski-Geschwister vielversprechend, hatten sie mit der Matrix-Reihe die gesamte Filmbranche auf den Kopf gestellt und auch später noch einige interessante Filme abgeliefert. Diese waren nicht zwingend massentauglich, aber stachen aus der Masse hervor. Und all das versprach auch Jupiter Ascending.
Doch bereits im letzten Jahr mehrten sich die Zeichen, dass etwas mit dem Film nicht stimmte. Kurz vor dem US-Start im Sommer wurde Jupiter Ascending verschoben. Die Begründung, dass die digitale Nacharbeit mehr Zeit brauche, klang nicht überzeugend, vor allem da es Warner Bros. vorzog, den Film in den Februar zu legen - generell die Resterampe für Effektfilme, potentielle Blockbuster werden frühestens in der zweiten Märzhälfte geboren. Verstärkt wurde der aufkeimende Zweifel durch ein strenges Embargo, das Kritiken erst kurz vor Kinostart erlaubte, und eine nahezu nicht vorhandene Werbekampagne seitens Warner. Ähnlich wie bei Cloud Atlas hatte das Studio kein wirkliches Interesse daran, den Film nennenswert zu bewerben. Doch während dies bei Cloud Atlas noch bedauerlich war, ist dieser Schritt bei Jupiter Ascending nun leider vollkommen nachvollziehbar.
Ja, gerne wollten wir Jupiter Ascending mögen, ihn sogar lieben, dem Film eine Chance geben. Und wofür? Für ein Werk, das man getrost als das schlechteste der Wachowski-Geschwister bezeichnen kann. Beide sagten mal, dass sie nur Filme drehen, die sie selbst sehen wollen. Aber müssen sie dabei so sehr die anderen Zuschauer aus den Augen verlieren? Die Schwächen von Jupiter Ascending einzeln aufzuzählen, würde zu weit gehen. Es ist die Vielzahl an Fehlern und Macken, die den Film regelrecht implodieren lassen. So schön die Actionszenen auch sind, so leblos wirken sie. Da wird eine Stadt regelrecht in Stücke geschossen, ohne dass dies einem Erdling auch nur auffällt, denn alles wirkt klinisch rein und leer. Da nützt auch die Erklärung der Hirnwegzapper nichts, die direkt aus Men in Black stammen könnten. Teils wahllos aneinandergereihte Szenen, oft ohne jegliche Bedeutung, fügen sich aneinander. Von den zwei Stunden geht ein guter Teil für die Geburt von Jupiter Jones drauf und viel Zeit wird ihrer schrägen Familie gewidmet. Doch eine Bindung zum Zuschauer entsteht nicht, denn nur die wenigsten Szenen sind für die Story auch nur im Ansatz relevant. Ja, es gibt diese Filme, die durch Nebenhandlungen an Komplexität gewinnen, Jupiter Ascending ist dies nicht vergönnt.
Das liegt auch daran, dass die Wachowskis keinen Fokus setzen, sie haben viele Ideen und die gesamte Grundidee für die Rahmenhandlung ist durchaus lobenswert und auch an die Matrix angelehnt, die Umsetzung dieses Mal aber stümperhaft. So zeigen sie ein großes Universum vollgepackt mit audiovisuellen Höhepunkten, voller toller Kreaturen und Ideen. Aber weder nutzen sie dieses aufgebaute Universum effektiv, noch geben sie dem Zuschauer einen Grund, das alles zu begreifen. Alles dient nur dem Selbstzweck und über das stilistische Mittel von Tschechows Gewehr sollten sich beide noch einmal ausgiebig informieren. Auch bei dem im Film dargestellten Geschwisterzwist in der Abrasax-Familie steigt nicht nur Zielperson Jupiter Jones mental aus, auch der Zuschauer weiß eigentlich nicht, worum es geht. Zu banal die wirklichen Motive der Protagonisten, zu banal die Story, die einzig und allein dem Zweck dient, Jupiter von einem Familienmitglied zum nächsten zu reichen und dabei in immer neue Kostüme zu stecken. Mittendrin dann Channing Tatum und Sean Bean, jeder von ihnen im Film vorbelastet mit einer schweren Vergangenheit und auch hier jagt eine Intrige die nächste.
Verstärkt wird das negative Karma des Films dadurch, dass viele gute Ideen zum einen durch Designentscheidungen kaputt gemacht werden. Vieles ist nur anders, eben weil es geht und nicht, weil es einen Sinn und Zweck hat. Daneben klauen die Wachowskis munter bei ihren bisherigen Filmen und sogar Asterix ist nicht sicher, es fehlt nur noch der Passierschein A38 und die Kopie wäre perfekt gewesen.
Jupiter Ascending sollte der Auftakt einer großen Trilogie werden, nach dem Film kann man nur hoffen, dass es nie dazu kommt. So schön einzelne Elemente sind, das Gesamtwerk ist es nicht. Lichtblicke sind die Effekte, diverse Gags und viele nette Momente von Mila Kunis. Das war es dann aber auch schon. Der Rest ist ein sinnloses Effektgewitter, dem jegliche Bedeutung fehlt. Richtig angegangen, hätte Jupiter Ascending das Potential zu einem neuen Star Wars gehabt, aber diese glorreiche Filmreihe und diesen Versuch unterscheiden ein paar Dinge. Wo das Sternenmärchen fantastische Welten, sympathische Helden, charismatische Schurken und eine echte Bedrohung spinnt, hat das neue Werk der Wachowskis nur die Weiten des Alls zu bieten - und die wirken nun mal ohne den Rest kalt und leer.