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The Witch

Kritik Details Trailer News
Unfreiwillig komisch, wenig Horror, viel Drama

The Witch Kritik

The Witch Kritik
2 Kommentare - 11.11.2016 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "The Witch" ist.
The Witch

Bewertung: 2.5 / 5

Früher habe ich mir keine Horrorfilme angeschaut, weil ich gegen das Gefühl des "Erschreckt Werdens" eine starke Abneigung empfinde. In den letzten Monaten bis Jahren habe ich mich in dieser Hinsicht selbst etwas konditioniert, bin entsprechenden Filmen gegenüber offener eingestellt und lasse mich gerne auf das Erlebnis ein. "The Witch" kommt glücklicherweise ohne nervige Jumpscares aus, trotzdem dient er gutes Beispiel dafür, warum ich mit so einigen Horrorfilmen auch ohne Jumpscares Probleme habe.

Wieso müssen Soundtracks in Horrorfilmen eigentlich immer so unoriginell sein? 80-90% davon, so auch hier, bestehen nur aus einer Kakophonie quietschender Streicher und könnten in zig anderen Horrorfilmen eingesetzt werden, ohne dass es jemandem auffiele. Erschwerend kommt hinzu, dass diese quietschenden Streicher an Stellen im Film eingesetzt werden, in denen es meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn ergibt. In "The Witch" zeigt sich das direkt zu Beginn. Da sieht man Bilder von einer Familie auf einer Kutsche, auf einer Wiese, an einem Waldrand und der Soundtrack soll Horror erzeugen. Das funktioniert bei mir überhaupt nicht, da setzt mein Logikverständis aus. Kutschen, Wiesen und Bäume sind bei Tageslicht nicht furchterregend, da kann der Soundtrack noch so laut aufgedreht werden und die Streicher können noch so nervtötend quietschen! Warum Horrorregisseure solche Szenen drehen, bleibt mir komplett verschlossen. Stattdessen würde ich mir mehr solcher Szenen wie mit der Hexe in ihrem Haus wünschen. Nachts, dunkel, ein alter groteskter Körper, das Einschmieren mit der Blutsalbe, die Verwandlung in eine Krähe. Hier passt der Soundtrack perfekt und hier erzeugt er auch eine wirklich furchterregende Atmosphäre! Das bleibt leider eine Seltenheit.

Trailer zu The Witch


Zum Setting, den Schauspielern und den Charakteren:
Da sich "The Witch" nur auf die Familie konzentriert und sich die Handlung an wenigen Orten abspielt (primär auf dem Hof oder im Haus), kann Regisseur Robert Eggers das Talent der Schauspieler und die klaustrophobische Enge des Settings perfekt zur Geltung bringen. Die Eltern werden von den GoT-Schauspielern Ralph Ineson und Kate Dickie verkörpert und tragen die Last der Erwachsenen, der Erziehung, der existentiellen Not. Schnell werden diese beiden jedoch von der Newcomerin Anya Taylor-Joy überflügelt, welche als jugendliche Thomasin den Konflikt zwischen pubertären Gedanken und elterlichem bzw. christlichem Gehorsam perfekt darzustellen vermag. Auf der Schwelle zum Erwachsensein wird sie von ihren Eltern gleichzeitig gefordert und unterschätzt. Die sonstigen Kinderdarsteller können ebenfalls überzeugen, von denen allerdings nur der Junge Caleb detaillierter charakterisiert wird. Das Kindesalter hat er verlassen, spürt nun sein sexuelles Erwachen und stellt sich die ersten existentiellen Fragen.

Zur Geschichte: 10% Horror, 60% Drama, 30% unfreiwillige Komik.
Auf dem Papier oder besser gesagt in ZSSnakes Kritik liest sich die Thematik bedeutend zermürbender, als ich sie letztendlich auf der Leinwand empfand. Das Drama über existentielle Probleme, Fundamentalismus, Pubertät und sexuelles Erwachen sowie das stetig anwachsende Misstrauen innerhalb der Familie wurde streckenweise ziemlich spannend inszeniert, konnte sich für mich aber nie vollkommen entfalten, weil mir die ganzen Gottesanbetungen und Bibelbeschwörungen verstärkt auf die Nerven gingen. Diesen Film zu sehen, kommt einer Gutschrift für einen mehrjährigen Kirchengang gleich! Natürlich muss Eggers solche Szenen zeigen und eine solche Aussage ist daher auch etwas unfair, aber es spiegelt meinen Eindruck nunmal perfekt wieder. Gegen Ende, wenn der Konflikt auf die Spitze getrieben wird, nimmt "The Witch" dann sogar unfreiwillig komische Züge an.

"SIMULANTEN!!" :D
"Schweig still, du teuflische Kreatur!"
Die schwarze Ziege in manchen Szenen oder diese Hexenversammlung am Ende.

Wenn der gesamte Kinosaal giggelt oder lacht, läuft definitv irgendetwas falsch.

The Witch Bewertung
Bewertung des Films
510

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2 Kommentare
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
11.11.2016 21:02 Uhr | Editiert am 11.11.2016 - 21:07 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.946 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Eli4s:

Für mich auch einer der stärksten Filme des Jahres.

@Luph:

Religion: des Film spiegelt den Zeitgeist wider und muss auch in diesem Kontext geschaut werden. Und wenn dir das nicht zusagt, bzw du mit dieser Art von Darstellung nicht "klarkommst", ist der Film thematisch eventuell nichts für dich. Aber man muss eben die religiösen Aspekte im Kontext der Zeit sehen in der der Film spielt, vor allem weil die Familie ja die Gesellschaft verlässt, weil der Vater zu streng gläubig leben will. Das ist essenzieller Bestandteil des Dramas und eines der Elemente was die Familie ja selbst unter dem wachsenden Druck vorerst noch zusammen hält.

Ich bin selbst eher Agnostiker ohne viel Bezug zur Religion, aber mich hats extrem gepackt, weil es für mich menschliches Drama war.

Giggelndes Publikum: Sorry, aber wenn dem halben Publikum bei so einem Film die Fähigkeit fehlt sich darauf einzulassen, dann ist das nicht der Fehler des Films.

Die Ziege ist sicherlich ein Element auf das man sich einlassen muss, aber ich empfand diese Präsenz des Teufels (?!) auf dem Hof als bedrückend, vor allem wenn es sich am Ende als Person manifestiert und man ziemlich sicher sein kann, dass es der Teufel als Verführer ist.

Den Film auf Deutsch gucken ist übrigens für sich genommen schon ein relativer Atmosphäre-Killer bei The Witch. Das Altenglisch trägt zu einem großen Teil zur Atmosphäre bei und der Film sollte in jedem Fall im Original gesehen werden.

Wenn ich was empfehlen dürfte, dann sich den Film nochmal ALLEIN und im Original anzusehen. Bei meiner Kinosichtung wirkte er zwar auch schon sehr, sehr gut, aber die Synchro und das Publikum nagten schon an der Atmosphäre - Solo daheim im Original ist der Film dann nochmal stärker rübergekommen. Ich bleibe dabei, dass ich finde der Film ist ein ungewöhnliches Drama-Horror-Meisterwerk. Meine Kritik bleibt so bestehen wink

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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eli4s : : Moviejones-Fan
11.11.2016 17:37 Uhr | Editiert am 11.11.2016 - 17:40 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Hmm, jetzt bin ich überrascht. Für mich einer der stärkesten Filme des Jahres bisher.
Finde, dass du eigentlich auch nicht viele starke Argumente gegen den Film aufbringst.

Dass der Film mehr Drama als Horror ist, stimmt - das ist aber ja nichts schlechtes, ganz im Gegenteil. Endlich mal ein Film mit einer wirklichen Story. Der Film verfolgt sehr spannende Themen, von denen du ja auch einige nennst und positiv herausstellst und ist weit, weit mehr als ein 08/15 Schocker.
Ich denke, das Familiendrama war brillant umgesetzt, wie du auch schreibst. Wie sie an ihren Glaubenssätzen zerbrechen und wie das Misstrauen langsam wächst.

Ansonsten führst du drei negative Aspekte auf.
Bei einem davon, kann ich verstehen, dass man hier unter Umständen irritiert werden könnte, wenn man sich nicht drauf einlässt. Das ist die unfreiwillige Komik (gerade was die Ziege angeht, da war auch für mich eine Einstellung dabei, die etwas grenzwertig war, aber der Rest des Films war so stark, da fällt das für mich nicht ins Gewicht). Dennoch ist sie nun mal die Verkörperung des Wolfs im Schafspelz.

Zum Soundtrack: ich denke, hier bist du voreilig. Nur weil andere Horrorfilme Streicher einsetzen (abgesehen davon ist das hier eben kein Horrorfilm) heißt das ja nicht, dass der Einsatz immer derselbe sein muss. Es wird, wie du selbst sagst, an anderen Stellen eingesetzt.
Ich fand hierdurch wurde die unterschwellige Bedrohung, die ja bis zum Ende unter der Oberfläche brütet, verstärkt. Gerade weil man lange nicht weiß, was ist wirklich dran. Was ist wirklich real? Ist in diesem Wald wirklich etwas Böses? Wird die Familie wirklich heimgesucht?
Ich finde gerade in solchen Szenen ist die Irritation sehr zweckmäßig und unterstützt die allgemeine Verunsicherung sowohl der Figuren, als auch der Zuschauer.

Und zur Religion...
weil mir die ganzen Gottesanbetungen und Bibelbeschwörungen verstärkt auf die Nerven gingen.

Das find ich nun wirklich keinen driftigen Grund. Religion spielt nunmal in diesem Setting, in diesem Konflikt eine ganz zentrale Rolle. Da gehören Gebete und Beschwörungen auch dazu und machen ja auch vollkommen Sinn für die Handlung. Da verstehe ich die Ablehnung nun gar nicht.
Man sieht sich ja auch nicht "Jurassic Park" an, um dann zu sagen, man konnte sich nicht richtig auf den Film einlassen, weil die vielen Dinosaurier einem auf die Nerven gingen.

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