Bewertung: 2.5 / 5
Früher habe ich mir keine Horrorfilme angeschaut, weil ich gegen das Gefühl des "Erschreckt Werdens" eine starke Abneigung empfinde. In den letzten Monaten bis Jahren habe ich mich in dieser Hinsicht selbst etwas konditioniert, bin entsprechenden Filmen gegenüber offener eingestellt und lasse mich gerne auf das Erlebnis ein. "The Witch" kommt glücklicherweise ohne nervige Jumpscares aus, trotzdem dient er gutes Beispiel dafür, warum ich mit so einigen Horrorfilmen auch ohne Jumpscares Probleme habe.
Wieso müssen Soundtracks in Horrorfilmen eigentlich immer so unoriginell sein? 80-90% davon, so auch hier, bestehen nur aus einer Kakophonie quietschender Streicher und könnten in zig anderen Horrorfilmen eingesetzt werden, ohne dass es jemandem auffiele. Erschwerend kommt hinzu, dass diese quietschenden Streicher an Stellen im Film eingesetzt werden, in denen es meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn ergibt. In "The Witch" zeigt sich das direkt zu Beginn. Da sieht man Bilder von einer Familie auf einer Kutsche, auf einer Wiese, an einem Waldrand und der Soundtrack soll Horror erzeugen. Das funktioniert bei mir überhaupt nicht, da setzt mein Logikverständis aus. Kutschen, Wiesen und Bäume sind bei Tageslicht nicht furchterregend, da kann der Soundtrack noch so laut aufgedreht werden und die Streicher können noch so nervtötend quietschen! Warum Horrorregisseure solche Szenen drehen, bleibt mir komplett verschlossen. Stattdessen würde ich mir mehr solcher Szenen wie mit der Hexe in ihrem Haus wünschen. Nachts, dunkel, ein alter groteskter Körper, das Einschmieren mit der Blutsalbe, die Verwandlung in eine Krähe. Hier passt der Soundtrack perfekt und hier erzeugt er auch eine wirklich furchterregende Atmosphäre! Das bleibt leider eine Seltenheit.
Trailer zu The Witch
Zum Setting, den Schauspielern und den Charakteren:
Da sich "The Witch" nur auf die Familie konzentriert und sich die Handlung an wenigen Orten abspielt (primär auf dem Hof oder im Haus), kann Regisseur Robert Eggers das Talent der Schauspieler und die klaustrophobische Enge des Settings perfekt zur Geltung bringen. Die Eltern werden von den GoT-Schauspielern Ralph Ineson und Kate Dickie verkörpert und tragen die Last der Erwachsenen, der Erziehung, der existentiellen Not. Schnell werden diese beiden jedoch von der Newcomerin Anya Taylor-Joy überflügelt, welche als jugendliche Thomasin den Konflikt zwischen pubertären Gedanken und elterlichem bzw. christlichem Gehorsam perfekt darzustellen vermag. Auf der Schwelle zum Erwachsensein wird sie von ihren Eltern gleichzeitig gefordert und unterschätzt. Die sonstigen Kinderdarsteller können ebenfalls überzeugen, von denen allerdings nur der Junge Caleb detaillierter charakterisiert wird. Das Kindesalter hat er verlassen, spürt nun sein sexuelles Erwachen und stellt sich die ersten existentiellen Fragen.
Zur Geschichte: 10% Horror, 60% Drama, 30% unfreiwillige Komik.
Auf dem Papier oder besser gesagt in ZSSnakes Kritik liest sich die Thematik bedeutend zermürbender, als ich sie letztendlich auf der Leinwand empfand. Das Drama über existentielle Probleme, Fundamentalismus, Pubertät und sexuelles Erwachen sowie das stetig anwachsende Misstrauen innerhalb der Familie wurde streckenweise ziemlich spannend inszeniert, konnte sich für mich aber nie vollkommen entfalten, weil mir die ganzen Gottesanbetungen und Bibelbeschwörungen verstärkt auf die Nerven gingen. Diesen Film zu sehen, kommt einer Gutschrift für einen mehrjährigen Kirchengang gleich! Natürlich muss Eggers solche Szenen zeigen und eine solche Aussage ist daher auch etwas unfair, aber es spiegelt meinen Eindruck nunmal perfekt wieder. Gegen Ende, wenn der Konflikt auf die Spitze getrieben wird, nimmt "The Witch" dann sogar unfreiwillig komische Züge an.
"SIMULANTEN!!" :D
"Schweig still, du teuflische Kreatur!"
Die schwarze Ziege in manchen Szenen oder diese Hexenversammlung am Ende.
Wenn der gesamte Kinosaal giggelt oder lacht, läuft definitv irgendetwas falsch.