Bewertung: 3.5 / 5
Etwas später dieses Mal, aber nicht zu spät, denn auch wenn wir Hard Powder selbst heute erst sehen konnten, wollen wir euch unsere Kritik zum neuen "Neeson-Schocker" nicht vorenthalten. Und den kann man auf wenige Schlagworte runterbrechen: Liam, Schnee, Wut und viel Blut! So wie wir Actionfans den 66-jährigen seit vielen Jahren kennen und lieben, rächt er sich auch durch seinen neuen Film. Und der ist so richtig unterhaltsam und wunderbar schwarzhumorig.
Hard Powder Kritik
Nels Coxman (Neeson), ein stiller Mann, der mit seiner Frau (Laura Dern) und seinem Sohn in den vereisten Weiten Colorados wohnt, hat einen unentbehrlichen Job: Er befreit die Straßen von meterhohem Schnee, um die Verbindung zur Außenwelt aufrechtzuerhalten - und dem Tourismus in Kehoe schadet es weißgott auch nicht. Da stirbt unvorhergesehen sein Sohn und Nels ist sich sicher: Kyle (Micheál Richardson) war kein Junkie, dem dieser Tod hätte zustoßen müssen! Und so geht er Schritt für Schritt zurück und wenn nötig nach vorn, um die Hintermänner zu finden und schlussendlich auch den Auftraggeber: Drogenboss Viking (Tom Bateman)...
Trailer zu Hard Powder
Der gleiche Regisseur, die gleiche Story, im Grunde der gleiche Film. Bereits 2014 drehte Hans Petter Moland seine norwegische schwarze Actionkomödie Einer nach dem anderen. In dieser durfte Stellan Skarsgård auf recht blutige Weise den Tod seines Sohnes rächen und metzelte sich zielgerichtet durch die norwegische Mafia. Das Ergebnis war ein unterhaltsamer, wenn auch nicht ganz runder Film, der manchmal einfach nicht wusste, welche Stimmung er transportieren möchte. Erfolgreich war er dennoch und erfolgreiche Filme finden bekanntlich auch den Weg über den großen Ozean und so bekam Moland in den USA eine neue Chance.
Einer nach dem anderen wurde zu Cold Pursuit der dann wiederum unsinnig in Deutschland zu Hard Powder übersetzt wurde. Über Sinn und Unsinn von deutschen Filmtiteln lässt sich bekanntlich lange streiten, aber es kommt auf die Inhalte an. Gerade in den letzten Monaten gab es in den USA eine Reihe von Remakes erfolgreicher internationaler Filme. Aktuell läuft Mein Bester & Ich, das Remake von Ziemlich beste Freunde, noch in den US-Kinos und sogar Til Schweiger durfte sein Honig im Kopf mit Head Full of Honey neu auflegen. Letzteres ist als Vergleich mit Hard Powder ideal, denn hier sind die Voraussetzungen identisch. Der gleiche Regisseur dreht den gleichen Film mit neuen Darstellern noch einmal. Was bei Schweiger aber gnadenlos in die Hose ging, sieht bei Moland ganz anders aus.
Einer nach dem anderen war eben nur unterhaltsam, aber lange kein überragender Film. Daher nutzte Moland die Chance, an der Story, dem Filmfluss und der gesamten Geschichte zu arbeiten. Wo Head Full of Honey schlechter als das Original war, Mein Bester & Ich in vielerlei Hinsicht unnötig, hat Hard Powder eine tatsächliche Daseinsberechtigung. Der Film fühlt sich runder, ausgewogener und insgesamt besser an als der erste Versuch von Moland. Dabei kann man nicht sagen, dass die Schauspieler in einem der Filme besser oder schlechter waren, gerade der Vergleich zwischen Liam Neeson und Stellan Skarsgård ist einfach fies. Beide setzen auf ihre Weise Akzente, aber gerade durch die unterschiedliche Leinwandpräsenz können beide Filme auch wunderbar nebenher bestehen.
Hinzu kommt die Leichtigkeit, mit der auch Hard Powder inszeniert ist, über die Musik bis hin zu tiefen schwarzhumorigen Szenen und auch wundervollen Landschaftsaufnahmen, die einen so gar verwundert staunen lassen, was in diesen kleinen Bergdörfern doch für ein Trubel herrscht. Bis in die Nebenrollen gut besetzt, wobei Laura Dern leider eine viel zu kurze Rolle genießt, ist Moland tatsächlich eine erfrischende Thrillerkomödie gelungen (vielleicht mit einem kleinen Hänger in der Mitte), die so richtig in die kalte Jahreszeit passt - wenn man bei knapp 20° C ein bisschen wehmütig nach weißen Landschaften schielt... Kinoempfehlung von uns!