Bewertung: 4 / 5
Wenn David Fincher, der Mann der Klassiker wie Fight Club, Sieben oder Alien 3 geschaffen hat, sein Herzensprojekt ankündigt, dann darf man durchaus auf diesen Film gespannt sein. Und so viel sei direkt verraten: Mank ist in der Tat etwas Besonderes geworden!
Mank Kritik
Das Hollywood der 1930er Jahre aus Sicht des scharfen Gesellschaftskritikers und alkoholkranken Drehbuchautors Herman J. Mankiewicz (Gary Oldman): Während er sich damit beeilt, das Drehbuch für Citizen Kane fertigzustellen, kämpft er in einer legendär angespannten Beziehung zu Regisseur und Hauptdarsteller Orson Welles um die verdiente Anerkennung...
Trailer zu Mank
Mank ist in der Vita Finchers etwas Besonderes, sticht er in dieser, geprägt von eher düsteren und dramatischen Filmen, doch deutlich hervor. Nie zuvor hat sich Fincher so weit ins Komödiantische vorgewagt wie hier und man wünscht sich förmlich, er möge zukünftig noch weitere Filme dieser Art drehen. Dabei ist Mank keine reine Komödie, der Film bietet jedoch eine Leichtigkeit wie sonst keiner seiner Filme zuvor. Am ehestens ließe er sich noch mit The Social Network vergleichen.
Mank kommt für Fincher zudem eine besondere Bedeutung hinzu, denn das Drehbuch wurde bereits in den 90ern von dessen Vater Jack Fincher verfasst. David Fincher wollte es eigentlich seinerzeit nach The Game als nächstes Projekt verfilmen. Dazu ist es jedoch nicht gekommen und im Jahr 2003 verstarb dann sein Vater. Es liegt auf der Hand, wieso dieser Film für ihn eine besondere Bedeutung hat.
Das Drehbuch ist es auch - sicher von David Fincher noch zeitgemäß angepasst - welches für große Unterhaltung sorgt. Es ist gespickt mit allerhand Kommentaren auf die heutige Welt, so nimmt zum Beispiel das Thema Fake News im Zuge einer politischen Wahl großen Raum im Film ein. Parallelen und Anspielungen auf unser Heute sind einfach unverkennbar. Der Film enthält dabei eine Meta-Ebene mit teils fast schmerzhaften Bemerkungen auf die damalige Zeit, deutlich mit dem Wissen von heute ausgesprochen, wodurch auch so mancher aktuellen Meinung der Spiegel vorgehalten wird. Aber auch das damalige Hollywood bekommt sein Fett weg. Sich dabei mit der Geschichte ein wenig auszukennen und auch die heutigen Geschehnisse auf dem Schirm zu haben, kann nicht schaden. Sätze wie "Billige Horrorfilme überlasse ich Universal" kommen dadurch noch mehr zur Geltung und verbinden gekonnt das Hollywood von früher mit dem heutigen.
Auch sonst ist der Film ein Genuss, vor allem für Cineasten. Fincher versteht es, das Hollywood der 30er Jahre enorm gut einzufangen. Es ist dabei nicht nur das Schwarz-Weiß-Bild, auch die Kostüme, die Kameraführung und die Sets helfen dabei, diese goldene Ära wieder aufleben zu lassen. Fincher hat sich hier sichtbar ausgetobt und er geht mit viel Liebe zum Detail vor.
Die Geschichte Hollywoods zu thematisieren, hat dabei schon so manchem Film bei den Oscars geholfen. Gut möglich, dass Mank dabei keine Ausnahme bilden wird. Wer sich auf jeden Fall Hoffnungen machen darf, ist Gary Oldman. Er spielt Mankiewicz wie nahezu entfesselt. In jeder Szene thront seine Darstellung über allem anderen und er bringt diese unfassbare Energie und Spielfreude mit in die Rolle, die man von Oldman seit Jahrzehnten gewohnt ist und die ihn auszeichnet. Vor allem Amanda Seyfried fällt neben ihm besonders auf und es ist zudem immer schön, Charles Dance zu erleben.
Mank ist gewiss kein Film für jedermann. Er ist vollgestopft mit vielen Themen, intellektuell, fordernd, ohne dabei jedoch die Übersicht zu verlieren. Man spürt die Leidenschaft, die Fincher hineingesteckt hat. Gary Oldmans Leistung ist erneut einfach hervorragend und es würde nicht überraschen, wenn dieser Film in der Award-Saison eine Rolle spielen wird!