
Bewertung: 4 / 5
Was braucht es für ein perfektes Verbrechen, das anderen es kaum möglich erscheinen lässt, jenes auf den Punkt zu entwirren? Dieser makaberen Frage geht Daniel Craig als Meister-Detektiv auf Netflix in Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery nun seit dem 12. Dezember 2025 zum bereits dritten Male im Auftrag von Regisseur und Autor Rian Johnson nach.
Für seinen neuesten Geniestreich verschlägt es ihn im Gegensatz zu den beiden Vorgängern in eine religiöse Umgebung, in der ein Mord eigentlich kaum vorstellbar scheint. Dennoch bekommt Benoit Blanc es erneut mit einem schier unmöglichen Tathergang, zahlreichen Verdächtigen und der drängenden Forderung zu tun, Licht ins Dunkle zu bringen.
Trailer zu Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery
Ob sich das Warten auf den dritten Eintrag der Whodunnit-Reihe gelohnt hat und ob Johnson hier die perfekte Murdery-Mystery gelungen ist, klären wir in der folgenden Kritik.
Der Pater Jud Duplenticy (Josh O’Connor) wird in die kleine Gemeinde Chimney Rocks versetzt, dessen Kirche von dem Priester Monsignore Wicks (Josh Brolin) geleitet wird. Wicks versammelt allerdings nur noch eine Gruppe von Anhängern hinter sich, da er für seine hysterischen und provokanten Predigten bekannt ist. Eines Tages kommt es bei einer gegenseitigen Beichte beider Kirchendiener zum Streit und deren Verhältnis spitzt sich zu. Als Wicks dann bei der Messe am Karfreitag plötzlich tot in einer Abstellkammer gefunden wird, scheint für jeden klar, wer die Tat begangen haben muss. Doch genau dies ruft Benoit Blanc (Daniel Craig) auf den Plan, der ahnt, dass hinter dem Mord eine weitaus größere Geschichte steckt, als es zunächst den Anschein hat …
Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery - Kritik:
Blancs dritter Einsatz beginnt ähnlich wie dessen vorherige und führt uns zunächst in die neue Tatumgebung und ihre potenziellen Verdächtigen ein. Diese Einleitung wird jedoch nicht nur simpel erzählt, sondern ist tatsächlich Teil der Handlung, wie wir zu einem späteren Punkt im Film feststellten konnten. Darauf folgen wir den Ermittlungen und nach etwaigen Zwischenfällen, darf Blanc, zumindest teilweise, das Mysterium von Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery zu Tage fördern. Damit hält sich Johnson zwar grob an die erzählerische Struktur der beiden ersten Teile, weiß aber dennoch mit der Auflösung des Mordes zu überraschen. Diese Raffinesse ist, unserer Ansicht nach, eine der größten Stärken des Films, da jener auf mehreren Ebenen clever und spannend konzipiert ist und sich auch Zeit nimmt, um Komponenten aus der Vergangenheit der Figuren zu beleuchten.
Auch die visuelle Gestaltung sagte uns zu, da man mit Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery weiterhin auf abgeschlossene Geschichten setzt. So unterscheidet sich der Schauplatz, nämlich die etwas aus der Zeit gefallene Kirche inklusive des Pfarrhauses, beispielsweise komplett vom sonnigen Setting aus Glass Onion - A Knives Out Mystery trotz des Franchise-Charakters, den die Reihe in sich trägt. Gerade düstere Szenen im Wald, dunkel gehaltene Sequenzen in der Kirche oder die rustikal anmutende Gemeinde im Allgemeinen sind Haupt-Faktoren, die das Szenenbild passend zur jetzigen Jahreszeit stimmig erscheinen lassen. Inszenatorisch bekommen wir oft bei Verhören Nahaufnahmen der Charaktere, aufdeckende Rückblenden oder schnelle Schnitte bei schockierenden Momenten, was den Krimi-Faktor filmisch natürlich trägt.
Kommen wir nun zu den Leistungen der Darsteller, bei denen Daniel Craig als wiederkehrender, leicht verschrobener Meister-Ermittler besonders hervorsticht. Craig gelingt es nämlich, die Figur weiterhin interessant zu spielen, uns ab und zu zum Schmunzeln bringen und den Instinkt eines legendären Privatdetektivs wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot zur Schau zu stellen. Neben Blanc hat jeder Knives Out-Film aber natürlich auch seine immer wechselnde Riege an prominenten Opfern und Verdächtigen, die sich unserer Meinung nach, oft gut ins Geschehen einfügen konnten. Josh O’Connor bedient die Rolle des verzweifelnden Geistlichen, der unter Mordverdacht steht und die Menschen zu Christ führen möchte, ebenfalls authentisch, während Josh Brolin als radikaler Priester, der beinahe an einen Sektenführer erinnert, beeindruckt. Auch Glenn Close als Martha, die treue rechte Hand vom Monsignore Wicks, hat etwas Geheimnisvolles in ihrem Spiel und muss daher hier genannt werden.
Auf die positiven Punkte folgen bekanntlich die negativen, denn trotz seiner Stärken müssen wir leider zwei Aspekte an Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery kritisieren, die uns davon abhalten, fünf von fünf Hüte zu verteilen. Zum einen geht es uns dabei um den Spaßfaktor des Miträtselns, den ein guter Krimi-Film eigentlich immer bieten muss, um als ideal beschrieben werden zu können. Dieser ist bei diesem Eintrag der Reihe nur bedingt gegeben, da man als Zuschauer schon sehr um die Ecke denken muss, um tatsächlich dasselbe Endergebnis zu bekommen, das der dritte Akt vorsieht. Dies ändert nichts daran, dass es gut geschrieben ist, dennoch bekommt man als Zuschauer nicht alle Informationen zur Verfügung gestellt, was erschwert, aktiv beim Ermittlungsprozess mitzuraten.
Zum anderen würde Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery auch mit ein bis zwei Nebenfiguren weniger funktionieren, da jene inhaltlich kaum Raum kriegen, keine wirklichen Verdächtigen darstellen und im Nachhinein etwas überflüssig wirken. An dieser Stelle gehen wir aber nicht genauer ins Detail, um Spoiler zu vermeiden.
Fazit:
Alles in allem lässt sich zusammenfassen, dass Rian Johnson mit Wake Up Dead Man - A Knives Out Mystery auf den Spuren von Agatha Christie wandelt und ein religiös verpackten Kriminalfall präsentiert, der in seinen Pointen schlau und vielschichtig konzipiert ist. Das Setting grenzt sich rigoros von beiden Knives Out-Vorgängern ab, während handwerklich, mit der Unterstützung toller Schauspiel-Darbietungen, ein interessantes Mystery-Puzzle zum Leben erweckt wird.
Lediglich der Spaß am Miträtseln kann einem beim komplizierten Entwirren des Tathergangs abhandenkommen, wenn man nicht gerade eine exzellente Spürnase wie Benoit Blanc besitzt. Dies dürfte euch aber nicht davon abhalten, Daniel Craig ein weiteres Mal bei ulkigen Befragungen über die Schulter zu schauen.


