
Bewertung: 3 / 5
Der für nur 150.000 US-Dollar produzierte Schwarzweißfilm Hundreds of Beavers hat sich seit seiner Premiere 2022 zu einem Festival-Hit gemausert. Die Hommage an Slapstick-Komiker der Stummfilmzeit und Looney Tunes-Cartoons wird hierzulande dank der guten Mundpropaganda im Internet am 13. Februar 2025 sogar einen bundesweiten Start in ausgewählten Kinos erhalten. Doch hat die abgedrehte Komödie wirklich das Zeug zum Kultfilm?
Hundreds of Beavers Kritik
19. Jahrhundert, im Mittleren Westen der USA: Als seine Farm explodiert, beschließt der erfolgreiche Apfelschnaps-Händler Jean Kayak, es als Pelzjäger zu versuchen. Mit seinen raffinierten Fallen nimmt er den Kampf gegen bösartige Waschbären und intelligente, mannshohe Biber auf. Als er sich jedoch in die Tochter eines Pelzhändlers verliebt, fordert sein Schwiegervater in spe einen hohen Brautpreis: Jean soll ihm Biber liefern, Hunderte sogar! Dumm nur, dass die Biber deutlich schlauer sind als der unerfahrene Pelzjäger...
Hundreds of Beavers ist eine Regiearbeit von Mike Cheslik, der auch für den Schnitt verantwortlich zeichnet und das Drehbuch gemeinsam mit dem Hauptdarsteller Ryland Brickson Cole Tews geschrieben hat. Die Komödie verzichtet auf Dialoge, ist aber kein Stummfilm, da sie Soundeffekte einsetzt, die die zahlreichen visuellen Gags in ihrer Wirkung unterstützen. Diese sind zumeist kreativ umgesetzt, wobei es Running Gags gibt, die sich sehr oft wiederholen, was aber dennoch für gewisse Zeit erstaunlich gut funktioniert.
Die handwerkliche Umsetzung ist in Anbetracht des zur Verfügung stehenden Mikro-Budgets ausgesprochen gelungen, während die teils von Menschen in Kostümen, teils von Häkelfiguren dargestellten Tiere dem Werk einen absurden Charme verleihen.
Neben den eingangs genannten Vorbildern aus der Frühzeit des Kinos kristallisiert sich im weiteren Verlauf immer stärker ein weiterer Bezugspunkt heraus und zwar Videospiele. Wenn die Hauptfigur hier Tierfelle gegen bessere Ausrüstung tauscht, wird das dargestellt wie das Kaufen von Items. Und auch der Plot verfällt mit zunehmender Laufzeit leider verstärkt in das simple Schema eines Jump ’n’ Run-Games. Es hat schon einen Grund, wieso es kaum gute Videospielverfilmungen gibt und auch hier sorgen die repetitiven "Quests" letztendlich für Ermüdungserscheinungen.
Als Charlie Chaplin und Buster Keaton den Schritt von ihren anfänglichen Kurzfilmen zu Werken in Spielfilmlänge wagten, ging dies mit komplexeren Storys und verbesserter Figurenzeichnung einher. Doch obgleich er die berühmtesten Szenen aus Steamboat Bill, jr. und Moderne Zeiten direkt zitiert, ist Hundreds of Beavers nicht mit diesen Meisterwerken vergleichbar, sondern eher mit den Kurzfilmen aus Chaplins und Keatons Frühphase, mit dem Unterschied, dass die ausgesprochen simple Handlungsprämisse hier auf 108 Minuten aufgeblasen wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass Jean Kayak statt an Chaplins ikonischen Tramp eher an eindimensionale Looney Tunes-Figuren wie Wile E. Coyote oder Elmer Fudd erinnert, was es dem Zuschauer ebenfalls erschwert, eine emotionale Verbindung aufzubauen, die dabei helfen würde, Pacing-Probleme zu überbrücken.
Fazit
Hundreds of Beavers hätte als 80-Minüter ein großer Wurf werden können, da man dem Film seine kreativen Ideen und die leidenschaftliche Machart nicht absprechen kann. Mit einer Länge von 108 Minuten ist er für unseren Geschmack aber eindeutig zu lang geraten. Wer außergewöhnliche Filme und kreatives Low-Budget-Filmemachen schätzt, sollte sich die absurde Slapstick-Komödie dennoch nicht entgehen lassen.
