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101 Dalmatiner

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101 Dalmatiner Kritik

101 Dalmatiner Kritik

101 Dalmatiner Kritik
0 Kommentare - 19.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "101 Dalmatiner" ist.

Bewertung: 4 / 5

Das Dalmatiner-Paar Perdita (Cate Bauer) und Pongo (Rod Taylor) bekommt Nachwuchs. Fünfzehn niedliche Welpen leben von nun an wohlbehütet zusammen mit ihren Herrchen Roger (Ben Wright) und Anita (Lisa Davis). Eines Tages besucht Anitas alte Freundin Cruella De Vil (Betty Lou Gerson) die Familie und möchte die Welpen für ihren neuen Mantel kaufen. Doch die Familie lehnt ab, weshalb De Vil Rache schwört. Bald darauf erscheinen die Gauner Horace (Frederick Worlock) und Jasper (J. Pat O’Malley) Badun auf der Bildfläche.

Das neoliberale Zeitalter ist aus dem Verständnis geboren, daß alle irgendwie cool sind, mit dem, was sie haben, jeder Erfolgreich werden kann, wenn er sich nur anstrengt und grundsätzlich jeder Ideologie zu folgen ist, sofern sie einem nutzt. Es fehlt am Nachdenken, häufig in der Arbeiterklasse, die ja gerne mal systematisch unsolidarisch agiert, wie es andere soziale Schichten im 21. Jahrhundert auch tun. Man ist dann an sein soziales Gewissen gebunden, nicht aber an die eigene Gesundheit. Jene aus dem sozialen Bereich und in pflegerischen Berufen werden das sicherlich wissen. Und hier fällt auf, daß 101 Dalmatiner eben ein Disney-Werk ist, der ohnehin nie viel von Arbeitern hielt, wie Werke wie Dumbo (1941) recht früh schon in der Geschichte des Maushauses unterstrichen. So ist es also kein Problem zu arbeiten und keine Fragen zu stellen, wie die Figur der Nanny ja eindrucksvoll unterstreicht. So ist sie am Heiligen Abend natürlich zufrieden, wenn sie für Anita und Roger arbeiten darf. Ähnlich ergeht es wohl auch Horace und Jasper, die eben einfach schlichte Gestalten sind. Natürlich von Grund auf böse, wollen sie Profit und man fragt sich die ganze Zeit, wo sie eigentlich herkommen. Ihr äußeres Erscheinungsbild lässt ja nicht gerade darauf schließen, daß sie zu den Gutbetuchten der Gesellschaft gehören und sie sind ja wohl auch kaum deswegen kriminell.

An sich ist 101 Dalmatiner aber eigentlich ein ungewöhnlich intelligenter Film für Disney. Zwar stellt er wie für Disney eben üblich das Thema der Familie gekonnt in den Mittelpunkt, aber dennoch auch recht intelligente Fragen. So etwa, wenn es um die grundsätzliche Geschichte geht. Cruella de Vil ist mit Sicherheit in der Vita Disney einer dieser Charaktere, die ob ihrer Charakteristik hervorstechen, aber auch ansonsten bietet sich das durchaus an, über die Figur zu sprechen. Denn was man hier vorliegen hat, ist eine wohlhabende Person, die einfach nur aufgrund von Luxus Tiere ermorden möchte. Nun ist das sicherlich etwas einfach gedacht in der heutigen Welt, trifft aber den Kern einer großen Problematik am Kapitalismus und ist auch universell auf viele Dinge zu übertragen. Beispielsweise kann man dem Film durchaus zusprechen, daß er damit die Solidargemeinschaft hervorruft. Hier werden eben Tiere als Metaphern für Menschen verwendet. Und da stecken eben also Menschen in einer Krise, die Hilfe brauchen. Und wenn sich die Tiere verständigen und die Stadt und das Land in Aufregung versetzen, dann ist das eindeutig, um den Dalmatinern bei ihrer Suche zu helfen. Diese ungewohnte und dennoch herzliche Anschauen, nach welcher man jedem helfen muss so gut man kann, ist wohl aus einer Zeit geboren, die noch deutlich anders war.

Zudem behandelt der Film das Thema der Geburtenkomplikation anhand des letztlich doch zur Welt gekommenen Lucky. Ob man hier ähnlich wie bei Findet Nemo (2003) auch von einer körperlichen Behinderung sprechen kann, dafür bietet das Werk von Wolfgang Reitherman, Hamilton Luske und Clyde Geronimi letztlich keinen Anhaltspunkt. Daß der Junge aber zum Herzstück der Geschichte wird und im weiteren Verlauf, gerade wenn die Dalmatiner zum Finale hin aus dem Landhaus fliehen, besonderen Schutz bedarf, ist eindeutig. Und daher kann es durchaus sein, daß die Macher hier sogar eine doch vorliegende Behinderung verschleiern. Nun ist das aber vielleicht auch nicht das wichtigste. Unterdessen wird die Geschichte selbst zwar wie gewohnt für Disney mit dem ein oder anderen Comicrelief angereichert, dennoch fällt auf, daß man hier, wie auch ebenso für die Zeit gewohnt auf deutlich düstere Momente setzten kann. Das findet sich dann vor allem im Zeichenstil wider, wenn Horace und Japser beispielsweise die Hunde mitnehmen oder Cruella den Raum betritt. Es wird schnell deutlich, wie in so vielen Disney-Produktionen, wer nun welcher Seite zuzuordnen ist. Ein Zustand, denn Disney ja selbst Jahrzehnte später mit Zoomania (2016) konterkarierte und entlarvte. Natürlich ist auch 101 Dalmatiner als Film eben ein Kind seiner Zeit, daß vor allem durch Technik, denn durch eine wirklich mitreißende Handlung überzeugt. Aber in dem Segment ist das Werk durchaus gut gealtert, gerade weil man ihm die Vergangenheit so ansieht. Es passt eben zur gezeichneten Epoche.

Nun kann man in diesem Werk wohl keine sehr komplexen Figuren erwarten und sollte auch nicht denken, daß das mit den ganz großen Mithalten kann. Doch für einen Film der 1960er Jahre aus einem Werte-Konservativen Haus, wie Disney, daß ist schon irgendwo beeindruckend, weil hier eben auch Themen wie soziale Armut, oder besser gesagt, wirtschaftliche Unterschiede hervorgebracht werden. Daß man eben nicht nur Superreiche beim Superreich sein beobachtet, daß ist für diesen Film irgendwo bemerkenswert. Heute würden Roger und Anita sicherlich nicht mehr aus diesen Kreisen stammen. Wenngleich die Frage aufkommt, wie sich die beiden überhaupt eine Bedienstete leisten können, wenn Roger eigentlich doch zunächst ein erfolgloser Musiker zu sein scheint. Aber na ja, daß wird wohl viel mit der Disney-Magie zu tun haben, oder?

In 101 Dalmatiner werden für die damalige Zeit interessante Fragen gestellt. Konsum und Habgier vor dem Hintergrund des Lebens. Spannend ist das, wenngleich natürlich nicht großartig gealtert. Warum nun die Arbeiterklasse so gerne an Heiligabend Dienst tut, ist mir schleierhaft und dennoch hat der Film durchaus einen gewissen Charme und handelt neben Konsum vor allem von einer Solidargemeinschaft.

101 Dalmatiner Bewertung
Bewertung des Films
810

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