Bewertung: 3 / 5
Auf mysteriöse Weise werden ganz viele Kriegsschiffe versenkt. Grund zur Panik und deshalb munkelt man innerhalb der Gesellschaft, daß ein riesiges Monster dafür verantwortlich ist. Das Forschungsteam um den Wissenschaftler Arronax (Paul Lukas), Conseil (Peter Lorre) und den Harpunier Ned Land (Kirk Douglas) findet heraus, daß es sich bei dem Monster um ein U-Boot unter der Leitung des seltsamen Kapitän Nemo (James Mason) handelt.
Das U-Boot, ein Ort, der aus vielerlei Perspektiven heraus sehr interessant. Offenkundig steht er ja für den menschlichen Erfindergeist und dann darüber hinaus, symbolisch, also für das Paradoxon aus unglaublicher Weite und gleichsam unglaublicher Beengtheit. Dieser Ort, wenn man so will, war ja schon des Öfteren, auch gerade in den 1990er Jahren Fixpunkt für etwaige Filme. Ganz groß natürlich der völlig bescheidene Jagd auf Roter Oktober (1990) und viel wichtiger noch, weil auch viel besser der vergessene Crimson Tide – In tiefster Gefahr (1995). Sicherlich blöd nur zwei Beispiele aus den 1990er Jahren zu nennen, vielleicht kann Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001) da noch etwas Abhilfe verschaffen, sofern das denn überhaupt wichtig ist. Mit 20.000 Meilen unter dem Meer jedenfalls, schuf Richard Fleischer einen der wichtigsten und bedeutendsten Disney-Live-Action-Klassiker der Filmgeschichte. Und natürlich war das zur damaligen Zeit technisch brillant und man wird auch immer wieder diejenigen, die den Film lieben, hauptsächlich deshalb in großes Jubeln verfallen sehen, weil Fleischer hier einen Film inszeniert, der eben durch gewisse Effekte schon zu beeindrucken weiß. Das heißt aber auch, daß man ihn wohl nie aus seiner eigenen Zeit herausnehmen kann, weil sowas ja wohl heute weniger imposant ist als es damals der Fall war.
Und entsprechend lang fühlt sich der Film auch an, der sich eigentlich auf drei wesentliche Figuren reduzieren ließe und dabei drei wichtige Themen aufgreift. Die Faszination der Technik, daß sich erheben gegen höhere Instanzen und die Facetten des Bösen. Ungewöhnlich ambivalent sind diese Figuren, die in einer Zeit wie den 1950ern eigentlich nicht so vielschichtig und an der Grenze zwischen Gut und Böse hadern dürften. Das jedenfalls ist sehr gut geworden. Bedauerlicherweise muss man sagen, daß der Film, ähnlich wie ein James Cameron und ähnlich wie es auch viele Blockbuster-Regisseure wie Michael Bay machen würden, vor allem mit seinem technischen Knowhow prahlt. Da werden dann Bilder erzeugt, die wie gesagt beeindruckend sind, aber eben auch nicht darüber hinwegtrösten können, daß das, was da passiert, im Prinzip nicht sehr aufschlussreich ist. Denn ab einem gewissen Punkt kommt die eigentliche Geschichte, besser gesagt das, was die Charaktere antreibt, ähnlich zum Stehen, wie ein U-Boot. Mitunter ist das natürlich schon interessant, klar, aber es ist ja auch klar, wenn die Figuren erstmal erläutert werden, daß es nur auf eine Sache hinauslaufen kann und wird. Und dann fühlt sich das ganze schon wieder fast egal an. Interessant ist im Übrigen, daß man hier deutlich den Ursprung einer Szene aus dem späteren Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (2006) finden kann. Das aber nur mal so nebenbei.
Die Klischees, die bereits die Vorlage nach Jules Verne so bedeutend für das Genre des Abenteuer-Romans machten, sind natürlich die, der Mythengestaltung. Irgendein Trigger, der einen Anreiz schaffen soll und das zunächst auch ganz gut kann. Gerade hier wird auch das Siel zwischen Fortschritt und Stagnation deutlich. Es ist im Prinzip ein Konflikt zwischen Natur und Technik, der sich da ganz subtil aufmacht. Auch begründet in der Zeit, in der der Roman erdacht wurde und in der Zeit, in der der Film entstanden ist, verwundert das kein bisschen. Nun ist vielleicht das große Problem daran, daß man eben Jahrzehnte später durchaus etwas weiter ist. Die Probleme sind ausdefinierter und drastischer denn je und da verschafft 20.000 Meilen unter dem Meer keine Abhilfe mehr. Und das ist vielleicht ein Problem. Nun kann man sagen, daß das Schauspiel hier zumindest ganz gut ist, wenngleich keine der Leistungen hier länger im Gedächtnis bleibt. Es geht ja auch immer wieder darum, daß sich diese Hauptfigur gegen Kapitän Nemo auflehnt, der ein sehr zurückhaltender und undurchsichtiger Mann zu sein scheint. Wenngleich er vielleicht die einzige Figur im Werk darstellt, die so eine Art Persönlichkeit ist, stellt er sich über den Drang nach Autonomie der anderen Crewmitglieder, was vor allem zum Leidwesen der Figur Ned Land passiert. Da muss man sagen, daß eine ähnliche Konstellation in Moby Dick (1956) schon deutlich besser funktionierte.
Man soll das hier bloß nicht missverstehen. Denn selbst wenn 20.000 Meilen unter dem Meer ein Film ist, der vieles lang und breit erzählt und daher auch immer den Anschein erweckt, als sei er eben ein klassisches Kind seiner Zeit, so sind doch die Manierismen da, die einen intelligenten Film ausmachen. Es ist eben nicht hochkomplex und eben aus der Sicht des Postheroismus heraus, kann man hier deutlich erkennen, wie sich die Menschheit entwickelt hat. Das wirkt gerade aus unserer Zeit leider immer ein wenig affig, muss aber gleichsam auch nicht bedeuten, daß man da die richtige und einzige Ansicht auf die Dinge hat. Und so kann das Werk schon ein wenig unterhalten.
Die Frage nach Autonomie stellt 20.000 Meilen unter dem Meer und konfrontiert das Individuum mit einer höheren Macht. Das ist entschleunigt, sicher und die Schauwerte sind vielleicht auch nicht weltbewegend. Doch für seine im Kern freiheitsbejahende Aussagekraft verdient der Film dennoch einen gewissen Respekt. gewissen Respekt.