Bewertung: 4 / 5
72 Stunden ist eine Art Familiendrama und Thriller von Paul Haggis. Der kanadische Regisseur schrieb und inszenierte den Film, welcher im Jahr 2010 erschienen ist. In Deutschland startete das Werk im Januar 2011. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu 72 Stunden - The Next Three Days
Als John Brennan mit seiner Frau Lara vom gemeinsamen Essen mit seinem Bruder und dessen Frau nachhause wiederkommen werden sie plötzlich zuhause von der Polizei überrascht. Lara wird beschuldigt eine Frau ermordet zu haben und ins Gefängnis eingesperrt. John und das gemeinsame Kind Luke bleiben alleine zuhause. Fortan versucht John nicht nur die Unschuld seiner Frau zu beweisen, sondern ist mehr und mehr bestrebt, Lara aus dem Gefängnis herauszuholen.
72 Stunden ist ein weiterer Film von Paul Haggis, welcher 2006 für L.A. Crash zwei der begehrten Oscars (bester Film, bestes Drehbuch) gewonnen hat. Haggis versteht es sehr gut, einen Film auf scheinbar ruhige Art zu erzählen, aber eine packende und mitreißende Stimmung zu erzeugen. So ist es auch mit 72 Stunden. Man sieht zu Beginn die Verzweiflung von John Brennan in jeder Szene ins Gesicht geschrieben. Zunehmend wechselt die Verzweiflung in Entschlossenheit und der Zuschauer kann nach und nach beobachten, wie John Pläne schmiedet, Fehler macht, auf die Nase fällt und man fragt sich immer wieder: Wohin soll das führen?
Mit diesen Mitteln, der ruhigen Erzählung und der stetig aufbauenden Spannung zieht der Film mit seinen 122 Minuten Laufzeit den Zuschauer in seinen Bann. Dabei ist die Geschichte sehr auf Hauptdarsteller Russell Crowe fokussiert. Elizabeth Banks als verhaftete Ehefrau bekommt aber immer wieder ihre Momente. Etwas irreführend wird bei der Filmübersicht relativ früh Liam Neeson als beteiligter Schauspieler genannt. Er hat eine Rolle, aber diese ist auf ein paar Minuten begrenzt. Etwas mehr bekommt Olivia Wilde als eine alleinerziehende Mutter zutun. Ihre Rolle dient in erster Linie dazu, die Entschlossenheit von John zu unterstreichen.
Besonders stark spielt zudem Brian Dennehey, welchen die meisten als Sheriff aus Rambo - First Blood kennen dürften.
72 Stunden bietet keine besonderen Actionszenen oder Explosionen - er zieht seine Kraft aus der aufbauenden Spannung, dem großartigen Spiel von Russell Crowe und einer erzählerischen Eindringlichkeit. Die fehlenden Explosionen sorgten vermutlich dafür, dass der Film 2010 bzw. 2011 wenig Beachtung fand. In Deutschland wurde er gerade mal von 400.000 Menschen im Kino gesehen. Platz 82 im Jahresranking. Weltweit konnte er bei einem Budget von 30 Mio. US Dollar aber immerhin über 60 Mio. einnehmen.
Wer diesen Film damals verpasst hat, sollte ihn auf jeden Fall mal nachholen. Wirkt unscheinbar, ist aber unglaublich packend. Ein Geheimtipp.