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Abgeschnitten

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Abgeschnitten Kritik

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Abgeschnitten Kritik
0 Kommentare - 13.03.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Abgeschnitten" ist.
Abgeschnitten

Bewertung: 3.5 / 5

Der Berliner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) Rechtsmediziner findet eines Tages die Telefonnummer seiner Tochter Hannah (Barbara Prakopenka) in einer Leiche. Es stellt sich heraus, daß der sadistische Triebtäter Jan Erik Sadler (Lars Eidinger) seine Tochter in seiner Gewalt hat. Nun muss Paul mit Hilfe der Comiczeichnerin Linda (Jasna Fritzi Bauer) und dem Hausmeister Ender (Fahri Yardım) die Spuren seiner vermissten Tochter zusammensetzen.

Das deutsche Genrekino erlebt seit einigen Jahren wieder Aufwind. Ob Dramen, Horrorfilme, Romanzen oder auch Thriller, fast nichts scheint heute mehr unmöglich. Einen großen Anteil hat auch Regisseur Christian Alvart, der abseits seiner unangenehmen Ausflüge in die Narzissten-Show um Til Schweiger, auch seit Jahren konstant das Thrillergenre belebt. Dabei erweist sich hier vor allem die Geschichte als doch zu sehr an der Hollywooddramaturgie orientiert. So erzählt Abgeschnitten die Geschichte einer Entführung und damit einhergehend ist vor allem eine große Schnitzeljagd, nach welcher sich die Hauptfigur, gespielt von Moritz Bleibtreu, orientieren muss. Nun ist die Idee Erstmal gar nicht so verkehrt, wenngleich natürlich auch nicht super originell. Was dahingehend aber tatsächlich zu großen Probleme führt, ist dass das Genre, bedingt durch etwaige Konventionen eben die eigentlich relativ simple Geschichte über mehrere Finten und Rätsel verschachtelt. Nun ist Mitraten bei diesem Werk also nicht wirklich drin, weil die Wendungen eben auch sehr an den Haaren herbeigezogen wirken.

Trailer zu Abgeschnitten

Doch nicht nur entfaltet sich die Geschichte als eher konfuses Treiben um eine sehr bestimmte Hauptfigur. Auch das Handeln einzelner Figuren wirkt hier abseits des gewollt irrationalem, auch irrational. So stellt der von Bleibtreu gespielte ein Team um den Hausmeister Ender und die Comiczeichnerin Linda auf. Natürlich ist das alles auch so ein wenig Hollywoodromantik, wenngleich man aber gerade in einem Thriller erwarten könnte, dass die Beteiligten so ein wenig misstrauisch gegenüber Fremden sind. Dabei liegt das Problem nicht zwischen Bleibtreus Paul Herzfeld und Ender Müller, sondern vielmehr in der Figurenkonstellation mit Fritzi Bauers Linda. Denn tatsächlich lernen die zwei sich an einem Tatort kennen und wie aus dem Nichts wird sie Teil der Suche.

Abseits dessen funktioniert die Chemie zwischen den Akteuren gut. So ist das Gespann auch in der Auslegung der Figuren gut gewählt, welche allesamt durch gute schauspielerische Leistungen zum Leben erwachen. Bleibtreu funktioniert hier erstaunlich gut, während Yardım, abermals allen die Schau stiehlt. Der Mann hat einfach ein angeborenes Charisma und wirkt hier auch liebenswert und bestimmt. Fritzi Bauer hat mit die undankbarste Rolle, weil von ihr auch im Verlauf des Films viel abverlangt wird und das Drehbuch sie ohne vernünftige Erklärung für wichtig erklärt. Dennoch funktionieren sowohl Yardım, als auch Fritzi Bauer sehr gut, weil sie dem Gefüge eine gewisse Ruhe verabreichen, die in der Film braucht um zu verschnaufen. Unterdessen hat der Film auch im Zusammenspiel mit der Figur von Enno Hesse auch einen relativ guten Comicrelief, der zwar auch in Klischees ertrinkt, dennoch aber in das Gesamtbild passt. Besonders auffallend und unglaubwürdig wird es dann, wenn sie einen Crashkurs in Sachen Medizin machen muss um somit den Figuren die nötigen Hinweise zu verschaffen. Alvart beweist aber indes besonders in den Momenten, an denen der Zuschauer zu zweifeln beginnt, dass er ein gutes Gespür für Style Over Substance, weil er um den Umstand der dürftigen Geschichte zu wissen scheint, gleichsam aber auch starke Bilder, und ein Riesen Brimborium um die fast schon irrelevante Geschichte strickt. So sind dunkle Szenen mit Horrorallüren bestückt, die sehr atmosphärisch wirken und dadurch den Genrewechsel verdichten.

Die Schauspieler passen sich dem ganzen Szenario wunderbar an, wobei Bleibtreu extrem glaubwürdig agiert, wenn es darum geht das Leben seiner Tochter zu retten. Allen die Show stiehlt aber Lars Eidinger, dessen Figur den gängigen Pseudo-Psychopathen-Stigma entspricht und der auch sichtlich Spaß an der Rolle hat. So spart der Film auch keine expliziten Bilder aus, während Eidinger fast schon labil durch die Szenen wandert und seiner Figur abstruse und widerwärtige Motive verfolgt. Das pure böse sozusagen, ohne das der Film seine Beweggründe gänzlich offenbart. Ohnehin wirkt vieles in dem Werk von Christian Alvart nach dem Motto: Show, don’t tell. Wodurch der Film eben auch seinen Reiz generiert, weil die Akteuere so gut sind und die Geschichte so dürftig.

Nun bleibt die Frage, was denn eigentlich die Kernthese des Werkes von Christian Alvart ist und wenn man den Film bis zum letzten gesehen hat, kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob denn Selbstjustiz notwendig ist, oder ob sie absolut angekreidet gehört. So ganz zu einer Aussage lässt sich das Werk dann aber nicht verleiten. Nicht weil die Figuren keine klare Position hätten, sondern weil der Film die Positionen in Kontrast stellt und somit nicht zwingend zu einer Aussage kommt. Zwar gibt es bestimmte Tabubrüche, die allerdings vom Film in gewisser weise auch immer geahndet werden. Zumindest meistens. Im Prinzip ist die Frage nicht neu, sie ist aber intelligent gestellt, weil der gesamte Film sehr überdreht wirkt, kann auch das Handeln der Figuren mitunter sehr überdreht wirken. Somit ist der Film ein Paradebeispiel für gutes Style over Substance. Denn der Film baut eben auch durch klassisches Miträtseln und dadurch, dass der Zuschauer den Figuren immer einen Schritt voraus ist, Spannung auf, die sogar um Hauptfiguren bangen lässt.

Kälte und Angst vereint Christian Alvart in Abgeschnitten zu einem wirklich unterhaltsamen Genrefilm aus. Abgeschnitten ist manchmal unfreiwillig komisch, weil die Pseudotiefe der Handlung nicht auf den Zuschauer übergehen will und manchmal ziemlich klasse, wenn sich der Film gängige Genreklischees zu eigen macht und seine Hauptfiguren mit guten Tempo, aber auch einem Gespür für große Ästhetik durch die Geschichte treibt.

Abgeschnitten Bewertung
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