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Angel Heart

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Angel Heart Kritik

Angel Heart Kritik

Angel Heart Kritik
0 Kommentare - 17.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Angel Heart" ist.

Bewertung: 4 / 5

Harry Angel (Mickey Rourke) ist Privatdetektiv im New York der 1950er Jahre. Eines Tages bietet ihm der mysteriöse Louis Cyphre (Robert de Niro) viel Geld dafür, den Musiker Johnny Favorite aufzuspüren, der bei Cyphres Frau noch Schulden hat. Widerwillig nimmt Angel den Auftrag an und findet heraus, daß Favorite in einer Klinik für Amnesie behandelt wurde. Bald schon findet er Epiphany (Lisa Bonet), die Tochter einer bereits verstorbenem, ehemaligen Geliebten des Verschwundenen, mit der er eine Affäre eingeht. Nach und nach werden schließlich alle Zeugen, die er befragt, reihenweise auf bestialische Weise ermordet.

Menschliche Abgründe kommen am ehesten im Noir-Film zum Vorschein. Dort wo der Zuschauer immer mit der unangenehmen Wahrheit des Lebens konfrontiert wird und die Protagonisten sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Eine Geschichte, wie eine Odyssee, die die Figuren nicht nur von einem Ort zum anderen führt, sondern auch ihren Charakter erklärt, eine Wahrheit offenbart oder die Welt um sie herum entscheidet, ob sie sie runterschlucken, oder ausspucken soll. Ganz sicher steht Angel Heart in dieser Tradition und ist damit irgendwo ein typischer Film für Alen Parker, der sich auch in Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses (1988) oder Das Leben des David Gale (2003) weiterhin mit dieser Tristesse befassen sollte. Hier ist es, eben Genrekonform ein typischer Auftrag, der den Protagonisten Harry Angel in den Morast aus Gewalt und Abgründen führt. Dabei kann man natürlich das, was sich da letzten Endes offenbart, irgendwo als albern abtun, schließlich reden wir hier vom waschechten Teufel, der hier sein Unwesen treibt. Und man muss auch sagen, daß das wohl in den Händen eines mindertalenteierten Schauspielers wohl alles an seiner Glaubwürdigkeit einbüßen wurde. Doch wir reden im Falle von Robert De Niro von einer Naturgewalt, die wenig aufdringlich, mit einem falschen Lächeln tatsächliche Angst hervorruft.

Ja, Angel Heart ist ein wenig albern. Man muss das so sagen. Denn ob das zugrundeliegende Material Okkultismus, Glauben, Aberglauben oder das Spiel mit Realitäten und der sonstigen Auseinandersetzung von allem, was über dem Leben steht besser beherrscht, kann man nur herausfinden, wenn man es auch liest. Tatsächlich ist das in einigen Momenten sogar recht befremdlich. Klar, daß ist keine überraschende Wendung, wie etwa in Midsommar (2019), wo der Film ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur noch peinlich wird. Doch liefert Angel Heart gerade, wenn es um Opferungen von Fleisch und Blut geht, die ein oder andere Absurdität. Ja, warum das nun alles passiert, das sei mal dahingestellt. Tatsächlich gelingt es dem Film aber in seinem Kernsegment, als Neo-Noir zu brillieren. Irgendwie auch so ein Ding der 1980er Jahre den Noir auf ein neues, Genreübergreifendes Level zu heben. Schließlich hatte man in Blade Runner (1982) einen Science-Fiction-Noir und hier eine Art Horror-Noir. Das ist schon allein aufgrund der Prämisse irgendwo spannend. Und dann ist der Film irgendwo auch gekonnt konzipiert, weil er anhand der Namen Hinweise streut, wie die Figuren zu deuten sind. Weil er kleinere Details, wie etwa die Tatsache, daß Harry Angel jedes Mal bevor er eine Leiche findet, die Tatwaffe berührt streut. Es sind Ideen wie diese, die aus heutiger Sicht den Film vielleicht zu einem Meisterwerk machen würden, wenn er denn heute in die Kinos käme. Doch das alles ist nur Beiwerk und um den Film zu verstehen, eigentlich nebensächlich. Und genau deshalb ist es so gut.

Das wirklich faszinierendste am Film ist tatsächlich die darstellerische Leistung durch Mickey Rourke. Eigentlich eine extrem undankbare Rolle, weil seine Figur die ist, die mit Abstand am wenigsten weiß. Sie personifiziert auf einer Metaebene quasi den Zuschauer im Film. Doch was Rourke da an Details und Abgründen hervorruft, ist beispiellos. Seine Figur entsprecht damit auch irgendwo einem Klischee, doch wenn sich Harry Angel in die Unterwelt begibt, dann wirkt diese Art von Wandel. Er ist zunächst abgebrüht, dann merkt er langsam, was passiert ist und wird ängstlich. Aber eben auch gleichzeitig interessiert, sodass er nicht die Flucht ergreift. Es ist eine ganz eigenartige Wandlung und Faszination, die da sicherlich mitschwingt. Und ja, in weiten Teilen funktioniert vieles auch nur auf einer, oder besser gesagt mehreren, metaphorischen Ebenen. Denn hier gibt es definitiv den Hang zum Voyeurismus und eigentlich bleibt ja auch offen, warum sich Angel so obsessiv in diese dunkle Welt begibt, er könnte jederzeit die Flucht ergreifen, zumal er ja auch seinem Kredo widerspricht und eben dann doch Morde in Augenschein nimmt. Ein klein wenig Naivität fordert Alan Parker damit vom Zuschauer schon ein, doch man ist gerne bereit das hinzunehmen, weil er eine ganz grausame Spannung ins Zentrum rückt, die später nur noch ein David Fincher mit Werken wie Sieben (1995) oder Zodiac – Die Spur des Killers (2007) imitieren konnte. Wenngleich der Vergleich natürlich nicht gänzlich anwendbar ist.

Kleinere Wermutstropfen hat der Film dann schon, wenn er Horror-Klischees produziert. So etwa, wenn es um Sexualität in Kombination mit Gewalt und Blut geht. Hier wird eine tatsächliche Sünde im Sinne einer inzestuösen Verbindung in den Mittelpunkt gerückt. Sicherlich ein schockierender Moment, aber auch wieder im Kontext des Films so ein wenig seltsam, oder besser gesagt unpassend. So etwas Ähnliches durfte dann ja Jahre später auch Teil von Oldboy (2003), insofern ist der Einfluss des Films auf die Nachwelt schon deutlich spürbar. Wenngleich diese Art von Debatte, im Sinne der Henne und Ei-Diskussion immer wieder sinnlos erscheint. Und während moderne Werke vielleicht zu häufig nur noch über ihren Twist funktionieren, ist Angel Heart in jedem Moment nicht nur eine brillante Charakterstudie, sondern auch eine über die Abgründe einer Stadt. Natürlich geben viele Filme ihren Städten einen eigenen Charakter. Meistens auch dann, um den Kapitalismus zu verdeutlichen. So etwa in der Gegenüberstellung von Gotham und Metropolis. Und dennoch funktioniert das auch hier wieder, weil die Anspannung und beklemmende Aura so erst richtig zutage gefördert wird. Die Stadt personifiziert letzten Endes das Individuum in Form von Harry Angel. Und er, sowie alle anderen Menschen, die dort leben, geben der Stadt ihren düsteren Touch. Es ist also quasi eine Koexistenz, in der alle voneinander abhängig sind.

Eine irgendwo alberne Prämisse, getragen von einem brillanten Hauptdarsteller und einem nicht minder brillanten Nebendarsteller macht Angel Heart zu einem Werk, daß ungemütliche Eindrücke in eine Welt entlässt. Schaurig, atmosphärisch, bisweilen tiefsinnig über die Erkenntnis der eigenen Existenz, kann der Film ein unglaublicher Schlag in die Magengrube sein und ist es einfach auch.

Angel Heart Bewertung
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810

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