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Antz - Was krabbelt da?

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Antz Kritik

Antz - Was krabbelt da? Kritik

Antz - Was krabbelt da? Kritik
0 Kommentare - 28.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Antz - Was krabbelt da?" ist.

Bewertung: 4 / 5

Z (Woody Allen) ist eine neurotische Arbeiterameise. Er ist in die Ameisenprinzessin Bala (Sharon Stone) verliebt, hat aber eigentlich keine Chance bei ihr zu landen. Von seinem Freund Weaver (Sylvester Stallone), einer Soldaten-Ameise wird er zu einem Treffen mit der Prinzessin im Palast geführt. Es erweist sich aber schnell als schlechte Idee, denn Bala, da es sich um einen Kriegsbeginn gegen die Termiten handelt. Z kehrt als einziger Überlebender zurück und wird von nun an als Held gefeiert. Doch er kann seinen Ruhm nicht genießen, da er als einfache Arbeiterameise nichts davon hat. Aus den Ereignissen heraus macht er sich auf den Weg in das sagenumwobene Insektopia, wo es keine Regeln geben soll und dabei im Schlepptau mit Bala.

Die gesellschaftliche Gleichschaltung einzelner Individuen, ist ein Thema, dem sich schon viele Werke angenommen haben. In Allegorien und Metaphern versteckt, ist es also grundsätzlich nichts Neues, daß man das Individualistische im Menschen zentralisiert. Die Ironie im durchaus heute in Vergessenheit geratenen Antz liegt vor allem in der Besetzung seiner Hauptfigur. Denn das ausgerechnet Woody Allen den neurotischen und strukturbrechenden Z vertont, ist allen Fans von Zelig (1985) sicherlich ein kleines Schmunzeln wert. Die Frage, die Antz in den Mittelpunkt der Geschichte rückt ist die, ob wir alle einen vorbestimmten Platz im Leben haben. Natürlich ist das hier im Falle von Arbeitern und Soldaten durchaus etwas einfach gehalten, aber ja, sind unsere Aufgaben in der Gesellschaft vorbestimmt? Gute Fragen, wenn man sich vor allem mal mit dem Thema des sozialen Aufstiegs – eher vermeintlichen Aufstieg – innerhalb der Gesellschaft befasst. Was man dieser Tage ja gut und gerne beobachten kann, ist vor allem die Behauptung dessen, daß man es als einzelner „geschafft“ habe, was auch immer das heißt. Influencer sprechen vom Schaffen und meinen damit in der Regel einen ökonomischen Aufstieg in eine finanziell höher gestellte Klasse. Ohne jetzt zu weit vom eigentlichen Kern abzuweichen, wird mit diesem Versprechen und Ammenmärchen aber vor allem der Kapitalismus legitimiert.

Daß das die Figuren hier beschäftigt, zeigt sich aber nicht nur am Arbeiter Z, der eben sein Dasein infrage stellt, sondern auch an der Prinzessin Bala, die natürlich auch einem Mann bereits versprochen ist. So, wie es sich im Feudalismus eben gehört. Das Blut darf das gleiche bleiben und der Stammbaum wird zum Kreis. Ach, wie schön das doch ist. Nun driftet der Film mit seinen Ideen dann also auch ins Subgenre des Märchens ab. Eben die zu beschützende Prinzessin, ein „kleiner Held“ der nach ganz oben muss, um dann Welt zu verändern. Ja, ist es denn so? Weil das Problem, daß Antz eben wie so viele dieser systemischen Werke aus Hollywood hat, ist, daß er ein Problem zwar erkennt, aber dann wie so viele Vertreter der Auflassung ist, daß die „richtigen Personen“ in genau den gleichen Positionen dann das System schon tragen können. Nun klar, man sollte Antz nicht nur metaphorisch deuten, wie es ja auch so vielen Werken nicht gerecht wird. Und eine Debatte um Kräfteverhältnisse und Verteilungsfragen in einem auf Kinder ausgelegtem Animationsfilm zu führen, ist vielleicht auch Fehl am Platz. Und dennoch kann man hier nicht mehr einfach nur von einem reinen Unterhaltungsfilm reden. Denn dafür bieten sich die Ameisen als Arbeiter zu sehr an und der Film will auch insgesamt einige Fragen in den Raum werfen. Die grundsätzliche Prämisse erinnert dabei schon stark an Das große Krabbeln (1998), was zu der damaligen Zeit auch weniger verwundert. Denn immerhin schaut man öfter mal rüber, was die Konkurrenz so macht.

Antz ist sicherlich kein Kinderfilm im Reinen. Die nuancierten Gedanken, die eben nicht nur Schichtdenken in dem Mittelpunkt rücken, gehen in manchen Momenten sogar so weit, daß hier faschistoide Konstrukte gezeichnet werden: Das ist bitter, wenn man sich mal ansieht, wie der moderne Animationsfilm händeringend um eine Identität abseits der Verblödung von Menschen und der tausendsten Betonung von Familienwerten sucht. Wer Beispiele dafür braucht. Bitteschön: Strange World (2022), Ich – Einfach unverbesserlich (2010), Die Croods – Alles auf Anfang (2020), Onward: Keine halben Sachen (2020) oder Ice Age – Kollision voraus! (2016) handeln alle im Kern von Familien und wie wichtig doch die Betonung der Familie ist und bla, bla, bla. Antz ist da anders, er erlaubt seinen Figuren Neurosen und Fehler, konfrontiert den Zuschauer mit teils gesellschaftlich auch wirklich relevanten Themen und mitunter philosophischen Konzepten. Natürlich ist das aus heutiger Sicht wahrlich angestaubt und ehrlich gesagt, gibt es neben Toy Story (1995) wohl kaum einen hässlicheren Film, als Antz. Aber er unterscheidet sich doch stark davon, was Animationsfilme heute ausmacht und ist eben in allen Belangen wesentlich tiefsinniger, als es diese moderneren Filme aus Hollywood jemals sein könnten. Natürlich ist es irgendwo auch dem Umstand geschuldet, daß man am Anfang einer Firmengeschichte wohl noch etwas experimentierfreudiger und progressiver ist, als später. Auch DreamWorks erwies sich in seinen späteren Werken dann als deutlich konformistischer. Aber das tut ja der Qualität von diesem Werk keinen Abbruch.

Nun ist es auch so, daß Antz zunächst eher klischierte Untertöne mit sich bringt. Wenn etwa gezeigt wird, daß Soldaten in dieser Gesellschaft einen höheren Stellenwert genießen, als klassische Arbeiter, dann könnte das nicht weiter ab von der Realität sein. Der Umgang mit Veteranen in den Staaten zeigt das. Hat ja auch Rambo (1982) berechtigterweise dem amerikanischen Volk vorgeworfen. Allerdings muss man auch das vermutlich wieder rein allegorisch betrachten, dann so richtig divers ist die Gesellschaft dort ja ohnehin nicht. Muss sie auch nicht sein, weil Antz vor allem als Metapher auf einen bestimmten Kern hinaus möchte. Und dieser besagt eben, daß die Gleichschaltung des Individuums ihm vorgesehene Positionen in der Gesellschaft gibt. Und das ein Auflehnen gegen die Strukturen dahinter eben nur ganz, ganz schwer möglich iust. Man könnte das auch als dummes High School-Film-Klischee abtun, doch das ist es eben nicht. Und das liegt daran, daß Antz eben kein dummer Film ist. Ebenso sympathisch ist hier, daß nicht der Muskelmann mit ironischem Unterton die hübsche Prinzessin bekommt. Klar, auch das spiegelt nicht die Realität, doch es zeigt auch auf, daß gesellschaftliche Loser noch lange nicht kampflos aufgeben müssen. Das war ja auch in Spider-Man (2002) sehr prägnant.

Mit den Jahren wird Antz sicherlich nicht hübscher. Das ist wohl wahr und dennoch ist es einer dieser Film, die kurioserweise in ihrem Genre zu den stärksten und dennoch zu den vergessentsen Vertretern gehören. Die unzähligen Verweise auf die Realität im kapitalistischen Alltag sind bemerkenswert. Und insgesamt hat der Film einfach das Herz am rechten Fleck.

Antz - Was krabbelt da? Bewertung
Bewertung des Films
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