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Babylon - Rausch der Ekstase

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Babylon - Rausch der Ekstase Kritik

Babylon - Rausch der Ekstase Kritik

Babylon - Rausch der Ekstase Kritik
0 Kommentare - 23.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Babylon - Rausch der Ekstase" ist.
Babylon - Rausch der Ekstase

Bewertung: 5 / 5

Der junge Schauspieler Manny Torres (Diego Calva) kommt als Sohn mexikanischer Einwanderer nach Hollywood. Er sieht eine Welt im Wandel und Menschen in Kristen. So auch der etablierte Star Jack Conrad (Brad Pitt). Währenddessen versucht auch die Schauspielerin Nellie LaRoy (Margot Robbie) mit dem sich anbahnenden Tonfilm Fuß in Hollywood zu fassen. Doch während sich die künstlerische Entfaltung nur schleichend entwickelt, sind es vor allem Drogen, Sex und Partys, die Hollywood dieser Tage in Besitz nehmen.

Die größten Filmemacher aller Zeiten, sind diejenigen, die eine Radikalität an den Tag leben, nach welcher man einfach nicht mehr von dem, was hinter dem Werk steht und dem, was im Werk gezeigt wird, wegsehen kann. Ob ein Martin Scorsese, Oliver Stone, Brian De Palma, Sergio Leone oder auch Billy Wilder. Ihre Werke sind häufig dadurch revolutionär, daß sie unschöne Tatsachen offenlegen und manchmal ein ganzes System ob seiner Lügen entlarven. Hin und wieder kommt es dabei aber auch dazu, daß sich der ein oder andere genannte Regisseur vielleicht mal in einer gewissen Sentimentalität verloren hat, oder so ein wenig der gefühlvolle Träumer in diesem Menschen hervorsteigt. Selbst ein Martin Scorsese, der vermutlich letzte noch bedeutende Regisseur der New Hollywood-Ära schuf mit Hugo Cabret (2011) eine jämmerliche und zutiefst unkritische Huldigung vergangener Tage. In Babylon – Rausch der Ekstase wird nun alles anders sein und so beginnt dieser Film, der ebenso wie endlose Werke zuvor, mit der Geschichte vom Träumen. Ein mexikanischer Einwanderer in der zweiten Generation träumt davon, nach Hollywood zu kommen. Ein It-Girl Sternchen träumt davon nach Hollywood zu kommen und eine Ikone des Stummfilms träumt davon, in Hollywood zu bleiben. Chazelle stellt gleich zu Beginn raus, daß man in seinem Werk keine Romantik erwarten darf und erklärt, das sonst so verklärte Hollywood noch vor dem goldenen Zeitalter zu einem Ort ohne Moral, ohne das, was sich Menschen immer wieder einreden mögen, wenn sie in den Spiegel schauen. Hier gibt es nichts Gutes, nur das verkommene Elend von gescheiterten und noch nicht gescheiterten Existenzen.

Trailer zu Babylon - Rausch der Ekstase

Babylon – Rausch der Ekstase ist dabei kein Film, der versucht, sich an Hollywood anzubiedern, wie es später leider auch ein Quentin Tarantino mit seinem künstlerischen Fehltritt Once Upon a Time in Hollywood (2019) tat. Der Film zeigt über weite Strecken ebenso wenig eine Handlung, wie es Tarantinos Werk tat. Doch während sich Tarantino in endloser Detailverliebtheit und Liebe zum Medium Film verlor, nutzt Chazelle jede Möglichkeit, um in seinem Werk so unkonventionell wie nur möglich vorzugehen. Wer einen Beweis dafür sucht, der wird ihn schon zu Beginn finden, wenn Arbeiter von einem Elefanten vollgeschissen werden. Ja, es mag an die alten Tage von Scary Movie (2000) erinnern, doch ist hier nicht einfach nur zweckdienlich. Es ist grotesk, weil es der puren Dekadenz entspringt und dann geht es weiter, mit einer Feier. Dabei zieht der Film auch dann wirklich alle Register und zeigt soviel Dekadenz, wie man sie selten im Kino auf so offenkundige Weise und als Kritik an den etablierten Norman findet. Sobald die Träumer Manny Torres und Nellie LaRoy die Party eines Kinoscope Studio-Executive besuchen, wird schnell klar, daß man sich hier in einem Traumszenario befindet, daß in eine Form von spätrömischer Dekadenz mündet. Das ist pure Provokanz, weil es ein Bild von Hollywood zeigt, daß man nicht gerne im Kino sieht. Das nennt sich leben, es ist leben auf die niederste Art. Zwar ist gegen Partys, Orgien, Drogen oder Sex nichts einzuwenden. Doch das Maß der Dekadenz, daß hier erreicht wird, daß dürfte selbst die abgerottetsten Punker der 1970er Jahre schockieren. Soviel Sex, soviel Abgründe, wie sie aus Hollywood selten gezeigt werden.

Chazelle war sich sicher bewusst, als er Babylon – Rausch der Ekstase drehte, daß er mit seinem Werk einen Aktualitätsbezug schaffen würde. Schließlich bleibt ja die Frage, ob der Film eine gewisse Relevanz hat und da ein Werk vermutlich auch durch gewisse Einflüsse aus der Gegenwart entsteht, kann man das gesamte Szenario wohl so, oder so ähnlich auch auf das Hollywood der neuen 20er Jahre übertragen. In Hollywood werden Menschen zu Produkten. Das war schon immer so. Das wahre Schauspiel liegt dann eher darin, die eigene Fassade zu bewahren. Und daß es da Abgründe gibt, die wohl die meisten Menschen in Hollywood belasten würden, zeigte die MeToo-Debatte klar auf. Nun geht es hier nicht um Vergewaltigungen oder Übergriffe, sehr wohl aber um wortwörtliche Abgründe, in denen sich teils groteske Ansammlungen von Menschen befinden. Mag das überzeichnet sein? Vielleicht, doch weiß man auch von Pädophilen-Ringen in Hollywood, in denen unter anderem wohl auch ein gewisser Bryan Singer verkehrte. Und wenn man dann mal darüber nachdenkt, wirkt auch die explizite Darstellung zwischen Sex, Macht und dem Ausschütten von Exkrementen vielleicht gar nicht mehr so fehl am Platz, wie man zuvor noch den Eindruck hat. Doch bei all der Schwere darf man nicht vergessen, daß Chazelle seinen Film auch bewusst als Farce auslegt. Das wird dann durch das Schauspiel unterfüttert, indem sich folgend die Figuren immer mehr in dieser Welt, die so abstoßend und fremd ist, verlieren. Man kann mit den Figuren mitfühlen, ohne sie zu verstehen, ohne ein Teil dieser Welt zu sein oder sein wollen.

Das sorgt dafür, daß Chazelles Film als Kritik an einem System und deren Funktionären verstanden werden muss, nicht aber an allen einzelnen Individuen und an dem Konzept des Träumens. Das ist eben die amerikanische Lüge, wenngleich es eben auch nicht das Kernelement von Babylon – Rausch der Ekstase ist, wird hier schon so ein wenig darauf geachtet, daß man nicht zu verbissen zynisch auf die einzelnen Figuren blickt. Doch was für den einen sicherlich der Sargnagel der Kritik ist, bedeutet für die anderen eben auch das Funktionieren der Kritik. Denn es ist komplex und wenn man eines über das Leben lernen sollte, dann daß Menschen komplex sind, aus unzähligen Widersprüchen bestehen und selbst in den einfachsten Dingen, wie etwa einer zwischenmenschlichen Interkation, um sich zu Begrüßen, soviel Komplexität steckt. Nicht umsonst lassen sich mit dem Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun einfache Nachrichten schon auf vier unterschiedliche Weisen interpretieren. Und wenn man dann noch die eigene Sozialisation mit der vom Gegenüber vergleicht, dann hat man wirklich ein kommunikationstechnisches Desaster. Daher darf sich auch ein solcher Film eine gewisse Romantik in seinen Figuren erlauben, solange er sie mit dem, was er zeigt, entzaubert. Und wie für ganz große Werke üblich, legt Chazelle seinen Film auch nie als eine Geschichte aus. Es ist eine Ansammlung von Versatzstücken, die sich vielleicht nur mal zum Finale hin zu etwas wie einer Geschichte mausert. Das aber auch nur, um den Film wirklich beenden zu können.

Und dann spielen Themen wie Aufstieg und Fall, systemischer Rassismus mitsamt Blackfacing, Schein vor Sein und der Ergründung der eigenen Existenz eine Rolle. So richtig viel anzufangen wissen diese Menschen nämlich mit ihrem Erfolg nicht. Der Film begreift sich eben als endloser Rausch und so passiert es auch, daß hier Ruhm und Macht auch als purer Rausch verstanden wird. Dabei erinnert das Werk stark an The Wolf of Wall Street (2013), bei dem man ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr sagen konnte, ob man das nun gut oder abartig finden soll. Doch daß Chazelle solche Gefühle entlocken kann, nach welchen man sich mit sich selber und seiner eigenen Moral auseinanderzusetzen, ohne einem eine Moral aufzudrücken, ist bemerkenswert. Dabei fühlt sich das Werk eben auch wie die stetige Entwicklung Chazelles an. Nach Werken wie Whiplash (2014), der sich dem Leiden für die Kunst befasste und La La Land (2016), der bereits die Trostlosigkeit moderner Konsumkulturen ansprach, geht es hier erneut um Künstler, die nichts mit sich anzufangen wissen, außer ihren Gelüsten zu frönen, wodurch sie letzten Endes eben auch von der Welt, die sie sich ersehnten, verschluckt werden. Erstaunlich ist dabei auch, daß der Film einen Einwanderer aus Mexiko in das Zentrum seiner Geschichte rückt. Das ist natürlich auch als politisches Statement zu verstehen und zeigt auf, daß Amerika und auch Hollywood immer von Einwanderschaft profitierten.

Sex, Macht, Fall, Angst, Abhängigkeit, Dekadenz und der pure Wahnsinn werden in Babylon – Rausch der Ekstase bebildert. Der Film zeigt die Schattenseiten einer Industrie, die augenscheinlich aus purem Glanz besteht. Es geht um das Existieren, nie um das Sein und damit ist der Film erschreckend ehrlich und berichtet vom zähne wetzenden Machtkampf untereinander, in der keine Moral und Solidarität stattfinden kann.

Babylon - Rausch der Ekstase Bewertung
Bewertung des Films
1010

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