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Banklady

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Banklady Kritik

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Banklady Kritik
0 Kommentare - 04.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Banklady" ist.

Bewertung: 3 / 5

Als die junge Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) Mitte der 60er Jahre Uwe (Andreas Schmidt) kennenlernt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Uwe hat zusammen mit dem Unternehmer Peter Wittorff (Charly Hübner) eine Bank ausgeraubt, wovon Gisela fasziniert ist und ihnen fortan hilft. Schnell begeht sie selbst einen ersten Überfall und es zeigt sich, daß in ihr kriminelles Talent steckt. Im Jahr 1967 führt ein weiterer Bankraum jedoch zu Problemen, sodass die drei sich einer großen Bedrohung ausgesetzt sehen.

Der deutsche Film erlebt seit einigen Jahren einen starken und wichtigen Wandel. Weg von Fernsehfilm-Krimis und unterirdischen Komödien der Marke Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer, hin zum sogenannten Genre-Film. Man darf das nicht vergessen, wie wichtig diese Entwicklung ist und wie großartig, daß aus solchen nun Filme wie Old Boy (2012), Who Am I – Kein System ist sicher (2014), Nur Gott kann mich richten (2017), Der goldene Handschuh (2019), Enfant Terrible (2020) oder Berlin Alexanderplatz (2020) entstanden sind und sich der Deutsche Film nun International auch nicht mehr so schämen muss. Ein weiterer Vertreter dieser Genre-Filme ist Christian Alvart, der mit Banklady in diesem Segment auch einen ersten Achtungserfolg landete. Doch gelingt es diesem sehr ambitionierten Film nicht, seinem eigenen Anspruch dauerhaft gerecht zu werden. Viel zu klischiert ist doch die Geschichte um ein Räuberpärchen, daß als Revoluzzer in die Geschichte eingehen möchte. Dann gibt es da das Verlangen nach Liebe und manchmal verbleibt auch der Eindruck, daß ein richtiger Leerlauf stattfindet. Gerade zu Beginn müht sich der Film regelrecht damit ab, Charaktere zu etablieren, über die man weiter in diesem Teil des Films auch nichts erfahren wird. Bei einer Figur soll das dann eine unerwartete Wendung darstellen, die aber in der reinen Logik der Figur zu erwarten war. Ebenso mühend ist die Hauptdarstellerin Nadeshda Brennicke, deren Figur nie so ganz weiß, was sie eigentlich sein will. Ob toughe Bankräuberin, ob verletzte liebende oder etwas ganz anderes. Das Spiel wirkt hier relativ gewollt, doch können geht an der Stelle anders.

Trailer zu Banklady

Nun muss man aber wirklich loben, daß Alvart hier einen Film präsentiert, der in seiner eigenen Zeit total aufgeht. Die Authentizität, mit der der Film stilsicher mit den einsamen Verlangen seiner Figuren und der Platzsuche inmitten einer zerstören Welt sucht, ist atemberaubend. Immer hat man das Gefühl, als wäre es die Epoche, in der Banklady angesiedelt ist, die dafür sorgt, daß die Figuren das tun, was sie eben tun. Dann hält der Film sich dabei nicht lange mit Erklärungen auf und man bekommt immer wieder neue aufreibende Sequenzen serviert. Das steht dann natürlich im starken Kontrast, denn das bürgerliche Leben, daß Gisela Werler ihren Eltern vorlebt, passt nicht so ganz zu dem, was sie sonst so tut. Das eigentlich interessante hierbei ist aber der von Charly Hübner gespielte Hermann Wittorf, dessen Schauspiel relativ facettenreich dafür sorgt, daß man eine eigenartige Faszination für diese Figur entwickelt. So ist er sehr selbstbewusst, wenn es um den Umgang mit Frauen geht, hegt keinerlei Interesse an Monogamie, dann aber wiederum doch. Er ist immer hinter dem großen Profit her und dennoch pflegt auch er nach Außen ein eher spießiges Leben. Seine Konflikte mit Werler zählen da zu den absoluten Highlights im Film, weil man auch nie genau erahnt, wie die kommende Situation ausgehen wird.

Natürlich steckt gerade in den Beweggründen der Figuren auch eine systemische Kritik. So geht es natürlich für die titelgebende Banklady auch darum, ein feministisches Statement abzugeben. Das mag nicht bewusst passieren, doch wenn man bedenkt, in welcher Zeit der Film eben spielt, dann kann man hier auch von einer Emanzipation reden. Vielleicht nicht so sehr von Männern, sehr wohl aber von alten Rollenmustern und dem, was eine Frau nach diesem bröckelndem Weltbild eben zu sein hat. Das ist dann ein großer Schock, weil eine Frau eine Bank ausraubt. Gleichsam steht auch für Wittorf eine Flucht an. So ist dieser auch ein Familienvater und Ehemann, der sein zweites Leben vor der Familie verbirgt. Darin ist natürlich auch die Frage, inwieweit Monogamie und Familie das Leben bereichern können. Der Film wird dabei als klassisches Katz-und-Maus-Spiel inszeniert, nach dessen der Ermittler Fischer den Verbrechern immer im Nacken hängt. Dadurch entsteht zwar grundsätzlich Spannung, viel mehr allerdings, erfährt man über den Charakter an der Stelle auch nicht. Die große Stärke von Banklady ist indes, die Inszenierung von Christian Alvart. Natürlich hat das Werk seine Schwächen. Doch das eigentlich funktionierende ist in etwa, wie dynamisch und experimentell hier die Kamera eingesetzt wird. Gleichsam gelingt dem Film auch eine unglaublich raue Optik, die sehr gut zu dem Film passt. Ebenso weiß Alvart, wann er dem Zuschauer etwas Ruhe servieren muss, sodass der Film immer wieder zwischen den Momenten wechselt. Egal ob Regen begossene Straße, Schießereien um das eigene Leben oder Landstraßen, der Film weiß, wie er dem Zuschauer interessante und spannende Bilder serviert.

Auch der Einsatz der Musik gelingt und so schaffen die Komponisten Christoph Blaser, Michl Britsch und Steffen Kahles einen Soundtrack, der mit den Bildern spielt und sich perfekt in die Szenen schmiegt und dabei die Dramatik der ganzen Geschichte untermauern kann. Natürlich mutet dem ganzen Treiben auch immer etwas Bonnie und Clyde (1967) an, wobei er dafür einfach zu handzahm ist. Denn möglich wäre hier durchaus mehr gewesen. Das mag zwar dem realen Vorbild geschuldet sein, doch ein wenig Blut und Gewalt baut durchaus mehr Spannung in diesem Fall auf. Der Film will sich währenddessen auch lieber als eine Romanze verstanden wissen, die über die schiere Ungreifbarkeit der Hauptcharaktere funktioniert.

In Banklady schreien zwei Herzen. Das eine, daß ein ambitioniertes und großes Projekt sein will und das andere, daß nur ein Aufguss altbekannter Filmklischees ist. Denn auch wenn man die großen des Thriller-Genres hier zitiert, reicht man nie daran. Darüber hinweg tröstet nur die tolle und aufwändige Produktion und das Schauspiel von Charly Hübner. Da werden dann auch einige, wichtige Themen angesprochen, welche auch lange nicht so plakativ wie heute und damit gekonnt verarbeitet werden. Auch inszenatorisch macht Regisseur Christian Alvart hier fast alles richtig.

Banklady Bewertung
Bewertung des Films
610

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