Bewertung: 2.5 / 5
SPOILER-KRITIK
Kleiner Prolog
Trailer zu Batman v Superman - Dawn of Justice
Ich habe sehr lange überlegt, ob ich hier eine Kritik zum neuen Streich aus dem Hause Warner verfasse, der das DCCU in die Wege leiten sollte und zwei der größten Comic-Figuren aufeinander hetzt. Gleich als erste Kritik so einen kontroversen Kracher zu bewerten ist wohl riskant, zumal man bei negativen Kritiken zum Film hier vieler Orts gleich als "Marvel-Fanboy", "Hater" oder "Nicht-Kenner der Comic-Vorlage" verschrien wird. Dennoch hat mich dieser Film jetzt so sehr beschäftigt, dass ich nicht anders kann als meine Meinung zu Snyders Streifen zu Papier zu bringen, beziehungsweise ins Browserfenster.
Kritik:
Gleich zu Beginn: Batman v Superman ist leider nicht das Epos geworden, welches Ich und wohl auch viele andere erwartet haben. Zu viele Stolpersteine bringen Snyder auf seinem Weg zum „größten Gladiatoren-Kampf in der Geschichte der Welt“ zu Fall. Und dabei fing alles so vielversprechend an. Der Cast wurde nach jeder News großartiger, die Bilder weckten riesige Hoffungen (Stichwort The Dark Knight Returns Rüstung) und die ersten Teaser ließen den kleinen Jungen mit Batman Bettwäsche in mir aufjuchzen. "Do you bleed?" Oh man, was hatte ich Bock auf den Film.
Dawn of Justice beginnt ebenfalls vielversprechend. Auch wenn die Ermordung der Waynes zu nächst für Augenrollen sorgt, da in den letzten Jahren zu oft gesehen, ist sie doch so gut inszeniert, das man als Comic-Fan das Gefühl hat, hier Comic-Panels zum Leben erweckt zu sehen. Hier ist Snyder voll in seinem Element. Danach folgt eine der stärksten Sequenzen des Films, in der wir die Zerstörung Metropolis aus dem Blickwunkel Bruce Waynes sehen. Es wirkt noch so, als hätte Snyder aus der Kritik an Man of Steel gelernt, denn die von vielen kritisierte Brutalität und Rücksichtslosigkeit Supermans im Kampf gegen Zod wird hier konkret thematisiert und zu einem nachvollziehbaren Motiv für Wayne/Batman geformt. Es ist schnell klar, welches Problem Batman mit dem Mann aus Stahl hat.
Leider verliert Snyder nach dem starken Einstieg völlig den Fokus, und es folgt ein Film, bei dem man bei nahezu jeder Szene bemerkt, dass diese von Snyder "für den Moment" inszeniert wurde. Zack Snyder macht optisch großartige Arbeit, und immer wieder will man sich die Augen reiben ob der Bild-Gewalt die einem da geboten wird. Dennoch ist Snyder wie immer nur so gut wie die Geschichte, die er von den Drehbuchautoren geliefert bekommt - Einer der Gründe übrigens, warum Watchmen brilliant und Sucker Punch für den Allerwertesten ist. Denn diese wahnsinnig toll inszenierten Szenen wirken leider wie völlig zufällig kombiniert, und sorgen für mehr als nur ein klaffendes Plot-Hole in der holprigen Geschichte. Warum stiehlt Gal Gadot als Wonder Woman Wayne seine Festplatte mit dem Foto, auf dem ihre Identität verraten wird, nur um sie ihm dann, ohne dies zu entfernen, wieder zu geben? Und ist später dann noch überrascht, wenn Batman ihr die Daten zur Justice League schickt, welche sie vorher sowieso schom im Besitz hatte?
(EDIT: Anmerkung von Critjas27: "Weil Sie die Daten nicht entschlüsseln konnte, deshalb gibt Sie die Festplatte auch Bruce, er schickt ihr die Daten die Er gefunden hatte und Sie ist geschockt wieviel Daten Lex hatte, und Bruce fragt noch, ob Sie das ist auf dem Bild, Sie will die Stadt verlassen, als Sie den Kampf im Fernsehen beobachtet." Kann ich mich im Film nicht dran erinnern, mag aber so sein und sei der vollständigkeit halber hier erwähnt.)
Wieso schießt Batman ein Tracking-Device auf den Laster mit der Kryptonit-Ladung, nur um ihn dann in einer krachenden Verfolgungsjagd halb zu zerstören, die dann wiederum darauf hinausläuft, dass er doch wieder auf den Tracker zurückgreift? Und was genau war eigentlich Luthors Plan, und wie passt "Doomsday" da hinein? Zu viele Fragen bleiben am Ende der holprigen Geschichte offen. Unter anderem übrigens auch der vom Beginn ausgehende Konflikt, denn die Frage wie Superman mit seiner Macht und Verantwortung umgehen sollte, wird im krachenden Duell gegen Doomsday einfach über Bord geworfen. Die Geschichte ist nicht rund, die Handlung konfus, und die eingequetschten Teaser auf die Justice League tuen ihr übriges, um den Zuschauer endgültig vom Handlungsstrang abzulenken. Außen Hui, innen Pfui, erzählerisch war das leider gar nichts Herr Snyder.
Die Charaktere
Kommen wir zu den postiveren Punkten zum Film, die Charaktere sind durch die Bank großartig gecastet. Vor allem überzeugt "Batfleck", was ihm nach der vorrausgegangenen Kritik, die er überall erfahren musste, mehr als zu gönnen ist. Cavill bleibt optisch immer noch perfekt für den Mann aus Stahl und Eisenberg hat sichtlich Spaß daran, die interessante jüngere Fassung von Lex Luthor zum Leben zu erwecken. Auch die Nebendarsteller wie Jeremy Irons, Amy Adams oder Laurence Fishburne sind in ihrer Performance kaum zu kritisieren. Dennoch können all die guten Performances der Darsteller nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film so gut wie gar keine nachvollziehbaren Charakterentwicklungen beinhaltet. Batman wird wiedererinmal auf den Tod seiner Eltern reduziert, ganz selten scheint durch, wieso die Fledermaus durch die Jahre der Verbrechenbekämpfung so verbittert und brutal geworden ist. Hier wurde vie Potential liegen gelassen, vor allem durch den nur angeteasten Tod Robins in einem Frame, da war mehr drin. Auch Supermans Entwicklung bleibt weitesgehend auf der Strecke, durch Gespräche mit Lois Lane, seinem toten Vater und Martha Kent merkt man zwar, was Snyder erzählen wollte, jedoch geht auch diese Entwicklung im krachenden Finale auf der Strecke unter, zu unfokussiert ist die Erzählung.
Dass der Kampf von Fledermaus gegen Gott dann in einem "Unsere Mütter haben den gleichen Vornamen? Ich glaube wir sind jetzt beste Freunde."-Moment endet, ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Lois Lane wird wiedereinmal völlig kaputt geschrieben und bleibt auch hier eine Jungfrau in Nöten, die gleich dreimal gerettet werden muss. Das absolute Highlight ist, als sie beim Tauchen nach dem Kryptonit-Speer, den sie selbst vorher versenkt hat, fast ertrinkt.
Die besten Szenen bietet Dawn of Justice in seinen Batman-Action Szenen, wohl gemerkt in denen, in denen der dunkle Ritter nicht alles in die Luft jagt und dutzende Leute umbringt. Wenn Batfleck austeilt fühlt man sich stark an die Arkham-Games erinnert, eine der besten Inkarnationen Batmans. Hier fliegen Zähne in krachenden Schlag-Kombinationen, bitte mehr davon. Die Musik ist auch lobend zu erwähnen, das Superman-Thema bleibt weiterhin genial, und auch die neuen Batman-Themen machen Lust auf mehr.
Fazit - Yawn of Justice
Es ist schwierig, bei der Kritik ein Ende zu finden, zu vieles könnte noch gesagt werden. Zum Beispiel, dass Gal Gadot als Wonder Woman eine super Figur macht, im Film aber völlig deplatziert wirkt oder das Eisenberg seine starke Performance durch sein Over-Acting in seiner letzten Szene fast wieder zunichte macht. Auch auf das Ende könnte man eingehen, welches sich nicht einmal traut den Cliffhanger bis zum Justice League-Film durchzuziehen, oder die bescheidene Interpretation von Doomsday (Kinf Kong trifft the Abomination). Ein ebenso nicht zu verachtender Aspekt ist, dass der FIlm durch seine Marketingkampagne völlig kaputt gespoilert wurde, dass fließt allerdings weniger in die Kritik ein, sollte aber dennoch erwähnt werden.
Was bleibt, ist ein Film, dem man in jeder Szene schmerzlich ansieht, wie viel Potential liegen gelassen wurde. Snyder schafft es nicht, die vielen "Awesome"-Momente die der Film bietet, in eine koheränte, packende Geschichte einzugliedern und es bleibt ein Flickenteppich an Filmsequenzen mit cooler Comic-Ästethik zurück.
Die Handlung läd zum Gähnen bis zum Kopfschütteln ein.
Seltsamerweise habe ich trotzdem Lust auf weitere Filme aus dem DCCU. Vermutlich weil die Lehre aus Batman v Superman lautet: Die Zutaten liegen auf dem Tisch, nur das Rezept haben Regisseur und Studio noch nicht gefunden, um daraus etwas leckeres zu kochen. Bitte gebt euch beim Justice League Drehbuch mehr Mühe und bitte lasst Affleck seinen eigenen Batman-Film machen, dann kommt wirklich Großes auf uns zu. So bleibt es leider nur bei einem gerade mal durchschnittlichen Film, der trotz rasanter Action langweilt.