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Booksmart

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Booksmart Kritik

Booksmart Kritik

Booksmart Kritik
0 Kommentare - 08.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Booksmart" ist.
Booksmart

Bewertung: 3 / 5

Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) sind ziemliche Streber. Molly ist Jahrgangssprecherin und hat einen Studienplatz an der renommierten Yale-Universität so gut wie sicher, während Amy plant vor ihrem Studium noch eine Zeit für Entwicklungshilfe in Botswana einzuräumen. Doch am Abend vor ihrem Highschool-Abschluss müssen die beiden erkennen, daß sie viel zu viel Zeit fürs Lernen aufgebracht haben und zu wenig für das Leben. Sie stellen fest, daß auch Schüler die nur Feiern es auf Elite-Unis schaffen und nun wollen sie in einer einzigen Nacht alles Nachholen, was sie verpasst haben.

Lange Zeit war das Genre des Coming-Of-Age-Films verschwunden, so hatte man den Eindruck. Wenn man nicht gerade die Harry Potter-Filme (2001-2011) als solche bezeichnet, sah es in den 2000er Jahren doch eher Mau in diesem Bereich aus. Natürlich gab es etliche Highschool-Komödien, wie American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen (1999) oder Highschool Musical (2006), doch über deren Qualität wird zumindest in den Kreisen von Cineasten sicherlich nicht so häufig gestritten. Der Film stand also in einer Krise, wie sollte es auch weitergehen, nachdem John Hughes mit The Breakfast Club (1985), Pretty in Pink (1986) oder auch Ferris macht blau (1986) das Verständnis für Jugendliche revolutionierte und eigentlich alles zum Thema sagte, was dazu zu sagen war? Originalität, wenngleich sie in diesem Fall vielleicht tonal anklingen mag, darf man also auch nicht von Booksmart erwarten. Einem Film, der damit spielt, gewisse Higschool- oder Coming-Of-Age-Film-Klischees zu karikieren und vorzuführen. Problematisch wird es dann aber vor allem, wenn man abseits der stilistischen Neujustierung von Klischees nichts weiter zu bieten hat, als diese umzudrehen: Aus der polygamen Sexbombe des Jahrgangs wird eine intellektuelle, aus der unterdrückenden Gesellschaft wird eine offene und auch der Feminismus, der hier propagiert wird, ist einer, den man sich leisten können muss. Das Problem an Booksmart scheint, daß er mit Ruth Bader Ginsburg und Michelle Obama durchaus wichtige Persönlichkeiten und Ideologien vertritt, aber alles, was hier gezeigt wird, findet auch in einer Welt statt, die so ein bisschen einfach anmutet. Es gibt Sexismus, es gibt auch Fremdenhass und während Wilde die Darstellung einer systemischen Komplikation, die solche Sachen überhaupt erst ermöglicht, in Dont Worry Darling (2022) wesentlich besser zum Ausdruck brachte, scheint dieser Film hier so ein wenig blutleer.

Natürlich lieben die Amerikaner das und auch viele Deutsche werden sich sicherlich darin wiederfinden, wenn diese Figuren über Sexualität und vor allem den weiblichen Blick sprechen. Das ist auch keineswegs ein Problem. Schließlich soll fast jeder Mensch seine sexuellen Präferenzen ausleben dürfen. Das Problem ist einfach, daß Booksmart keinerlei Erkenntnisse für den Film als Medium liefert, die eben andere Genrekollegen nicht schon vor Jahren entdeckt und zu Papier gebracht hätten. Der Fokus auf die Figuren ist charmant, doch es ist im Kern auch eine ganz gewöhnliche Komödie über zwei Freundinnen. Sicherlich, daß ist meckern auf hohem Niveau, wenn man bedenkt das Künstler wie Adam Sandler und Taika Waititi auch noch am laufenden Band „Komödien“ produzieren können. Doch so richtig zünden diese Witze nicht, weil sie auch abseits der Tatsache, daß man sie kaum als solche erkennen kann, vielleicht nicht wirklich bissig sind. Überdies kann man viel drehen und wenden, wenn man von diesem Film spricht. Doch Booksmart gänzlich seine Qualitäten abzusprechen, wäre vermutlich auch Wahnsinn. Denn der Film hat einen gewissen Charme, weil er eine tief glaubhafte und ehrliche Freundschaft in den Mittelpunkt rückt, die sich eben nicht nur darüber definiert, welche Person nun auf welche steht und wie man sein Leben so pseudorebellisch gestaltet, wie eben möglich.

Doch Sexualität ist ein integraler Bestandteil der Adoleszenz, welche hier auch gekonnt und ohne die Notwendigkeit einer Fremdscham eingefangen wird. Es wird ja gerne vergessen, wie sensibel, wie zerbrechlich doch solche Themen sind, wenn sie falsch angefasst werden. Das muss nicht unbedingt am weiblichen Blick liegen, denn das ist ja auch der nächste Irrglaube in Hollywood, daß man nur ein Problem umzudrehen braucht und dann ist es kein Problem mehr. Ob Olivia Wilde über solche Themen gekonnt sprechen kann, weil sie ein gutes Gespür und ein Einfühlungsvermögen besitzt, oder weil sie eine Frau ist, daß wäre eine Frage für einen modernen Vulgärdiskurs, dem man sich dieser Film in vielerlei Hinsicht nicht ergeben muss. Man hat aber immer den Eindruck, als würden diese Jugendlichen und ihre Probleme ernst genommen. Etwas, was im Zuge der 2010er mit Filmen wie Spider-Man: Homecoming (2017) auch wieder an Fahrt aufgenommen hat. Gerade in dieser Phase des Lebens lassen sich doch meist die eindringlichsten Geschichten erzählen.

Selbst wenn man also die Klischees der fleißigen Schülerinnen oder der des mobbenden It-Girls nur umdreht, dann hat man dennoch im Kern sympathische Figuren. Das mag nie etwas Geniales zu sich haben, aber vielleicht braucht Booksmart auch nichts Geniales um zumindest ein guter Film zu sein. Da reicht vielleicht auch eine seltsame Person, die immer dann an einem Ort, wo sie eigentlich nicht sein kann. Das sind alles nette Ideen, die darin bemüht sind, Booksmart ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. Ob das wirklich gelingt, oder doch nur ein plumper Versuch ist, sollte man dann im Endeffekt für sich selbst entscheiden. Über die Frage, ob man das Thema der Homosexualität einer Hauptfigur im Film überhaupt herausstellen sollte, kann man sicherlich streiten. Ich für meinen Teil empfinde es nicht als wichtig und da gelingt Wilde mit ihrem Film etwas, was im modernen Film oft viel zu verkrampft und unehrlich daherkommt: Sie zeigt es einfach. Während in anderen Werken noch darauf hingewiesen würde, wie lesbisch/schwul/bi man doch sei und wie vollkommen ok das ist, ist in Booksmart das Thema der Sexualität zwar wichtig, nicht aber der Ausprägung dieser. Und genau so soll es sein, denn so ist es im Film schon immer gewesen, wenn man nicht gerade einen Film dreht, der sich komplett auf das Thema Sexualität stürzt.

Viel reden muss man über Booksmart eigentlich nicht. Genrevorbilder und Kollegen können das, was sie in diesem Film tun sicherlich auch. Er ist nett, vielleicht durch seine Hauptfiguren und der Chemie ihrer Schauspielerinnen sogar ein bisschen mehr. Ob dieser Film aber die Welt verändert, das kann man schon bezweifeln.

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Booksmart Bewertung
Bewertung des Films
610

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