
Bewertung: 3 / 5
Als die Kree-Heimat Hala im Sterben liegt, nutzt deren neue Anführerin Dar-Benn (Zawe Ahston) jedes Mittel um ihre Heimat zu retten. Unterdessen sorgt ein seltsames Wurmloch dafür, daß Captain Marvel (Brie Larson) zusammen mit der Tochter ihrer besten Freundin, der S.A.B.E.R.-Astronautin Monica Rambeau (Teyonah Parris) und dem Captain Marvel-Fangirl Kamala Khan (Iman Vellani) regelmäßig die Plätze tauschen. Nun müssen sie sich zusammenschließen, um die Bedrohung zu bekämpfen.
Vor einigen Jahren wurde Captain Marvel (2019) das unkluge Produkt einer polemischen Debatte rund um einen Diskurs, für den der Film nie taugte. Nun, ein paar Jahre später und mit dem Rücken zur Wand gedrängt, starten die Marvel Studios den verzweifelten Versuch, eine Figur wiederzubeleben, die nur im Schatten des übergroßen Avengers: Endgame (2019) überhaupt zu Erfolg kam. Man kann natürlich auf eine viel zu weiße und männliche Zuschauerschaft zurückführen und damit jedwede Kritik, die sich über Banalitäten hinaus erstreckt, direkt im Keim ersticken, man kann aber auch jetzt spätestens bei diesem Werk versuchen nach Inhalt zu suchen. Und man muss sagen, daß der Film da nicht allzu viel liefert. Nun tun das die wenigsten Blockbuster wohl, daß ist sicherlich richtig. Aber hier muss man ganz deutlich sagen, daß der Film ziemlich faul geschrieben wurde, was vor allem bedeutet, daß eine letztlich nachvollziehbare Geschichte hier nicht zu finden ist. Alles wirkt wirr und das trotz dessen, daß die grundsätzliche Geschichte eigentlich erschreckend banal ist. Es will halt jemand Rache. Und daß Rache dann in Gewalt mündet, nun daß ist eben ein weiteres Comic-Klischee, daß Regisseurin Nia DaCosta in ihrem Werk aufgreift, doch damit tut man sich eben keinen Gefallen.
Trailer zu Captain Marvel 2 - The MarvelS
Unfreiwillig muss man sagen, gelingt es The Marvels dann aber doch ganz gut eine recht treffende Gesellschaft darzustellen. Rassenkonflikte, sinnlose Spaltung, all das reißt der Film hier an. Und klar, man kann das faule Schreibe nennen, weil man den Konflikt zwischen Kree und Skrull nach wie vor nicht so richtig greifen kann. Auf der anderen Seite spiegelt das aber wiederum auch die westliche Gesellschaft ganz gut wider. Denn immerhin scheint ja die brisantesten Fragen einer Gesellschaft nach wie vor zu sein, wo jemand herkommt, warum er hier ist und wann er wieder geht. Klar, so ganz explizit will The Marvels das auch nicht machen, denn immerhin will man am Ende des Tages auch wieder Geld verdienen, aber der Subtext schwingt da schon sehr deutlich mit. Es ist für den geneigten Zuschauer aber dennoch schwierig ein übergreifendes Thema auszumachen, weil der Film sich viel zu sehr in seiner Grundidee mit dem Platztausch der Heldinnen verliert. Nun kann man sagen, daß einige Sequenzen dadurch schon kreativ wirken und der grundsätzliche Spaß, auch bedingt durch die kurze Laufzeit nicht verloren geht. Auf der anderen Seite konterkariert der Film somit auch jedwede politische Debatte. Es fühlt sich mitunter so an, als sei The Marvels eine Art Plakat, daß da an einer Autobahn steht und allen Rassisten den Mittelfinger zeigt und sich von keinem Sturm umhauen möchte. Nur fehlt es über die grundsätzliche Idee, einfach an einer eindeutigen Aussage.
Nun muss man sagen, daß DaCosta bereits mit Candyman (2021) ein Franchise zurückholte, daß eigentlich nicht vieles zu bieten hatte. Denn auch Clive Barkers Kurzgeschichte ist nicht sonderlich einfallsreich. Aber erfolgreich war das und man würde DaCosta schon den Erfolg gönnen, weil sie nämlich alles versucht, um in diesem Film über das schwache Drehbuch hinwegzutäuschen. Doch das gelingt nicht so ganz. Sicherlich geht der Film dabei nie über Mittelmaß hinaus, man muss aber sagen, daß der Film als wahnsinnig platte Komödie mitunter zünden kann. Es ist schon irgendwie seltsamer Nonsens, wenn ein ganzes Schiff in irgendwelchen Space-Katzen evakuiert wird. Und für solche Ideen muss man dem Film durchaus einen gewissen Respekt zollen. Ebenso für die drei Hauptdarstellerinnen, von denen man besonders Brie Larson loben muss. Zwar bekommt ihre Figur vielleicht hier auch erstmals so etwas wie einen interessanten Hintergrund und eine Motivation geboten, doch kann Larson schauspielerisch hier aber auch so etwas wie weitere Facetten zeigen. Daß war im Vorgänger sicherlich nicht der Fall. Über die serielle Beliebigkeit und den Episodencharme geht der Film aber dann dennoch nicht hinaus, weil er einfach abseits gelungener Frauenpower und Repräsentation eigentlich auch nur weitererzählt, statt etwas zu erzählen. Klingt komisch, ist aber genauso richtig.
Offenkundig und einfach auch inzwischen ein Teil der Marvel Studios ist, daß hier wieder das Thema der Familie propagiert wird. Es ist wie in Fast & Furious 10 (2023), nur mit besserem Schauspiel und mehr Schauwerten. Ja, daß ist eben konservativ, sind die Marvel-Filme seit einer ganzen Weile. Dazu muss man sagen, daß alle Schauspieler auch einen gewissen Charme haben und dadurch, daß man hier einen sehr bunt zusammengewürfelten Cast hat, auch die Diversität der Familie im Vordergrund steht. Wir gehören als Menschen doch alle letztlich zusammen. Daß ist zumindest eine der Kernaussagen vom Film. Erschreckend wenig und erschreckend gewöhnlich reicht das auch nicht an große Filme heran und das schon eine ganze Weile nicht mehr. Konflikte, wie etwa zwischen Carol Danvers und der Semi-Ziehtochter Monica Rambeau laufen ebenso ins Leere und was verbleiben soll, sind ein paar Witze und ein paar tolle Effekte. Interessant ist zudem, daß sich der Film dabei ab einem gewissen Zeitpunkt die ein oder andere Musical-Nummer erlaubt, die ebenso nett ist, aber auch keinen tieferen Sinn hat. Ja, daß ist natürlich gewollt so offen gehalten, sorgt aber auch dafür, daß man eben nie über Mittelmaß hinausgeht.
Ein paar Themen reißt The Marvels an, wenn er sich politisch äußert. Doch dann bleibt er stehen und liefert nur noch Unterhaltung. Das ist ein wenig seltsam und irgendwie wieder nicht, bedankt man, daß der Vorgänger so polarisierte. Kurzzeitig unterhaltend ist der Film definitiv, aber auch genauso schnell wieder vergessen.
