Bewertung: 3.5 / 5
Auch Amazon Prime wartete in Konkurrenz zu Netflix am gleichen Tag, nämlich am 30. August, mit einer neuen Fanatsyserie auf, der Fantasythriller-Serie Carnival Row mit Orlando Bloom. Auch diese Serie ist nichts für Kinder, denn es geht dabei finster, blutig, mit auch mal rüder Sprache und reichlich Sex zu. Kann der Mix aus The Alienist (oder auch Ripper Street) und Grimm mit ab und an dem Game of Thrones-Faktor und einer Prise Dracula-Puck-Feeling überzeugen?
In Carnival Row leben in einer viktorianisch angehauchten Noir-Stadt Menschen, Feen und andere Fabelwesen Seite an Seite. Inspektor Rycroft "Philo" Philostrate (Bloom) ist einem Serienmörder auf der Spur, der es offenbar auf mystische Kreaturen, genannt "Kreas", abgesehen hat - nur um feststellen zu müssen, dass seine dunkle Vergangenheit ihn einholt und er bei den Mordfällen schon bald selbst zum Hauptverdächtigen wird...
Trailer zu Carnival Row
Auch wenn Orlando Bloom einen hervorragenden Hauptdarsteller und Inspektor in Carnival Row abgibt und Cara Delevingne (Enchantress in Suicide Squad) als rebellische Fee Vignette wirklich zauberhaft ist, auch wenn die beiden als Liebespaar, das durch einige süße Höhen und tragische Tiefen geht, wirklich überzeugen - man braucht dennoch die ganze acht-episodige Staffel, um in dieser Noir-Fantasywelt wirklich so richtig anzukommen. Und vor allem, um auch mit den ganzen Nebensträngen der Handlung warm zu werden, die etwas zu lange scheinbar verbindungslos nebeneinander her laufen.
Dass Carnival Row sicher nicht ein solches Budget zur Verfügung hatte wie Game of Thrones merkt man der Serie ab und an mal an, vor allem hängen die Feenflügel manchmal etwas zu arg läppisch, nämlich als ersichtlich künstliche Lappen, herab. Die Flüge sind dagegen cool, und wir hätten die Flügel gern öfter leuchten sehen. Auch wenn es was hat, dass das Leuchten einer gewissen Situation vorbehalten ist. Kenner wissen, was wir meinen. ;-)
Doch im Verlauf der Folgen hat uns Carnival Row dennoch gut unterhalten, die Spannung, wer denn nun hinter den Serienmorden steckt, bleibt schon bald nicht mehr der einzige Grund, weiterschauen zu wollen. Die Charaktere gewinnen nach und nach an Tiefe, selbst scheinbare Nebenfiguren werden plötzlich richtig spannend. Die politischen Intrigen, die anfangs noch etwas lahm dahinplätschern, gewinnen im Verlauf an Spannung, und in den letzten Folgen werden Verbindungen klar und es schließen sich so einige Kreise.
Auch wenn manches erahnbar ist, sind in Carnival Row genug interessante und auch mal schockierende Wendungen vorhanden, und wie es sich für einen Thriller gehört, wird reichlich gestorben. Flashbacks sorgen für mehr Hintergrund zum Liebespaar wie auch anderen Figuren, auch wenn manche sicher erst in Staffel 2 noch tiefergehender beleuchtet werden. Als Fantasywesen stehen zwar die Feen und Faune (letztere genannt Pucks) im Vordergrund, aber auch Trolle, Kobolde, Hexen und Zentauren tauchen auf. So mancher mag sich auch an die SciFi-Serie Defiance erinnert fühlen, hier eben in der Fantasyversion.
Kurz, wenn man Carnival Row genug Zeit genehmigt, die düstere Magie dieser Welt zu entfalten, wird man schließlich trotz einiger allzu bekannter Klischees mit einer soliden Noir-Fantasythriller-Serie belohnt, die man dann doch auf seine Watchlist für Staffel 2 setzt. Ja, viele Themen sind nicht neu und aus diversen Vorläufern zusammengemixt, aber der Mix erzeugt dennoch genug Eigenheiten, die zum Weiterschauen verleiten. Zumal das hier fabulöse Refugee- und Rassismusthema (leider) aktueller denn je ist. Luft nach oben ist auf jeden Fall, und wir sind gespannt, wie die Finalsituation, die zwar den Fall abschließt, aber auch Neues eröffnet, sich in Staffel 2 weiter entwickeln wird.