Bewertung: 3.5 / 5
Eine "normale" Doku über sich selbst wollte Charlotte Rampling nie drehen. Zusammen mit der deutschen Regisseurin Angelina Maccarone (Verfolgt) gelang es ihr jedoch, ein Konzept zu entwickeln, das die Schauspiel-Ikone letztlich für tragfähig hielt. Charlotte Rampling - The Look heißt das Werk, in dem sie mit Freunden wie dem Bestseller-Autor Paul Auster oder dem provokativen Fotografen Juergen Teller über existenzielle Themen spricht.
Für den richtigen "Look" des Films sorgt, dass Rampling die beteiligten Personen - alles "ganz spezielle Menschen" - an ihren jeweiligen Wohnorten in New York, Paris oder in England trifft. Im starken Eröffnungssegment "Exposure" spricht sie mit dem Starfotografen Peter Lindbergh über ihren Beruf, das Spiel mit der Kamera und ihren berühmten Blick, der Regisseure von Luchino Visconti über Woody Allen bis François Ozon faszinierte. Dann schnappt sich die Rampling Lindberghs Apparat und bringt den Überrumpelten dazu, vor der Linse zu posieren. Der spontane Moment zeigt das Spielerische ihrer Freundschaft, aber auch eine Frau, die sich in der Rolle der Tonangebenden wohlfühlt.
Ihre immer etwas kühl wirkende Schönheit und der reservierte Blick brachten Charlotte Rampling den Ruf einer komplizierten Frau ein. Auch die Regisseurin Angelina Maccarone hätte jeden Grund, sich über die 65-Jährige zu beklagen. Die 16 Drehtage für The Look verteilten sich auf drei Jahre. Die Idee, sich selbst in einem Film in den Mittelpunkt zu stellen, forderte sie dagegen ungewöhnlich heraus und ließ sie immer wieder am Projekt zweifeln. Dabei kennt Charlotte Rampling eigentlich keine Hemmungen. Sie scheut sich sonst weder vor provokanten Rollen noch davor, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Tabu, Tod, Schönheit und Liebe gehören zu den Themen, über die Charlotte Rampling mit ihren Freunden und Wegbegleitern spricht. Der Schriftsteller Paul Auster (Kapitel "Alter") ist ein vertrautes Gesicht, ansonsten erweist es sich als schwer zu erfassen, wen man da vor sich hat und in welcher Beziehung die Personen zu Charlotte Rampling stehen. Mit biografischen Details geht der Film sehr sparsam um. Selbst ihren Sohn Barnaby Southcombe, den Charlotte Rampling im Kapitel "Resonance" trifft, können Zuschauer, die mit ihrem familiären Hintergrund nicht so vertraut sind, nicht sofort identifizieren.
Auch aus der Filmografie werden ohne weitere Erklärungen Werke herausgegriffen. Manchmal passt das haargenau zum Thema, wenn Rampling zu Szenen von In den Süden über Begehren spricht - im Film von Laurent Cantet spielt Rampling eine Sextouristin. Manchmal aber wird man mit Filmausschnitten konfrontiert, die zwar Interesse wecken, in der Dokumentation aber etwas zusammenhangslos eingestreut wirken.
Charlotte Rampling kann dennoch beruhigt sein. The Look und die Art, wie die Schauspielerin sich und ihre Persönlichkeit präsentiert, bieten genug Interessantes, um 97 Minuten zu füllen. Die Herangehensweise untermauert Angelina Maccarones Feststellung, dass Rampling "für ihre Aura noch berühmter zu sein scheint als für ihre Filme und Fotos".
Charlotte Rampling - The Look bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Diemuth Schmidt)